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Vor dem Regen - Roman

Vor dem Regen - Roman

Titel: Vor dem Regen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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strich.
    Es war nicht einmal ein unangenehmes Gefühl - Marion hatte verblüffend warme Hände -, aber es kamen Leute vorbei, und Dusty wurde die Situation dann doch allmählich peinlich.
    »Ist es wirklich schon so spät?«, sagte sie und sah auf die Uhr.
    »Baby«, erklärte Marion.
    Dusty lachte so laut, dass ihr die Jatz-Krümel aus dem Mund flogen. Sah man von einem gut dokumentierten, wissenschaftlich aber nicht bestätigten Fall einmal ab, standen die Aussichten, bei sexueller Enthaltsamkeit schwanger zu werden, mehr als schlecht.
    »Was ist so lustig?«
    »Tante, schwanger wird man nur, wenn man Sex hat.«
    »Einmal vögeln reicht«, sagte Marion.

68
    Bella war kein Problem. Tank war einfach in einen dieser aufgetakelten Surfsportläden mit lauter Musik in Bondi spaziert und hatte dem blonden Jüngelchen erklärt, was er wollte. Der hatte sich gar nicht mehr eingekriegt, hatte von Schwertern und stehenden und brechenden Wellen gelabert - bis Tank ihm über den Mund gefahren war.
    »Ich will das Beste, was ich für Geld kriegen kann, klar?«
    Sie sei an Drogen verreckt, hatte Barry gesagt. Ein Junkie mehr. Es würde keinen Prozess geben. Nicht wegen Mordes.
Nicht wegen Totschlags. Und was das Übrige anging, da war der Anwalt zuversichtlich, dass sich das ebenfalls aus der Welt schaffen ließe. PTBS konnte sich da als ausgesprochen hilfreich erweisen. Nicht zu vergessen, dass sie ein Schlitzauge war.
    Hayley, das war schon etwas schwieriger. Es gab nun mal nur eine begrenzte Auswahl an Ballettsachen, die man einem Mädchen schenken konnte, vor allem einem neunjährigen, also hatte er noch einen iPod draufgelegt. Dann bekam er Gewissensbisse - wenn die Jüngere nun eifersüchtig würde - und besorgte noch einen zweiten.
    Mach’s mit Gefühl, hatte Scotty gesagt, und er hatte auf ihn gehört. Aber wo war Scotty eigentlich? Verschwunden, sagte Barry. Keiner kann ihn finden, nicht mal die Polizei. Vielleicht war ja doch Barry der Mann, an den man sich halten musste. Vielleicht war schon immer Barry der Mann gewesen, an den man sich halten musste.
    Er hatte sein Testament aufgesetzt - das Amt für Veteranenangelegenheiten hatte ihm dabei geholfen, in der Beziehung hatten die echt was drauf - und seine Tochter als Alleinerbin eingesetzt. Er hatte überlegt, auch dem Veteranenlager ein wenig zu vermachen, dann aber doch alles an sie gegeben. Die Rente, das Haus, alles.
    Da steckte nur diese Polizistin dahinter, hatte Barry gesagt. Die Blonde, die damals im Lager war. Die musste an die Presse gegangen sein. Tank, es spielt überhaupt keine Rolle, was die schreiben, sagte Barry. Wir haben sie nicht umgebracht. Vergiss das nicht, Tank, wir haben sie nicht umgebracht.
    Tank starrte auf den Fläschchenwald auf dem Küchentisch: für vierzig Jahre Pillen. Bei wie vielen Ärzten war er
gewesen? Wie viele Rezepte hatten sie ausgestellt? Antibiotika, Entzündungshemmer, Antidepressiva - jede Woche ein anderes, so kam es ihm vor. Und er hatte nicht ein Fläschchen weggeworfen, nicht ein einziges. Systematisch leerte er alle Fläschchen in eine gläserne Salatschüssel. Tauchte die Hand hinein und mischte die Pillen durch. Bella hätten die vielen Farben gefallen, sie hatte es gern bunt, die Kleine.
    Er holte sich Eiswürfel aus dem Kühlschrank und gab sie in ein Glas. Kippte Johnnie Walker darüber. Nahm sich eine Handvoll Pillen, spülte sie mit Whisky hinunter.
    Damals in Vietnam, da war er, Tank, der Stecher gewesen, der Dreifuß, der Rammler mit dem Dauerständer. In einer Nacht hatte er fünf Mädchen nacheinander gebumst und die letzte - die letzte! - auf offener Bühne und unter dem Gejohle der Kameraden.
    Noch eine Handvoll Pillen, noch ein Schluck Whisky.
    Mach’s mit Gefühl, hatte Scotty gesagt, aber er hatte nicht gesagt, mach das. Das konnte er Scotty nicht in die Schuhe schieben.
    Das hatte ganz allein er zu verantworten.
    Nur er hatte das Messer genommen und dem armen, armen Mädchen das angetan.

69
    »Komm schnell«, hatte in der SMS gestanden, also lud Trace den Nachwuchs ins Auto und tat genau das.
    »Runter mit euch«, befahl sie Smith und Wesson, die kläffend und mit wedelnden Schwänzen auf sie einstürmten, als sie das Gartentor öffnete.

    »Runter mit euch«, echote Saskia.
    Nath und Dylan rannten auf kürzestem Weg zum Swimmingpool.
    »Dusty!«, rief Trace.
    »Hier oben«, kam die Erwiderung.
    Es war gut, ihre Stimme zu hören - schließlich hatte Dusty in letzter Zeit weiß Gott so einiges

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