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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Essen sitzt.«
    Dann deutete Damon auf mich und er lächelte nicht.
    Er sah plötzlich aus, als sei ihm schlecht. » Dad «, sagte er leise. »Für dich.«
    Ich stand auf und nahm ihm das Telefon aus der Hand.
    Â»Bist du okay?«, fragte ich.
    Â»Es ist Ms. Johnson «, flüsterte Damon.
    Meine Kehle war wie zugeschnürt, als ich den Hörer nahm. Jetzt war mir schlecht. Und ich war verwirrt. »Hallo, hier ist Alex.«
    Â»Hier Christine, Alex. Ich bin in Washington. Nur für ein paar Tage. Ich würde gern Klein Alex sehen«, sagte sie.
    Es klang, als hätte sie die Rede einstudiert.
    Ich spürte, wie ich rot wurde. Warum rufst du hier an? Warum jetzt? , wollte ich sagen, tat es aber nicht. »Möchtest du heute Abend herkommen? Es ist ein bisschen spät, aber wir könnten ihn wach halten.«
    Sie zögerte. »Ich hatte eher an morgen gedacht. Vielleicht halb neun oder Viertel vor neun? Wäre das in Ordnung?«
    Â»Das passt prima, Christine. Ich werde hier sein«, erwiderte ich.
    Â»Oh.« Sie suchte offenbar nach Worten. »Du musst wegen mir nicht zu Hause bleiben. Ich habe gehört, du arbeitest jetzt fürs FBI.«
    Mein Magen verkrampfte sich. Christine Johnson und ich hatten uns vor über einem Jahr getrennt, hauptsächlich wegen der Mordfälle, an denen ich arbeitete. Sie war sogar wegen meiner Arbeit entführt worden. Wir hatten sie schließlich in einer Hütte in einer abgelegenen Region auf Jamaika gefunden. Dort wurde Alex geboren. Damals
hatte ich nicht gewusst, dass Christine schwanger war. Nach dieser schrecklichen Zeit war nichts mehr wie zuvor. Ich hatte das Gefühl, dass alles meine Schuld sei. Dann war sie nach Seattle gezogen. Es war Christines Idee gewesen, dass Klein Alex bei mir blieb. Sie hatte sich in psychiatrische Behandlung begeben und fühlte sich emotional nicht imstande, eine Mutter zu sein. Und jetzt war sie hier in Washington – »für ein paar Tage.«
    Â»Was führt dich zurück nach Washington?«, fragte ich schließlich.
    Â»Ich wollte unseren Sohn sehen«, antwortete sie. Ihre Stimme klang sehr weich. »Und ein paar Freunde besuchen.« Ich erinnerte mich daran, wie sehr ich sie geliebt hatte. Wahrscheinlich liebte ich sie immer noch in gewisser Weise, aber ich hatte mich mit der Tatsache abgefunden, dass wir nicht gemeinsam leben konnten. Christine konnte mein Leben als Polizist nicht ertragen und ich konnte dieses offensichtlich nicht aufgeben.
    Â»Na schön, ich komme morgen um halb neun«, sagte sie.
    Â»Ich werde da sein«, erwiderte ich.

55
    Halb neun, auf die Sekunde pünktlich.
    Ein silberner Taurus,ein Mietwagen von Hertz, hielt vor unserem Haus an der Fifth Street.
    Christine Johnson stieg aus, und obwohl sie das Haar streng nach hinten gekämmt und zu einem Knoten gesteckt hatte, musste ich zugeben, dass sie eine wunderschöne
Frau war. Groß gewachsen, schlank, die Gesichtszüge wie gemeißelt. Ich schaffte es nicht, sie zu vergessen. Und als ich sie jetzt wieder sah, blieb mir fast das Herz stehen, trotz allem, was zwischen uns gewesen war.
    Ich war nervös, aber auch müde. Ich fragte mich, wie viel Energie ich in den letzten anderthalb Jahren verloren hatte. Ein befreundeter Arzt hatte eine halb ernste Theorie, wonach unsere Lebenslinien in der Hand aufgezeichnet sind. Er schwört, er kann dort Stress, Krankheiten und Allgemeinzustand erkennen. Vor einigen Wochen hatte ich ihn besucht. Bernie Stringer erklärte, ich sei in exzellenter körperlicher Verfassung, aber meine Lebenslinien hätten im vergangenen Jahr einen schweren Schlag erlitten. Das war zum Teil wegen Christine, unserer Beziehung und der Trennung.
    Ich stand im Schutz der Fliegengittertür und hatte Alex auf dem Arm. Als Christine zum Haus kam, ging ich hinaus. Sie trug hohe Absätze und ein dunkelblaues Kostüm.
    Â»Sag Hallo«, sagte ich zu Alex und winkte seiner Mutter mit einem seiner Ärmchen zu.
    Ich war völlig aufgewühlt, Christine wieder zu sehen. Wir hatten eine so komplizierte gemeinsame Geschichte. Vieles daran war gut, aber das, was schlimm war, war wirklich schlimm. Ihr Mann war in ihrem Haus bei einem Fall, an dem ich arbeitete, erschossen worden. Ich war verantwortlich, dass sie beinahe gestorben wäre. Und jetzt lebten wir Tausende von Meilen voneinander entfernt. Warum war sie wieder in Washington? Selbstverständlich, um Klein

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