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Vor dem Sturm (German Edition)

Vor dem Sturm (German Edition)

Titel: Vor dem Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesmyn Ward
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Abtreibung leisten kann, wenn man kein Baby bekommen kann, wenn niemand haben will, was in einem drin ist.
    Im Bad beuge ich mich vor und knete meinen Bauch, knete die Melone zu Brei, aber sie springt immer wieder zurück: reif. Darauf aus, ihre Saat auszubringen. Ich könnte etwas finden, das hart und groß genug ist, um mich darauf zu werfen: den Kühler von Daddys Kipplaster, Daddys Traktor, eine der alten Waschmaschinen auf dem Hof. Bleichmittel haben wir in der Waschküche. Das Einzige, was ich nicht auftreiben könnte, sind die Antibabypillen; ich hatte noch nie ein Rezept, hätte sowieso nicht genug Geld, um sie zu kaufen, habe keine Freundinnen, die mir welche geben könnten, und ich war noch nie beim Gesundheitsamt. Wer sollte mich da hinbringen? Daddy, der manchmal sogar zu vergessen scheint, dass ich ein Mädchen bin? Big Henry,einer unserer wenigen Freunde, der ein Auto hat? Manny? Manny, die Zähne im Dunkeln?
Wenn ich mich drum kümmere, wird er es nie erfahren,
denke ich,
nie wissen, und das würde ihm vielleicht Zeit geben. Zeit wofür?
Ich drücke.
Anders zu sein. Mich zu lieben
.
    Das sind meine Möglichkeiten, und letztlich bleibt keine übrig.
    Die Sonne ist vor Stunden untergegangen, und ich sitze auf dem Toilettensitz und schiebe das Handtuch, das Randall als Vorhang angetackert hat, beiseite, um auf den Hof zu schauen. Ich sehe Skeetah, der Holz zur Schuppentür schleppt. Die nackte Glühbirne leuchtet nach draußen, erhellt den Sand, in dem er kniet. Er zieht Nägel aus den Planken. Insekten schwirren am Rand des Lichtkegels herum. Der Rahmen für den Zwinger, der tagelang wie eine umgefallene Vogelscheuche in der Erde gesteckt hat, steht jetzt wieder. Er baut ihr ein Haus. Er passt auf sie auf, untersucht sie auf Krankheiten. Er weiß, was Liebe ist.
    »Vertammtnochmal.«
    Daddys Pick-up fährt so langsam auf den Hof, dass ich ihn trotz des gluckernden Motors fluchen höre. So fährt er immer, wenn er stockbesoffen ist. Ganz langsam, mit Fernlicht. Seine Scheinwerfer zerstören die goldene Blase, die Skeet umhüllt, und fluten den Hof mit Licht. Skeetah hebt den Arm mit dem Hammer und legt die Hand über die Augen. Daddy parkt neben seinem Kipplaster, der rostpockig und still dasteht, seit ich heute Morgen versucht habe, ihn anzukurbeln. Daddy lässt das Licht an und steigt aus.
    »Vertammtnochmal, sag ich!«
    Daddy versucht, diese Aussage durch das Zuschlagen der Wagentür noch zu unterstreichen, aber es gelingt ihm nicht. Seine Hand rutscht am Metall ab, und die Tür fällt so leise zu, dass ich es von meinem Platz auf dem Klo direkt am Fenster nicht mal hören kann.
    »Vertammt sei Van’s Salvage«, murmelt Daddy, »die hattendas Teil, das ich brauch, nicht mal da.« Er lehnt sich seitlich an seinen Wagen, als wäre er ein Mensch, und spricht fast so leise wie an den Abenden, wenn er sturzbetrunken nach Hause kam, als Mama noch gelebt hat. Mama ging dann immer nach draußen, ihm entgegen, nahm ihn in den Arm wie ein Kind. Sie war nur ein paar Zentimeter kleiner als er und konnte seinem ganzen Gewicht standhalten. Er sprach flüsternd mit ihr, wenn sie die Betonstufen nach oben stiegen, die die Treppe zur Veranda bildeten. Wir haben nie gehört, was er zu ihr sagte. Ich stelle mir vor, dass er ihr eine Liebeserklärung gemacht hat, weichgespült vom Schwarzgebrannten.
    »Du hast dein Licht angelassen«, sagt Skeetah.
    »Und wie soll ich jetz nach dem Sturm Geld verdien?« Daddy haut gegen seinen Wagen, aber es ist ein ungeschickter Schlag, halbherzig. Er gleitet ab in ein Streicheln. »Was sagst du?«
    »Ich hab gesagt, du hast dein Licht angelassen.« Skeetah zieht an einem widerspenstigen Nagel, hat den Kopf konzentriert gesenkt. Er beobachtet Daddy aus dem Augenwinkel.
    »Oh.« Daddy greift in den Wagen und drückt den Knopf, um die Scheinwerfer auszuschalten. Er geht langsam auf Skeetah zu. Das ist sein betrunkener Gang: zielgerichtet, schwerfällig. »Was machst du?«
    »Nichts.« Skeetah hält inne, hört auf, an dem Nagel zu ziehen, bleibt aber vorgebeugt.
    »Nichts?«
    »Gar nichts.«
    »Ich seh doch, dass du was machst, also kannst du nich nichts machen.«
    »Bist du nicht müde?«
    »Was?«
    »Du bist den ganzen Tag nach Ersatzteilen für den Kipplaster rumgefahren.«
    »Allerdings«, sagt Daddy. »Bei U-Pull-It, bei Salvage, überall ham se mich angeguckt wie blöd. Keine Teile für Kipplaster. Keine Hilfe beim Absuchen der Wagen. Gucken mich an, als hätten sie kein blassen

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