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Vor dem Sturm (German Edition)

Vor dem Sturm (German Edition)

Titel: Vor dem Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesmyn Ward
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mir rüberschwimmen, mich bei den Armen packen und mich an sich ziehen, aber ich weiß, das wird er nicht tun. Randall löst sich von Manny und schwimmt zu Skeetah hinüber, der ein Stück entfernt für sich alleine Wasser tritt.
    »Pass auf. Du weißt doch, dass bei dem Gebüsch da Wassermokkasinschlangensind«, sagt Randall. Skeetah schrubbt, als könne er seine Haut abreiben.
    »Keine Sorge. Die interessiern sich nich für mich.«
    »Ich saug das Gift jedenfalls nich aus dir raus«, sagt Randall lachend.
    »Ich werd nich gebissen. Die riechen das, weißt du.«
    »Was riechen die?«
    »Den Tod.«
    Randall hört auf zu schwimmen und tritt auf der Stelle. Im Dunkeln kann ich sein Gesicht nicht erkennen.
    »Hör auf damit, Skeet.« Er spritzt mit Wasser, das das Licht vom Feuer auffängt und rot wird. Tropfen treffen Skeet wie Feuer werk, das vom Himmel fällt. Ich denke, man müsste es trotz der Zikaden knistern hören. »Jetzt redest du echt Unsinn.«
    Big Henry greift nach Marquises Füßen und versucht, ihn vom Seil zu ziehen. Marquise tritt nach ihm, und Big Henry zieht so heftig, dass der Ast, an dem das Seil hängt, mit einem so lauten Krachen abbricht, als würde ein dicker Knochen brechen.
    »O Scheiße!«, schreit Marquise und lässt das Seil los, aber es ist schon zu spät, alles fällt Big Henry auf den Kopf. Ich lache so sehr, dass mir die Rippen wehtun, aber als Manny wie ein springender Fisch neben mir aus dem Wasser schnellt, einfach auftaucht wie ein Hauptgewinn, höre ich auf. Das Lachen verwandelt sich in meiner Kehle zu einem Krächzen.
    »Was is los, Esch?« Manny schaut Big Henry und Marquise zu, die im Wasser mit dem Ast kämpfen, während Randall zu ihnen schwimmt, um zu helfen. Er spricht seitwärts mit mir. Skeet schrubbt immer noch an seiner Haut herum und beachtet uns nicht. Manny taucht und kommt rechts von mir wieder hoch, bleibt aber weit genug weg, dass ich ihn nicht anfassen kann.
    »Gar nichts.« Ich verschlucke die Worte halb.
    »Haste Angst gehabt, dich vor uns auszuziehen?« Mannygrinst, aber er schaut mich nicht an und schwimmt langsam im Kreis, dreht sich um mich wie um den Mond. Oder um die Sonne.
    Es ist ein kleiner Laut, der aus meiner Kehle kommt.
    »Angst, dass alle sehen, wie du aussiehst?«
    Ich schüttele den Kopf.
    »Ist doch gar nicht so schlecht«, sagt er.
    »Nicht schlecht?«, hauche ich und schäme mich, weil ich wiederhole, was er sagt.
    »So etwa.« Er steckt sich einen Finger ins Ohr und schüttelt dann so heftig den Kopf, dass das Wasser von ihm fliegt wie bei einem Hund. Seine Unterlippe ist rosa und voll, die Oberlippe dagegen ein zaghafter Strich. Ich habe schon öfter davon geträumt, ihn zu küssen. Vor ungefähr drei Jahren habe ich mal gesehen, wie er mit einem Mädchen Sex hatte. Er und Randall hatten sie überredet, mit zum Pit zu kommen, als Daddy nicht zu Hause war, und ich hörte sie lachen, als sie unter dem Fenster vorbeigingen. Ich bin ihnen in den Wald gefolgt. Als sie zur Grube kamen, hat Manny nach ihrem Po gegriffen und sie am Bauch gekrault, wie Männer Hunde kraulen, und dann hat das Mädchen sich für ihn hingelegt. Er war über ihr, hat seine Hand zwischen ihren Beinen hoch und runter bewegt, und dann hat er das Mädchen geküsst. Zwei, drei Mal. Er hat den Mund weit aufgemacht für sie, hat sie geleckt, als wolle er wissen, wie sie schmeckt, als wäre sie rohrzuckersüß. Er aß sie förmlich. Ich frage mich, wann er wohl aufgehört hat, Mädchen so zu küssen, oder ob er nur mich nicht küssen will. Jetzt schwimmt er Kreise, schaut halb mich an, halb Big Henry und Marquise. Er greift nach meiner Hand und zieht sie zu sich heran, legt meine Finger um seinen Schwanz.
    »Gar nicht so schlecht«, sagt er. Ich will wissen, wie es sich anfühlt, deshalb strecke ich unter Wasser den Arm aus und berühreseine Brust, die Brustwarzen, die so groß wie rote Weintrauben sind. Aber viel weicher. Die Haut an den Rändern seiner Muskeln hat die Farbe von Sugar-Daddy-Karamelbonbons. Manny entzieht sich. »Was soll das denn?« Sein Schwanz gleitet mir aus der Hand, heiß im kühlen Wasser: dann weg.
    »Ich wollte nur –«
    »Esch.« Manny sagt das, als wäre er enttäuscht, als wüsste er nicht, wer dieses Mädchen, das ihn einfach so anfasst, überhaupt ist. Sein Profil ist scharf, es glänzt im Feuerschein wie ein poliertes Centstück. Seine Unterlippe wird dünner, wenn er lächelt. »Spinnst du?«
    Meine Hand kribbelt noch an der Stelle, wo er sie

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