Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vor aller Augen

Titel: Vor aller Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
Vom Netzwerk:
Moskau erledigte, zu zeigen, dass das kein Kinderspiel war, das man nach den Regeln spielen konnte, welche die Polizei aufstellte.
    Er war vor Sterlings Bürogebäude gewesen, als das FBI-Team hineinstürmte. Über ein Dutzend Agenten. Manche in dunklen Anzügen, andere in dunkelblauen Windjacken, auf denen hinten in großen Buchstaben FBI aufgedruckt war. Keine fünfzehn Minuten später kamen sie wieder heraus, mit Lawrence Lipton in Handschellen. Vergeblich versuchte dieser sein Gesicht zu verbergen. Was für ein Schauspiel. Sie wollten eine Show daraus machen, nicht wahr? Warum?, fragte er sich. Um zu beweisen, wie tough sie waren? Wie klug? Aber sie waren nicht besonders klug. Ich werde euch zeigen, wie klug und tough man sein muss. Ich werde euch zeigen, was euch in jeglicher Hinsicht fehlt .
    Er gab dem Fahrer die Anweisung, den Motor anzulassen. Der Mann am Steuer reagierte sofort. Er wusste, dass er Anordnungen nie in Frage stellen durfte. Die Art des Wolfs war seltsam und unorthodox, aber sie war erfolgreich.
    Â»Fahr an ihnen vorbei«, befahl der Wolf. »Ich möchte Hallo sagen.«
    Die FBI-Agenten warfen nervöse Blicke auf die Straße, während sie Lawrence Lipton zu einem Van führten. Ein Schwarzer ging neben Sterling. Groß und merkwürdig selbstsicher. Pasha Sorokin wusste von seinem Informanten beim FBI, dass das Alex Cross war und dass man ihn sehr schätzte.

    Wie war es möglich, dass man einem Schwarzen das Kommando für diese Aktion übertragen hatte?, fragte er sich. In Russland blickte man auf den amerikanischen Neger herab, und Sorokin hatte seine Vorurteile nie überwunden. In den Vereinigten Staaten gab es dafür auch keinen Grund.
    Â»Näher ran!«, sagte er zum Fahrer. Er ließ das Fenster hinten herunter. In der Sekunde, als Cross und Lipton an seinem Wagen vorbeigingen, zog Sorokin eine automatische Waffe und zielte auf Sterlings Hinterkopf. Dann geschah etwas Unerwartetes – etwas, mit dem er wirklich nicht gerechnet hatte.
    Alex Cross warf Lipton aufs Pflaster und beide rollten hinter ein geparktes Auto. Wie hatte Cross das wissen können? Was hatte er gesehen, das ihn alarmiert hatte ?
    Sorokin schoss trotzdem, aber er hatte kein klares Ziel. Dennoch, der Knall des Schusses hatte seine Nachricht übermittelt. Sterling war nicht in Sicherheit. Sterling war ein toter Mann .

97
    Wir brachten Lawrence Lipton ins FBI-Außenbüro in Dallas und hielten ihn dort fest. Ich drohte, ihn nach Washington zu schaffen, falls sich die örtliche Polizei oder die Presse einmischen sollte. Ich hatte mit der Polizei in Dallas ein Abkommen geschlossen: Sobald ich mit Lipton fertig war, könnten sie übernehmen.

    Um elf Uhr abends ging ich in einen fensterlosen Vernehmungsraum. Er war so klein, dass man Platzangst bekommen konnte, und wirkte vollkommen steril. Ich hatte das Gefühl, als sei ich zuvor schon hundertmal hier gewesen. Ich nickte Lawrence Lipton zu. Er reagierte nicht. Er sah schrecklich aus. Ich wahrscheinlich ebenfalls.
    Â»Wir können Ihrer Familie helfen. Wir sorgen für ihre Sicherheit. Kein anderer kann Ihnen jetzt helfen«, erklärte ich. »Das ist die Wahrheit.«
    Â»Ich möchte nicht mehr mit Ihnen sprechen«, erwiderte Lipton. »Ich habe Ihnen bereits erklärt, dass ich an dieser Scheiße, die Sie mir vorhalten, nicht beteiligt bin. Und jetzt sage ich überhaupt nichts mehr. Holen Sie meinen Anwalt.« Er winkte ab.
    In den letzten sieben Stunden war er von anderen FBI-Agenten verhört worden. Für mich war es die dritte Sitzung, und es wurde nicht leichter. Seine Anwälte waren im Gebäude, aber sie hatten sich zurückgezogen. Man hatte ihnen mitgeteilt, dass Lipton wegen Entführung und Mordes angeklagt und nach Washington überführt werden würde. Sein Vater war ebenfalls im Gebäude, doch man hatte ihm nicht erlaubt, mit seinem Sohn zu sprechen. Ich hatte Henry Lipton befragt, aber er hatte nur geweint und hartnäckig behauptet, die Festnahme seines Sohnes sei ein Irrtum.
    Ich setzte mich Lawrence gegenüber. »Ihr Vater ist hier. Möchten Sie ihn sehen?«, fragte ich.
    Er lachte. »Klar. Ich muss nur gestehen, ein Kidnapper und Mörder zu sein. Dann kann ich meinen Vater sehen und ihn um Vergebung für meine Sünden anflehen.«
    Ich ignorierte seinen Sarkasmus. Er war darin nicht besonders gut. »Sie wissen, dass wir die Unterlagen

Weitere Kostenlose Bücher