Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
Vom Netzwerk:
tätowierten Schwanz darin eingeklemmt!
    Dann eine Windjacke. Dünn. Widerlicher Tabakgeruch. Dann ein weicher Mantel, möglicherweise Kaschmir. Ihn berührte sie am liebsten.
    Es gab noch mehr »Schätze« in den Manteltaschen.
    Ein loser Knopf. Papierstücke. Von einem Notizblock?
    Ein Kugelschreiber, möglicherweise ein Bic. Münzen – vier Quarters, zwei Dimes, ein Nickel. Es sei denn, es waren ausländische Münzen. Darüber zerbrach sie sich endlos den Kopf.
    Außerdem waren da noch Streichhölzer, in glänzender Verpackung mit aufgeprägten Buchstaben.
    Was sagten diese Buchstaben? Könnten sie ihr die Stadt verraten, in der sie gefangen gehalten wurde ?
    Und ein Feuerzeug.
    Eine halbe Packung Zimtbonbons. Das roch sie an ihren Händen.
    Und ganz unten in der Tasche – Fusseln, völlig belanglos, aber für sie jetzt doch wichtig.
    Hinter dem Mantel hing Kleidung, die noch in Plastiksäcken von der chemischen Reinigung steckte. Am ersten Paket war ein Zettel angeheftet. Eine Quittung?
    Sie stellte sich den Namen der Reinigung vor, eine rote Kennnummer, die ein Angestellter darauf gekritzelt hatte.
    All das war für Lizzie eigenartig kostbar, weil sie sonst nichts anderes hatte.
    Abgesehen von einem starken Lebenswillen.
    Abgesehen von dem Wunsch, sich an dem Wolf zu rächen.

92
    Ich gehörte zu der Einheit der Observierer in der Nähe des Hauses in Highland Park. Ich war zuversichtlich, dass wir Lawrence Lipton bald festnehmen würden, vielleicht schon innerhalb weniger Stunden. Man hatte uns mitgeteilt, dass Washington mit der Polizei von Dallas zusammenarbeitete.
    Ich starrte gedankenverloren auf die große, zweigeschossige Villa im Tudorstil, die von zirka zweieinhalb Morgen Land umgeben war. Ein roter Ziegelpfad führte von der Straße zu einem Bogengang, durch welchen man zu dem Sechzehn-Zimmer-Haus gelangte. Die große Neuigkeit des Tages in Dallas war ein Feuer im Kessler Park, das auf eine auf einem riesigen Grundstück stehende Prachtvilla übergegriffen hatte. Der Lipton-Besitz war nicht ganz so groß, aber dennoch beeindruckend.
    Es war kurz vor neun Uhr abends. Ein Senior Agent vom Dallas-Büro, Joseph Denyeau, meldete sich in meinem Kopfhörer. »Gerade kam eine Anweisung vom Büro des Direktors. Wir sollen sofort abziehen. Ich verstehe das auch nicht. Aber der Befehl ist eindeutig. Zurückziehen! Alle zurück ins Büro. Wir müssen das aufklären und darüber reden.«
    Mit mir im Auto saß ein Agent namens Bob Shaw. Es war ziemlich offensichtlich, dass er auch nicht kapierte, was zum Teufel da los war.
    Â»Was war das ?«, fragte ich.
    Shaw schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen.
    Â»Woher soll ich das wissen? Wir fahren zurück ins Büro, trinken schlechten Kaffee, und vielleicht erklärt uns ein höheres Tier, was los ist, aber rechnen Sie nicht damit.«
    Wir brauchten um diese Abendzeit fünfzehn Minuten
bis zur Außenstelle des FBI. Wir betraten einen Konferenzraum, und ich sah eine Menge müder, verwirrter und verärgerter Agenten. Wir waren nahe an einem Durchbruch gewesen, und jetzt hatte man uns zurückgepfiffen. Keiner schien zu verstehen, weshalb.
    Schließlich kam Joseph Denyeau aus seinem Büro. Er wirkte gereizt und stinksauer, als er seine staubigen Cowboystiefel auf den Konferenztisch knallte. »Ich habe keinen blassen Schimmer«, erklärte er. »Keine Ahnung, Leute. Betrachtet euch als entlassen.«
    Ungefähr vierzig Agenten warteten auf eine Erklärung, aber es kam keine. Roger Nielsen rief schließlich in Washington an. Man erklärte ihm, man würde sich wieder bei uns melden. In der Zwischenzeit sollten wir nichts unternehmen. Es könnte sogar sein, dass man uns morgen heimschicken würde.
    Gegen elf Uhr bekam Denyeau eine neue Information von Nielsen und gab sie an uns weiter. »Sie arbeiten daran«, erklärte er und schnitt eine Grimasse.
    Â» Woran arbeiten sie?«, rief jemand von hinten.
    Â»Keine Ahnung, Donnie. Vielleicht schneiden sie sich die Fußnägel oder arbeiten daran, uns dazu zu bringen, das FBI zu verlassen. Dann wird es keine Agenten mehr geben und wohl auch keine peinlichen Berichte in den Medien, was wir mal wieder alles versaut haben. Ich werde mich jetzt erst mal aufs Ohr legen. Ich rate allen, das Gleiche zu tun.«
    Und das taten wir.

93
    Um acht Uhr morgens waren wir wieder in der

Weitere Kostenlose Bücher