Vor aller Augen
verschnürt.
Mit Klebeband geknebelt.
Lizzie konnte nicht um Hilfe rufen, konnte nur in ihrem Kopf schreien.
Bitte, helft mir!
Irgendjemand, bitte!
Ich bin hier! Ganz in der Nähe.
Ich will nicht sterben.
Er hatte ihr erklärt, dass eines feststand: Er würde sie töten.
17
Aber niemand konnte Lizzie Connolly hören. Die Party ging weiter, wurde lauter, extravaganter und vulgärer. Elfmal setzten protzige Limousinen weibliche Gäste in Schuhen mit hohen Absätzen vor der Ufervilla in Fort Lauderdale ab. Die Limousinen fuhren davon und warteten nicht auf ihre Fahrgäste. Das fiel niemandem auf, zumindest zeigte es niemand.
Es achtete auch niemand darauf, wenn dieselben Gäste, welche nachts eingetroffen waren, in Autos wegfuhren, mit denen sie nicht gekommen waren. Sehr teure Autos, die besten der Welt â und samt und sonders gestohlen.
Ein Footballspieler verlieà die Party in einem dunkelbraunen Rolls-Royce-Corniche-Cabrio, Wert 363 000 Dollar, maÃgefertigt, von der Farbe über das Holz bis zur gesamten Ausstattung.
Ein weiÃer Rap-Star fuhr mit einem azurblauen Aston Martin Vanquish davon, Preis 228 000 Dollar, von null auf hundert in unter zehn Sekunden.
Die teuersten Autos waren die in Amerika gebauten Saleen 57 mit den Möwentüren, die wie Haie aussahen und 550 PS unter der Haube hatten.
Insgesamt wurden elf sehr teure, sehr gestohlene Autos an Käufer im Haus geliefert.
Ein silberner Pagani Zonda für 370 000 Dollar. Der Motor des italienischen Rennwagens bellte, heulte und brüllte.
Ein silberner, mit orangefarbenen Streifen versehener Spyker C8 Double 12 mit 620 PS.
Ein bronzefarbener Bentley Azure Mulliner für 376 000 Dollar.
Ein Ferrari 575 Maranello â 215 000 Dollar.
Ein Porsche GT2.
Zwei Lamborghini Murcielagos â goldfarben -, 270 000 Dollar pro Stück, wie alle Lamborghinis nach einem berühmten Stier benannt.
Ein Hummer H1 â vielleicht nicht ganz so heià wie die anderen Schlitten, aber ihm kam nichts in die Quere.
Der Gesamtwert der gestohlenen Autos belief sich auf über drei Millionen, verkauft wurden sie für knapp zwei.
Damit konnte man durchaus mehr bezahlen als die Sachertorten, die aus Wien eingeflogen worden waren.
AuÃerdem war der Wolf ein Fan schneller, schöner Autos ⦠von allem , was schnell und schön war.
18
Am nächsten Tag flog ich zurück nach Washington, D. C., und um sechs Uhr abends war ich zu Hause. Mein Tagwerk war vollbracht. In Zeiten wie diesen hatte ich beinahe das Gefühl, wieder richtig zu leben. Ich hatte wohl doch das Richtige getan, als ich zum FBI wechselte. Möglicherweise⦠Als ich aus dem uralten schwarzen Porsche stieg, sah ich Jannie auf der vorderen Veranda. Sie spielte Geige, denn sie wollte die nächste Midori werden. Ihr Spiel war beeindruckend â jedenfalls für mich. Wenn Jannie etwas wollte, dann lieà sie nicht locker.
»Wer ist die wunderschöne junge Lady, die diese Juzek so perfekt hält?«, fragte ich, als ich über den Rasen zu ihr ging.
Jannie blickte in meine Richtung, sagte nichts, lächelte aber so wissend, als ob nur sie das Geheimnis kannte. Nana
und ich waren an ihrer Ausbildung beteiligt, das war die Suzuki-Unterrichtsmethode. Wir hatten die Methode leicht für unsere Bedürfnisse abgeändert. Eltern nahmen am Ãben teil, und das schien sich auszuzahlen. Bei der Suzuki-Unterrichtsart wurde groÃer Wert darauf gelegt, dass Wettbewerb und dessen negative Auswirkungen vermieden wurden. Eltern mussten sich zahllose Bänder anhören und am Unterricht teilnehmen. Ich war selbst zu vielen Stunden gegangen, Nana hatte den Rest übernommen. Auf diese Weise wuchsen wir in die Doppelrolle des »Heimlehrers« hinein.
»Das klingt wunderschön. Was für herrliche Klänge beim Heimkommen«, sagte ich zu Jannie. Ihr Lächeln war jede Anstrengung meines Arbeitstages wert.
»Um das wilde Tier zu besänftigen«, sagte sie schlieÃlich. Die Geige unter einem Arm, den Bogen nach unten gerichtet, verneigte Jannie sich tief. Dann spielte sie weiter.
Ich saà auf den Verandastufen und lauschte. Nur wir beide, die untergehende Sonne und die Musik. Das wilde Tier war besänftigt.
Nachdem sie mit dem Ãben fertig war, aÃen wir zu Abend und fuhren dann schnell zum Kennedy Center zu einem der Gratisprogramme im Grand Foyer. Heute Abend ging es um »Liszt und
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