Vor aller Augen
ich wirklich wollte. Sexuell . Und dass er mir helfen würde, es zu bekommen. Ich habe ihn rausgeschmissen. Am nächsten Tag kam er wieder. Er hatte Unterlagen über alles, was ich je im Internet gekauft hatte. âºSo, und was wollen Sie wirklich ?â¹, hat er noch mal gefragt. Ich sagte ihm, dass ich junge Mädchen mag. Er versorgte mich mit zwei oder drei pro Monat. Genau , was ich mir in meinen Fantasien vorgestellt hatte. Haarfarbe, Form der Brüste, SchuhgröÃe, alles, was ich begehrte.«
»Was ist aus den Mädchen geworden? Haben Sie sie ermordet? Das müssen Sie mir sagen.«
»Ich bin kein Killer. Ich war dafür, die Mädchen wieder loszuwerden. Wir feierten eine Party, dann wurden sie freigelassen. Immer. Sie hatten keine Ahnung, wer ich war oder woher ich kam.«
»Sie waren also mit dem Arrangement zufrieden?«
Lipton nickte. »Völlig. Von so etwas hatte ich mein ganzes Leben lang geträumt. Die Realität war so gut wie die Fantasien. Selbstverständlich kostete das etwas.«
»Man musste einen Preis bezahlen?«
»Allerdings. Dann habe ich den Wolf kennen gelernt, zumindest glaube ich, dass er es war. In den ersten Tagen hatte er einen Abgesandten zu mir ins Büro geschickt. Später kam er dann persönlich. Er war äuÃerst Furcht einflöÃend. Russen-Mafia, sagte er. Er erwähnte auch den KGB, aber ich weià nicht, wie diese Verbindung aussah.«
»Was wollte er von Ihnen?«
»Mit mir ins Geschäft kommen, ein Partner sein. Er brauchte die Sachkenntnis meiner Firma in Bezug auf Computer und das Internet. Der Sex-Club war für ihn zweitrangig, ein Zubrot. Sein Hauptinteresse waren Schutzgelderpressung, Geldwäsche, Falschgeld. Der Club war meine Sache. Sobald wir uns geeinigt hatten, suchte ich nach reichen Perversen, die sich ihre Träume erfüllen wollten. Perverse, die bereit waren, sechsstellige Summen auszugeben, um einen Sklaven zu bekommen, männlich oder weiblich, das spielte keine Rolle. Manchmal nannten sie eine spezielle Zielperson, manchmal nur den Typ.«
»Um sie zu ermorden?«, fragte ich Lipton.
»Was immer sie tun wollten. Lassen Sie mich Ihnen erklären, was er mit dem Club wollte. Er wollte reiche, mächtige Männer an Land ziehen. Wir hatten schon einen Senator aus West Virginia. Er hatte groÃe Pläne.«
»Lebt der Wolf in Dallas?«, wollte ich wissen. »Sie müssen mir helfen, wenn ich Ihnen helfen soll.«
Lipton schüttelte den Kopf. »Er stammt nicht aus dieser Gegend. Er lebt nicht in Dallas. Nicht in Texas. Er ist ein mysteriöser Mann.«
»Aber Sie wissen, wo er sich aufhält?«
Er zögerte, doch dann fuhr er fort. »Er weià nicht, dass ich es weiÃ. Er ist schlau, kennt sich mit Computern aber nicht allzu gut aus. Einmal habe ich ihn aufgespürt. Er war überzeugt, seine Nachrichten seien absolut sicher, aber ich habe sie geknackt. Ich wollte etwas gegen ihn in der Hand haben.«
Dann erzählte mir Sterling, wo ich den Wolf seiner Meinung nach finden würde. Und auch, wer er war. Ich konnte es nicht glauben, als Sterling mir den Namen nannte, den Pasha Sorokin in den Vereinigten Staaten verwendete.
Er lautete Ari Manning.
99
Ich saà im Cockpit einer Luxusjacht auf dem Intercoastal Waterway in der Nähe der Millionaires Row in Fort Lauderdale, Florida. Waren wir dem Wolf dicht auf den Fersen? Ich musste glauben, dass es so war. Sterling hatte es geschworen. Und er hatte keinen Grund, uns zu belügen, oder? Er hatte jeden Grund der Welt, uns die Wahrheit zu sagen.
Touristen kamen mit Motorbooten hierher, daher würden wir meiner Meinung nach nicht gleich auffallen. AuÃerdem wurde es dunkel. Wir fuhren an Villen vorbei, die meist im mediterranen oder portugiesischen Stil gehalten waren. Gelegentlich signalisierte ein Gebäude im georgianischen Kolonialstil, dass dort »Geld aus dem Norden« zu Hause war. Man hatte uns gewarnt, nicht zu forsch vorzugehen,
in dieser reichen Gegend nicht zu viel Staub aufzuwirbeln. Doch war das â ehrlich gesagt â nicht möglich. In wenigen Minuten würden wir mächtig Staub aufwirbeln.
Neben mir standen Ned Mahoney und zwei Mitglieder seines siebenköpfigen Sturmkommandos. Normalerweise nahm Mahoney nicht selbst an derartigen Missionen teil, aber seit Baltimore hatte der Direktor das geändert. Das FBI sollte im AuÃendienst präsenter
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