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Vor dem Fest

Vor dem Fest

Titel: Vor dem Fest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Saša Stanišic
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darauf herum, las auf, was er tragen konnte – aus den Tiefen des Schuppens birgt Suzi den Propeller. 170 Euro pro Tonne gemischten Schrotts?
    Nein, Eddie war nicht sentimental, wir sind es, wir sind sentimental, und das Fest ist so ein Termin, da war unser Tischler gern aktiv, bis zuletzt hat er den Scheiterhaufen gestaltet, das zuzulassen war ziemlich riskant, ist aber nie groß was passiert. Sonst hat er für die Kinder einen kleinen Stand gehabt und hat den ganzen Tag ihre Namen, oder was sie wollten, in Holz gebrannt. Oft war es ein Tier, und ausgesehen hat das jetzt nicht besonders gut, aber man konnte ungefähr erkennen, zu welcher Familie das Tier gehörte, meistens war es ein Fisch, ein Wels mit Schnurrbart. Auch Lada hat so ein Stück Holz zu Hause, da steht Robert mag Pferde drauf, das war nämlich mal der Fall gewesen. Lada erinnert sich an das Gerät, Lada hat mit dem Gerät etwas vor, sofern er es finden kann.
    Wir tragen Eddies Werkstatt in uns. In unseren Lippen, wenn wir sie öffnen und schließen, ihre Zangen. Unser Herz pocht mit Hammerschlägen auf Abertausend Nägel. So viel hat nicht gehalten. Auch das Gebrochene ist in uns, das Nutzlose, das Ausgediente.
    Lada und Suzi jetzt im Haus. Kunststofffenster. Kunstfasertapete. Sehr buntes Plüschsofa. Massiver Bauerntisch. Eigenbau steht neben DDR -Holzverkleidung neben Zeug aus den billigen Einrichtungshäusern der Nachwendezeit. Die Teppiche kleben auf den Dielen, und du kannst genau den Rundweg verfolgen, auf dem der Tischler und seine Frau und die drei Töchter in den letzten dreißig, vierzig Jahren die Teppiche ausgetreten haben: Küche – Diele – Sofa – Flur – Schlafstube. Die Teppiche riechen.
    Die Töchter reisen am Nachmittag an. Sie übernachten in Carwitz. Leute sagen, da ist es schön. Sie sagen: Hans Fallada. Wir sagen, Carwitz ist Mecklenburg, und Hans Fallada hat seine Frau schlecht behandelt.
    Lada hätte die Werkstatt heute gern für Neugierige und andere Sentimentale geöffnet und erst nach dem Fest geräumt. Dem stimmten die Töchter aber nicht zu. Entweder, sagten sie, das Zeug ist an dem Wochenende weg, oder wir beauftragen jemanden anderen damit. Sie klangen nicht mal mehr aufgebracht.
    Eddie konnte Westfernsehen gucken, bevor die meisten überhaupt ein Fernsehgerät besaßen, aber er hatte Besseres zu tun. Universalhandwerker, Eddie. Auf dem Fest werden wir auf ihn anstoßen. Jemand wird sagen: Solche wie den Eddie gibt es heute so gar nicht mehr. Das stimmt natürlich nicht. Es gibt nur den Eddie so nicht mehr.
    Lada und Suzischätzen Eddie, beziffern Eddie. Legen sich Argumente zurecht, um mit den Töchtern zu verhandeln. Beurteilen, wie viel vom Eddie zerschlagen werden kann und was sie denen für wie viel abkaufen. Ein paar Sachen dem Haus der Heimat überlassen? Suzi ist einverstanden.
    Sie ziehen die Handschuhe an. Lada und Suzi lösen Eddie auf. 170 Euro pro Tonne gemischten Schrotts. Werd mal nicht sentimental, wenn Lada die erste Tür aus den Angeln hebt. Für die schweren Sachen hat er später Rico und Meerrettich-Micha bestellt. Der Spermüllcontainer füllt sich, der Spermüllcontainer weckt vielleicht die Nachbarn, vielleicht nicht. Das wollen wir mal sehen, werd mal nicht sentimental, wenn Lada mit den Fingern über die Tür zur Werkstatt fährt. Hat der Tischler natürlich selbst gefertigt, tropisches Rundbogenholz, woher hatte der so was? Vermutlich direkt aus dem Dschungel. Und Lada nickt, weil er weiß: Das ist keine extrem gute Arbeit, aber gut genug, dass er kurz darüber nachdenkt, ob die Tür in seinen Freizeitkeller passt.
    Lada nimmt Maß.
    Lada und Suzi sind ein gutes Team. Nach drei Stunden Zertrümmern und Schleppen wissen sie aber, so schnell wie gedacht ist das nicht zu schaffen. Auch muss Suzi gleich weg, ein paar Sachen erledigen, zum Beispiel die Schweine bei Gölow, also nehmen sie den Fuß vom Gas, rauchen vor der Werkstatt, essen Gummibärchen, trinken Unforgiving . Die Sonne geht im Nebel auf, Ladas eckiger, kahler Schädel leuchtet vor Schweiß.
    Lada drückt die Kippe aus und macht sich auf die Suche in Eddies Schubladen, in Eddies Werkzeugen, im Material. Er findet alles, was er braucht: ein Gerät, einem Lötkolben ähnlich, eine Säge und ein Stück Holz, Ahorn, vielleicht Ahorn, aus dem er eine kleine Platte zurechtsägt: 30 x 30 cm. Lada schreibt auf die Platte. Die Spitze des Geräts glüht. Er ruft Suzi, komm mal kurz, hält ihm die Spitze hin, fass mal an. Suzi zeigt Lada

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