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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Monnie so bald ich konnte an und berichtete ihr, was geschehen war. Sie wurde stinksauer – und das zu Recht. Allerdings hatte sie sich gleich wieder in der Gewalt. »Na schön, jetzt wissen Sie, dass ich mich nicht so unter Kontrolle habe, wie ich wirke«, sagte sie. »Ach, die können mich mal! Ich habe nichts an die Washingtoner Presse weitergegeben, Alex. Das ist absurd. Wem sollte ich was erzählen? Dem Zeitungsjungen?«
    Â»Ich weiß, dass Sie nichts Unrechtes getan haben«, versicherte ich ihr. »Hören Sie, ich muss noch nach Quantico. Was halten Sie davon, wenn ich Sie und Ihre Jungs heute Abend zum Essen einlade? Nichts Großartiges«, fügte ich schnell hinzu, worauf Monnie laut lachte.
    Â»Gut, ich kenne ein nettes Lokal. Es heißt Command Post Pub. Treffen wir uns dort? Die Jungs gehen gern dorthin. Sie werden sehen, weshalb.«
    Monnie erklärte mir, wie ich zu dem Pub kam, der in der Nähe von Quantico an der Potomac Avenue lag. Nachdem ich kurz in meinem Büro vorbeigeschaut hatte, fuhr ich zum Pub, um Monnie und ihre zwei Jungs zu treffen. Matt und Will waren elf und zwölf, aber sie waren groß, wie ihr Vater. Beide bereits über einssiebzig.
    Â»Mom meint, Sie sind okay«, sagte Matt, als er mir die Hand schüttelte.
    Â»Das Gleiche hat sie auch über dich und Will gesagt«, erwiderte ich. Alle am Tisch lachten. Dann bestellten wir genau die Sachen, derentwegen man ein schlechtes Gewissen haben sollte: Hamburger, Chicken Wings, Pommes mit Käse. Monnie meinte, dass sie all das nach dem Schock
verdiente. Ihre Söhne hatten gute Manieren und waren kein Problem. Das verriet mir eine Menge über Monnie.
    Der Pub war eine interessante Wahl. Überall waren Erinnerungsstücke ans Marine-Corps, darunter Offiziersrangabzeichen, Fotos und mehrere Tische mit eingearbeiteten Patronengürteln für Maschinengewehre. Monnie sagte, dass Tom Clancy die Bar in Die Stunde der Patrioten erwähnt habe, aber im Roman behauptete er, an der Wand hänge ein Bild von George Patton. Darüber waren die Stammgäste empört, vor allem, weil Clancy mit diesem Wissen Karriere gemacht hatte. Das Command Post war eine Bar für die Marines’ , nicht die Armee.
    Als wir hinausgingen, nahm Monnie mich beiseite. Einige Marines marschierten hinein. Sie beäugten uns ein wenig erstaunt. »Danke, Alex. Das bedeutet mir viel«, sagte sie. »Ich weiß, ein Dementi bedeutet überhaupt nichts, aber ich habe keine Informationen an die Washington Post weitergegeben. Auch nicht an Rush Limbaugh oder O’Reilly. Oder an einen anderen Scheißkerl. Nie und nimmer. Ich bin loyal bis zum bitteren Ende, das hoffentlich bald kommen könnte.«
    Â»Das habe ich denen im Hoover Building auch gesagt«, erklärte ich. »Das mit der Loyalität.«
    Monnie stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste mich auf die Wange. »Ich schulde Ihnen einen Riesengefallen. Und Sie sollten wissen, dass Sie mich unheimlich beeindrucken. Selbst Matt und Will scheinen neutral bis positiv zu sein. Dabei sind Sie einer ihrer Feinde: ein Erwachsener.«
    Â»Arbeiten Sie weiter an dem Fall«, sagte ich. »Sie haben genau die richtige Einstellung.«
    Monnie blickte mich leicht verwirrt an, dann begriff sie. »Ach ja, habe ich? Okay, die können mich mal! «
    Â»Es sind die Russen«, sagte ich, ehe ich sie vor der Tür des Command Post verließ. »Es muss so sein.«

61
    Zwei schwer verliebte Menschen. Oft ein wunderschönes Bild. Aber nicht in diesem Fall, nicht in dieser kühlen, sternenklaren Nacht in den Hügeln von Massachusetts.
    Die Liebenden hießen Vince Petrillo und Francis Deegan und studierten im zweiten Jahr am Holy Cross College in Worcester. Seit dem ersten Tag waren sie unzertrennlich. Sie hatten sich im Mulledy-Studentenheim an der Easy Street kennen gelernt und sich danach nur selten getrennt. Sie hatten die beiden letzten Sommer sogar im selben Fischrestaurant in Provincetown gearbeitet. Nach dem Studienabschluss wollten sie heiraten und eine große Europareise unternehmen.
    Holy Cross war ein Jesuitencollege, das – zu Recht oder zu Unrecht – im Ruf stand, homophob zu sein. Studenten konnten wegen »unanständigem oder unzüchtigem Verhalten« auf Zeit oder ganz vom College verwiesen werden. Die katholische Kirche verdammte nicht grundsätzlich die »Versuchung« gegenüber

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