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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Basketbälle transportiert wurden.
    Inzwischen hatte der Anführer ein dünnes scharfes Stilett herausgeholt. Damit schnitt er dem kräftigen Vince die Kehle durch, so wie er in seiner Heimat Schweine und Ziegen geschlachtet hatte. Vince war nicht gekauft worden und er hatte die Entführer gesehen. Im Gegensatz zu Slava und Zoya spielte dieses Team keine Spielchen. Sie wollten den Wolf weder verraten noch enttäuschen. Es würde keine Fehler mehr geben. Das hatte der Wolf deutlich gemacht, auf die ihm eigene gefährliche Art und Weise.
    Â»Nehmt den hübschen Jungen. Schnell«, sagte der Anführer. Dann eilten sie zurück zum Auto, warfen den Sack in den Kofferraum des Pontiac und fuhren los.
    Der Job war perfekt gelaufen.

63
    Als Francis sich bemühte, ruhig und logisch seine Lage zu analysieren, sah er sie folgendermaßen: Nichts,wasihm zugestoßen war, war wirklich geschehen! Nein, er war nicht vor wenigen Stunden von drei schrecklichen Kerlen vom Campus des Holy Cross entführt worden. Es war schlichtweg unmöglich, dass das geschehen war! Man hatte ihn auch nicht in einem Kofferraum vier oder fünf Stunden nach Gott weiß wo transportiert.
    Und das Wichtigste: Vince konnte nicht tot sein! Dieses herzlose grausame Stück Scheiße konnte Vince nicht die Kehle aufgeschlitzt haben. Es war nicht geschehen!
    Alles musste demnach ein grauenvoll schlechter Traum sein, ein Albtraum von der Sorte, wie ihn Francis Deegan nicht mehr gehabt hatte, seit er drei oder vier Jahre alt gewesen war. Und dieser Mann, der jetzt vor ihm stand, mit diesem lächerlichen, weißblonden Haarkranz, in einem hautengen, schwarzen ledernen Bodysuit – nein, der konnte auch nicht real sein. Nie und nimmer.
    Â»Ich bin sehr wütend auf dich! Stinksauer!«, brüllte Mr. Potter Francis ins Gesicht. »Warum hast du mich verlassen?«, kreischte er. »Warum? Sag mir, warum? Du darfst mich nie wieder verlassen. Ich bekomme ohne dich Angst, und das weißt du. Du weißt, wie ich bin. Das war wirklich gedankenlos von dir, Ronald!«
    Francis hatte bereits versucht, mit diesem Irren, der sich Potter nannte – nein, nicht Harry Potter -, vernünftig zu reden, doch vergeblich. Er hatte diesem Wahnsinnigen mehrmals erklärt, dass er ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Er war nicht Ronald. Er kannte keine Ronalds! Damit
hatte er sich mehrere Schläge eingehandelt, so hart, dass seine Nase geblutet hatte. Dieses abartige Scheusal war viel stärker, als es aussah.
    Völlig verzweifelt flüsterte Francis schließlich eine Entschuldigung. »Es tut mir Leid. Ehrlich, es tut mir Leid. Ich werde es nicht wieder tun.«
    Da umarmte ihn Mr. Potter leidenschaftlich und brach in Tränen aus. Das war doch völlig absurd. »O Gott, ich bin ja so froh, dass du wieder da bist. Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht. Du darfst mich nie wieder verlassen, Ronald.«
    Ronald? Wer zum Teufel war Ronald? Und wer war Mr. Potter? Was würde jetzt geschehen? War Vince tatsächlich tot? Hatte man ihn im College wirklich umgebracht? All diese Fragen explodierten in Francis’ pochendem Schädel. Daher fiel es ihm leicht, in Potters Armen zu weinen und sich sogar verzweifelt an ihm festzuklammern. Sein Gesicht an das schwarze Leder zu pressen und immer wieder zu flüstern: »Es tut mir so Leid. Es tut mir ja so Leid. O mein Gott, es tut mir Leid.«
    Â»Ich liebe dich auch, Ronald«, sagte Potter. »Ich bete dich an. Du wirst mich nie wieder verlassen, oder?«
    Â»Nein. Ich verspreche es. Ich werde dich nie verlassen.«
    Da lachte Potter auf einmal schallend und stieß den Jungen abrupt von sich.
    Â»Francis, lieber Francis«, flüsterte er. »Wer zum Teufel ist Ronald? Ich spiele nur mit dir, Junge. Das ist eins meiner Spiele. Du studierst doch am College. Da musst du das doch längst begriffen haben. So, lass uns spielen, Francis. Gehen wir hinaus in die Scheune und spielen.«

64
    Ich bekam in meinem vorläufigen Büro eine seltsame E-Mail von Monnie Donnelley. Informationen über den neuesten Stand der Dinge. Sie sei nicht suspendiert worden, schrieb Monnie. Noch nicht. Außerdem habe sie Neuigkeiten für mich. Muss Sie heute Abend sehen. Selber Ort, selbe Zeit. Sehr wichtige Neuigkeiten. – M.
    Daher betrat ich kurz nach sieben den Command Post Pub und hielt nach Monnie Ausschau. Welche mysteriösen Neuigkeiten hatte sie? Die Bar

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