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Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Agenten auf der Straße liegen. Doyle Rogers. Der Blonde lief weiter, aber ich glaubte, genügend Luft zu haben, um ihn einzuholen. Und was dann? Er war bereit zu sterben.
    Hinter mir ertönte ein Schuss. Ich konnte nicht glauben, was ich sah. Der Blonde fiel flach auf Gesicht und Brust.
    Nachdem er den Boden berührt hatte, bewegte er sich nicht mehr. Einer der Agenten hinter mir hatte auf ihn geschossen. Ich drehte mich um und sah Peggy Katz. Sie war noch in der Hocke, in Schussposition.
    Ich ging zu Agent Rogers. Er war nur in die Schulter getroffen worden. Bald würde er wieder in Ordnung sein. Dann ging ich allein zurück zu den Fens. Dort erfuhr ich, dass Paul Gautier noch lebte. Aber die beiden anderen Entführer waren entkommen. Sie waren in einen Wagen auf
dem Park Drive gesprungen, und danach hatten unsere Agenten sie aus den Augen verloren. Schlechte Nachrichten, die schlimmsten.
    Die gesamte Operation war ein Rohrkrepierer gewesen.

88
    Ich glaube, ich habe mich während all der Jahre bei der Washingtoner Polizei wegen einer Operation nie so schlecht gefühlt. Wenn ich bisher nicht sicher gewesen war, war ich es jetzt. Ja, es war ein Fehler gewesen, zum FBI zu wechseln. Dort erledigte man die Dinge ganz anders, als ich es gewohnt war. Das FBI ging genau nach Lehrbuch vor, nach Zahlen. Es verfügte über ungeheure Ressourcen und atemberaubende Mengen an Informationen, aber auf der Straße waren die Agenten oft Amateure. Einige waren Supertypen, andere aber unglaubliche Loser.
    Nach der Schießerei in Boston fuhr ich zu den FBI-Büros. Die Agenten, die sich dort versammelt hatten, blickten alle wie Opfer von Kriegsneurosen drein. Ich konnte es ihnen nicht verdenken. Was für eine Sauerei! Mein Gefühl sagte mir, dass Senior Agent Nielsen dafür verantwortlich war, aber was spielte das für eine Rolle? Was halfen Schuldzuweisungen? Zwei Agenten, die mit bester Absicht gehandelt hatten, waren verwundet. Einer war beinahe gestorben. Eigentlich unbegründet, fühlte auch ich mich ein wenig schuldig. Dabei hatte ich Nielsen aufgefordert, schneller einzugreifen, aber er hatte nicht auf mich gehört.

    Der blonde Russe, den ich verfolgt hatte, war leider gestorben. Katz’ Kugel hatte ihn hinten im Genick getroffen und den Großteil seines Halses weggerissen. Er hatte keinerlei Papiere bei sich. In seinem Portemonnaie waren knapp über sechshundert Dollar, aber ansonsten nicht viel. Er hatte eine Schlange, einen Drachen und einen Schwarzbären auf Schultern und Rücken tätowiert. Außerdem noch Worte in kyrillischer Schrift, die wir noch nicht entziffert hatten. Typische Knasttätowierungen. Wir gingen davon aus, dass er Russe war. Aber wir hatten keinen Namen, keine Identifikation, keinen echten Beweis.
    Der Tote wurde fotografiert, seine Fingerabdrücke wurden genommen und nach Washington geschickt. Dort wurde alles ausgewertet. Wir in Boston konnten nichts anderes tun als warten, bis man uns anrief. Wenige Stunden später wurde der Ford Explorer, mit dem die beiden anderen Entführer geflohen waren, auf einem Parkplatz vor einem Möbelgeschäft in Arlington, Massachusetts, gefunden. Dort hatten sie ein anderes Fahrzeug gestohlen. Inzwischen hatten sie dieses wohl gegen den nächsten gestohlenen Wagen eingetauscht.
    Alles war in jeglicher Hinsicht verpfuscht. Schlimmer hätte es nicht laufen können .
    Ich saß allein in einem Konferenzraum und hatte den Kopf auf die Hände gestützt, als einer der Agenten aus Boston hereinkam. Er deutete mit dem Finger auf mich. »Direktor Burns ist am Telefon.«
    Burns wollte mich zurück in Washington haben. Es gab keinerlei Erklärungen oder Vorwürfe wegen der Ereignisse in Boston. Ich vermutete, er wollte mich noch ein Weilchen länger im Dunkeln lassen und mir nicht sagen, was er tatsächlich dachte. Dieses Vorgehen konnte ich einfach nicht begreifen oder respektieren.

    Um sechs Uhr morgens war ich im Hoover Building. Ich hatte nicht geschlafen. Überall herrschte rege Aktivität. Ich war froh, dass keiner Zeit hatte, über die zwei angeschossenen Agenten in Boston zu sprechen.
    Stacy Pollack kam kurz darauf zu mir. Sie sah so müde aus, wie ich mich fühlte, aber sie legte mir die Hand auf die Schulter. »Alle hier wissen, dass Sie Gautier für sehr gefährdet hielten und sich bemüht haben, den Schützen früher zu überwältigen. Ich habe mit

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