Voodoo in London
Trommeln. Die Bespannung bestand aus einem seltsamen Material. Es ging das Gerücht, dass es sich dabei um Haut handeln sollte. Bestätigt worden war dies nie.
»Verteilt euch im Flur«, ordnete Querada an »und tut eure Pflicht, wie man euch befohlen hat.«
Stumm kamen die Männer der Aufforderung nach. Sie waren allesamt dunkelhäutig, hatten das Trommeln bis zur Perfektion entwickelt und würden nun ihren ersten großen Auftritt erleben. Querada überwachte die Aufstellung.
Er schaute zu, wie sich die Trommler an den Wänden aufstellten. Versetzt standen sie da, die Arme angewinkelt, und aus ihren Fäusten schauten die Trommelstöcke.
Querada hob den Arm. »Jetzt«, sagte er und ließ die Hand nach unten fallen.
Die fünf Männer begannen zur gleichen Zeit, als wäre alles genau einstudiert worden. Im nächsten Augenblick hallte der dumpfe Trommelklang durch den Gang. Er steigerte sich von Sekunde zu Sekunde und erfüllte bald den gesamten Keller mit seiner dumpfen Todesmelodie…
***
Über Nacht hatte es einen Witterungsumschwung gegeben. Die Temperaturen waren bis über den Gefrierpunkt geklettert. Das allein hätte uns nicht weiter gestört. Leider fiel auch Regen aus dem wolkenverhangenen Himmel. Er legte sich auf den gefrorenen Boden nieder, und dies führte zur Bildung des Glatteises. London wurde zu einer Rutschfalle. Zwar waren Streudienste in Alarmbereitschaft versetzt worden, doch sie konnten nicht so schnell eingreifen und so effektiv arbeiten, wie es nötig gewesen wäre. London besitzt Tausende von Straßen. Sie alle sollten gestreut werden, was ein Ding der Unmöglichkeit war. So konzentrierte man sich zunächst auf die Hauptstraßen und ließ die Nebenstraßen außer Acht. Suko und ich hatten den Rest der Nacht in unseren Wohnungen verbracht. An Schlaf hatte ich zwar gedacht, diesen Gedanken jedoch nicht in die Tat umsetzen können. Zu stark lastete der Druck der Verantwortung auf uns. Wir ahnten, dass in London eine Bombe tickte, und ich fühlte mich am Morgen, als ich unter der Dusche stand, dementsprechend gerädert.
Auch die Wechselbäder schafften die Müdigkeit nicht aus meinen Knochen. Wenn ich mich hingelegt hätte, hätte ich dennoch nicht schlafen können. Ich war innerlich zu aufgeregt und stand wie unter Strom.
Ins Büro fuhr ich natürlich nicht mehr. Es war abgemacht worden, dass wir direkt unser Ziel ansteuerten.
Ich vernahm die Nachrichten aus dem Radio. Und die hörten sich nicht gerade gut an. In London war es wegen des Glatteises zu einem perfekten Chaos gekommen. Vorsichtigen Schätzungen nach zu urteilen konnte es bis zum Nachmittag dauern, bevor man das Chaos einigermaßen unter Kontrolle bekam. Es lief praktisch nichts mehr, und wer laufen oder fahren wollte, der musste rutschen. Bill rief mich an. Er war zu Hause geblieben und hatte vorbeikommen wollen, doch das Glatteis machte diesen Vorsatz zunichte.
»Der Wettergott steht auf Seiten unserer Gegner«, fluchte er. »John, ich komme hier nicht weg. Nicht mal bis zum Zaun. Das ist alles spiegelglatt.«
»Dann lass es bleiben.«
»Aber es war abgemacht…«
»Du musst umdenken, Bill. Wir sitzen ebenfalls fest, und dem Großaufgebot an Polizisten wird es nicht anders ergehen. Auch wir müssen die Folgen tragen.«
»Wann wollt ihr los?«
»Keine Ahnung. Hast du die Radiodurchsagen gehört?«
»Ja.« Bills Antwort klang brummig. »Man rechnet erst am Nachmittag damit, dass sich das Chaos auflöst.«
»So ist es, mein lieber Bill. Deshalb werden auch wir zu Hause bleiben.«
»Ruft ihr denn an, wenn es losgeht?«
»Schon.«
»Gut, bis später.«
Bill hatte kaum aufgelegt, als der Apparat klingelte. Sir James wollte etwas von mir.
»Lassen Sie Ihre Leitung nicht immer so lange besetzt!« motzte er mich an.
»Schon gut, Sir.« Der Alte hatte schlechte Laune, und das konnte ich sehr gut verstehen.
»Ich möchte auf den Großeinsatz zurückkommen«, sagte mein Chef.
»Es sieht nicht gut aus.«
»Das Wetter…«
»Auch«, gab Sir James zu. »Aber meine Befürchtungen trafen zum Teil ein. Der Raub am Airport hat Vorrang. Ich bekomme nicht die Anzahl Männer, die ich haben wollte.«
»Wie viele denn, Sir?«
»Die Hälfte.«
»Das ist immerhin etwas.«
»Oder auch nicht, wenn man das Glatteis dazurechnet. Tut mir leid, da kann ich nichts ändern.«
»Das heißt, Suko und ich müssen uns allein durchwursteln.«
»So ungefähr. Und erst einmal abwarten, bis das Glatteis einigermaßen unter Kontrolle
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