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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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aber es ging nicht.
    Der Gedanke an Boukman ging ihm nicht aus dem Kopf. Boukman, der schon auf freiem Fuß gewesen war, während er noch im Knast gesessen hatte. Boukman, der ihm ins Gesicht lachte, der noch mehr Kinder aufschlitzte. Er wusste nicht, was ihn wütender machte. Er hätte ihn umbringen sollen, als er die Gelegenheit dazu gehabt hatte.
    Er stand auf, schaltete das Licht an und nahm sich Joes Akte über die Carvers vor. Er hörte nicht auf zu lesen, bis er sie durch hatte.

    Kein Mensch schien genau zu wissen, woher die Carvers stammten oder wann sie zum ersten Mal in Haiti aufgetaucht waren. Einer Version zufolge handelte es sich um Nachfahren polnischer Soldaten, die in den 1790er Jahren en masse aus Napoleons Armee desertiert waren, um sich auf die Seite von Toussaint L’Ouverture und seinen Revolutionären zu schlagen. Dann wieder wurde die Familie mit dem schottischen Clan der MacGarvers in Verbindung gebracht, die im 18. und 19. Jahrhundert auf der Insel gelebt und Mais- und Zuckerrohrplantagen betrieben hatten.
    Unstrittig war, dass Fraser Carver, Allains Großvater, 1934 bereits Multimillionär gewesen war und damit nicht nur der reichste Mann Haitis, sondern einer der Wohlhabendsten der ganzen Karibik. Sein Vermögen hatte er mit billigen Grundnahrungsmitteln gemacht, mit denen er die Insel überschwemmt hatte: Reis, Bohnen und Milch (in Form von Milchpulver und Kondensmilch), Maismehl und Bratöl, vom amerikanischen Militär mit riesigem Rabatt für ihn eingekauft und gratis nach Haiti verschifft. Damit hatte er innerhalb kürzester Zeit viele Konkurrenten vom Markt verdrängen können und schließlich das Monopol auf praktisch alle importierten Lebensmittel besessen, die es im Land zu kaufen gab. Ende der 1930er Jahre gründete er die zweite Nationalbank des Landes, die Banque Populaire d’Haïti.
    Als Fr aser Carver 1947 starb, hinterließ er Allains Vater Gustav ein Wirtschaftsimperium. Gustavs Zwillingsbruder Clifford wurde 1959 tot in einer Schlucht aufgefunden. Offiziell hieß es, er sei bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Dabei war in der Nähe des Toten, dem offenbar alle Knochen im Leib gebrochen waren, kein Fahrzeug gefunden worden, weder ein verunfalltes noch ein intaktes. Im CIA-Bericht wurde ein ungenannter Zeuge zitiert, der gesehen haben wollte, wie Angehörige der Miliz – der VSN oder Tontons Macoutes, wie sie im Volksmund hießen – Clifford in einen Wagen gezerrt hatten. Der Bericht kam zu dem Schluss, Gustav Carver habe seinen Bruder mit Hilfe seines Freundes und Geschäftspartners François »Papa Doc« Duvalier, des Präsidenten Haitis, umbringen lassen.
    Gustav Carver und François Duvalier hatten sich 1943 in Michigan kennengelernt. Duvalier war einer von zwanzig haitianischen Ärzten gewesen, die an der Universität von Michigan in öffentlicher Gesundheitspflege ausgebildet wurden. Carver war geschäftlich in der Stadt. Ein gemeinsamer Freund hatte die beiden zusammengebracht, nachdem Duvalier – der den Ruf und die Legenden um die Familie Carver kannte –, darauf bestanden hatte, Gustav kennenzulernen. Als Carver später einem Freund von dem Treffen erzählte, brachte er seine Überzeugung zum Ausdruck, dass Duvalier eine große Zukunft vor sich habe und zum Präsidenten Haitis tauge.
    Zu jener Zeit litten drei Viertel der Bevölkerung an der Frambösie, einer hochgradig ansteckenden und entstellenden Tropenkrankheit, die nach und nach Glieder, Nasen und Lippen wegfraß. Opfer der Krankheit wurden unweigerlich die barfuß laufenden Armen, da die Erreger in Form von Spirochäten über die nackten Füße in den Körper eindrangen.
    Duvalier wurde in die am schlimmsten betroffene Region Haitis entsandt, ins Landkrankenhaus von Gressier, fünfzehn Meilen südwestlich von Port-au-Prince. Nach kurzer Zeit ging ihm das Penicillin aus, das er zur Heilung der Kranken benötigte. Er orderte Nachschub aus der Hauptstadt, doch es wurde ihm mitgeteilt, dass die Vorräte so gut wie aufgebraucht seien und er eine Woche auf die nächste Lieferung aus den USA würde warten müssen. Also bat er Gustav Carver um Hilfe. Der schickte unverzüglich zehn LKWs mit Penicillin, Betten und Zelten auf die Reise.
    Duvalier befreite die gesamte Region von der Frambösie, und sein Ruf breitete sich rasch unter der armen Bevölkerung aus. Viele legten auf ihren verkrüppelten Beinen weite Strecken zurück, um sich von ihm heilen zu lassen. Ihnen verdankte er den Namen »Papa Doc«. Und so

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