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Voodoo

Voodoo

Titel: Voodoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stone
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noch ein anderer Teil hatte sich ganz klein gemacht und zusammengerollt und den gedemütigten Kopf vor Scham eingezogen.
    Dann fielen ihm Huxleys Visitenkarte und die Sinatra-CD ein, die er in die Innentasche gesteckt hatte. Die Karte war noch da, die CD nicht. Sie musste ihm aus der Tasche gefallen sein, als er in das Schlagloch gestolpert war. Er knüllte den Anzug zusammen und warf ihn in die Ecke, zog das Hemd aus und rieb sich trocken. Dann stieg er aus der Unterhose, knüllte alles zusammen und ging ins Badezimmer, wo er die Sachen in den Wäschekorb warf, bevor er unter die Dusche stieg.
    Er drehte das Wasser auf, und ein eiskalter, weißer Strahl schoss aus dem Duschkopf und brannte ihm auf der Haut. Er schnappte vor Schreck nach Luft und wollte den Strahl herunterdrehen. Aber er spürte die aufgestaute Wut und die Angst und die Frustration in sich brodeln, unverbraucht und ungenutzt. Wenn er sie nicht herausließ, sich nicht abreagierte, würden sie immer wieder da sein, sobald er aus dem Haus trat. Also drehte er den Hahn voll auf, bis die Rohre wackelten und schepperten und die Schellen zu sprengen drohten, mit denen sie an der Wand befestigt waren. Er ließ sich das eiskalte Wasser auf den Körper prasseln, bis es wehtat. Und klammerte sich an dem Schmerz fest, während er sich in Gedanken der Demütigung stellte, aus der er gerade noch auf allen vieren herausgekrochen war.
    Sie hatten ihn gedemütigt, eine Horde Blagen hatte ihn gedemütigt. Und wäre da nicht der Kerl im Jeep gewesen, sie hätten ihn umgebracht. Was sollte man machen, wenn Kinder einem nach dem Leben trachteten? Brachte man sie um, musste man in der Hölle schmoren. Tat man es nicht, ließen sie dich schmoren.
    Keine Lösung, kein Ventil. Seine Wut kroch von dannen und suchte sich ein Versteck, um darin auf den nächstbesten armen, ahnungslosen Idioten zu warten, der sie wieder anstachelte.
    Er trocknete sich ab und ging ins Schlafzimmer. Zum Schlafen war er zu aufgedreht. Er wollte mehr Rum. Er wusste, dass das ein Fehler war, die falsche Art zu trinken – und dass, sollte er es trotzdem tun, er den wohlvertrauten Weg in Richtung Alkoholsucht beschreiten würde. Aber all das war ihm genau in diesem Moment herzlich gleichgültig.
    Er zog sich eine Hose und ein weißes T-Shirt über und schlurfte zur Küche.
    Er öffnete die Tür und schaltete das Licht ein.
    Am Tisch saß Francesca Carver.
    »Was zum Teufel wollen Sie denn hier?«, fragte Max und trat vor Schreck einen Schritt zurück.
    »Mit Ihnen reden.«
    »Wie sind Sie reingekommen?«
    »Das ist unser Haus, schon vergessen?«, erwiderte sie im Tonfall arroganter Ungeduld.
    »Worüber wollen Sie reden?«
    »Über Charlie – es gibt da einiges, das Sie wissen sollte n.«

    Max ging los, um sein Notizbuch und den Kassettenrekorder zu holen, während Francesca am Tisch sitzen blieb, Mineralwasser aus dem Kühlschrank trank und französische Gitanes aus einer schicken blauweißen Schachtel rauchte. Die Dinger stanken wie die Pest, aber sie standen ihr gut – genau die Sorte dicker, weißer Filterloser, die immer in den Zigarettenspitzen klassischer Filmdiven aus den vierziger und fünfziger Jahren steckten.
    Max vermutete, dass ihm der Gestank bei der Heimkehr nicht aufgefallen war, weil er selber noch viel schlimmer gestunken hatte.
    »Bevor ich anfange, müssen Sie mir etwas versprechen«, sagte sie, als Max zurückkam.
    »Kommt drauf an«, sagte Max. Sie sah anders aus, viel entspannter und hübscher, weniger verhärmt. Sie hatte sich umgezogen, trug jetzt eine hellblaue Bluse zum langen Jeansrock und Turnschuhe. Das Haar trug sie offen, und sie hatte Make-up aufgelegt, größtenteils um die Augen.
    »Sie dürfen nichts von dem, was ich Ihnen jetzt erzähle, an Gustav weitergeben.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es ihm das Herz brechen würde und weil sein Leben ohnehin schon am seidenen Faden hängt. Versprechen Sie mir das?«
    Schwachsinn, dachte Max. Diese Frau hegte keinerlei Sympathie für Gustav Carver. Überhaupt, für wie dämlich hielt sie ihn? Einen so butterweichen, klagenden Ton anzuschlagen, als wollte sie direkt nach seinem Herzen greifen. Sie musste eine Schauspielschule besucht haben, um ihre Stimme so verändern zu können, um jedes Wort in eine Träne zu verpacken, bevor sie es über die Lippen brachte.
    »Und was ist der wahre Grund?«, fragte Max und sah ihr fest in die Augen.
    Sie zuckte nicht mit der Wimper, erwiderte seinen Blick. Ihre Augen waren kalt und hart

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