Vor dem Fest
solle sie schon sein, aber nicht übergepflegt, für so was habe er ja das Fernsehen.
Was dann folgte, war dies:
Frau Mahlke: »Sollte die Herzensdame häuslich sein?«
Herr Schramm: »Was soll das denn heißen?«
Frau Mahlke: »Ist Ihnen jemand lieber, der gern zu Hause bleibt, oder jemand, mit dem Sie Outdoor-Aktivitäten machen können?«
Herr Schramm: »Ich war Offizier, kriege aber nicht die Offiziersrente.«
Frau Mahlke: »Und das heißt?«
Herr Schramm: »Dass ich schwarzarbeiten muss, tagsüber. Schreiben Sie das aber nicht rein. Schreiben Sie: Tagsüber egal, abends gern häuslich.«
Frau Mahlke: »Apropos Arbeit: Soll die Dame denn berufstätig sein?«
Herr Schramm: »Das ist mir egal.«
Frau Mahlke: »Haben Sie Hobbys, Herr Schramm?«
Herr Schramm: »Mir ist doch was eingefallen zu der anderen Frage.«
Frau Mahlke: »Ja?«
Herr Schramm: »Also, falls sie eine Arbeit hat, finde ich das dann gut, wenn sie mit der auch zufrieden ist, verstehen Sie?«
Frau Mahlke: »Ich glaube schon.«
Herr Schramm: »Das ist ganz wichtig. Sind Sie mit Ihrer Arbeit zufrieden, Frau Mahlke?«
Frau Mahlke: »Ich treffe viele interessante Menschen.«
Herr Schramm: »Da sehen Sie es. Skispringen und Fledermäuse.«
Frau Mahlke: »Wie bitte?«
Herr Schramm: »Meine Hobbys. Ich springe aber nicht selbst. Kennen Sie Jens Weißflog?«
Frau Mahlke: »Das war doch dieser Skispringer.«
Herr Schramm: »Nicht dieser . Er war der Skispringer. Wenn es dazu eine Rubrik gibt, schreiben Sie bitte: ›Eine erwünscht, die nichts gegen Skispringen hat.‹«
Frau Mahlke: »In Ordnung. Unter Diverses vielleicht. Kommen wir zu etwas Anderem: Wünschen Sie sich körperliche Nähe?«
Herr Schramm: »Ach. Wenn sich das ergibt, wenn die Sympathie da ist, sag ich nicht nein.«
Frau Mahlke: »Trinken Sie Alkohol?«
Herr Schramm: »Ich trinke Alkohol, ja.«
Frau Mahlke: »Trinken Sie mehr als zwei Gläser am Tag?«
Herr Schramm: »Zwei Gläser von was?«
Frau Mahlke lacht: »Ja, ich hatte neulich einen Herrn, der war, also, der hatte sehr gern getrunken.«
Herr Schramm: »Ich trinke auch sehr gern.«
Frau Mahlke: »Gut.«
Herr Schramm: »Ja.«
Frau Mahlke: »Soll sie denn auch trinken?«
Herr Schramm: »Mit mir schon.«
Frau Mahlke: »Das ist ja auch schön.«
Herr Schramm: »Ja.«
Frau Mahlke: »Da hat es doch die Vier-Chancen-Tournee gegeben, die habe ich mit meinem Sohn geguckt, als der noch klein war, der mochte das.«
Herr Schramm: »Vier schanzen tournee.«
Frau Mahlke: »Wie bitte?«
Herr Schramm: »Sind Sie verheiratet, Frau Mahlke?«
Frau Mahlke: »Nicht mehr. – Wie sieht es mit Hausarbeit aus?«
Herr Schramm: »Mache ich seit einer Ewigkeit selbst. Das ist kein Problem.«
Frau Mahlke: »Glaub ich Ihnen. Aber es geht um Ihre Erwartung. Was erwarten Sie von einer Frau, und was kann sie von Ihnen erwarten?«
Herr Schramm: »Kann ich vielleicht ankreuzen, dass ich ungern bügle?«
Frau Mahlke: »Wir könnten sagen: Arbeitsteilung im Haushalt erwünscht.«
Herr Schramm: »Teilung? Gut. Teilung klingt gut.«
Frau Mahlke: »Ausländerin?«
Herr Schramm: »Nein.«
Frau Mahlke: »Gut. Sollen wir uns verstärkt nach Kandidatinnen aus der Gegend umsehen?«
Herr Schramm: »Also, wenn es hier jemanden geben würde, wüsste ich das. Ich zeig ihr dann ja alles. Und schreiben Sie bitte: ›Es ist schön bei uns, aber nicht so schön wie woanders.‹«
Frau Mahlke: »Ich bügle eigentlich ganz gern.«
Herr Schramm: »Ja.«
Frau Mahlke: »Wie steht es mit Kindern, soll die Dame denn Kinder haben?«
Herr Schramm: »Wenn sie aus dem Haus sind, macht mir das nichts.«
Frau Mahlke: »Gut. Wo würden Sie sich politisch einordnen, Herr Schramm?«
Herr Schramm: »Protestwähler.«
Frau Mahlke: »Und was sollte die Dame für eine politische Einstellung haben?«
Herr Schramm: » FDP .«
Frau Mahlke: » FDP ? Aha. – Führerschein?«
Herr Schramm: »Ohne geht hier nicht.«
Frau Mahlke: »Gut.«
Herr Schramm: »Das mit der FDP war ein Witz. Und das mit der Dame – Sie sagen immer: Dame. Sie muss keine Dame sein, das muss sie wirklich nicht sein.«
Später saßen Frau Mahlke und Herr Schramm noch vor der Metzgerei im Sonnenuntergang, aber Frau Mahlke wollte nichts essen; sie trug Sonnenbrille im Haar trotz Sonne, und Herr Schramm dachte, das ist vielleicht, weil sie Augen hat, die in Ordnung sind, die man gut zeigen kann, ohne Sonnenbrille, und das sagte er ihr so, er legte die Bulette auf den Teller und sagte:
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