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Vor dem Sturm (German Edition)

Vor dem Sturm (German Edition)

Titel: Vor dem Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesmyn Ward
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nicht geatmet.«
    »Was soll das heißen, er hat nicht geatmet?«
    Ich zerre ihn den Flur entlang, und er dreht und windet sich und lässt die Füße schleifen, aber ich kriege ihn bis in unser Zimmer. Ich knie mich vor ihm hin.
    »Was hast du dort gemacht?«
    Junior schaut meinen Hals an, meine Hand, überall hin, nur nicht in meine Augen. Ich schüttele ihn, und er schaut mich an.
    »Es sah aus, als würde er schlafen, aber dann sah es so aus, als würde er nicht mehr atmen, darum wollte ich seinen Atem fühlen. Lass mich los!«
    »Geh nicht mehr da rein, wenn er schläft.« Ich schüttele noch einmal Juniors Arm. »Er ist krank.«
    »Weiß ich«, jammert Junior. »Ich weiß, dass er krank is.« Junior ballt die Hand zusammen und zieht unvermittelt, und seine Faust gleitet durch meine Hände wie ein nasses Tau und ist frei. »Ich weiß, was mit seiner Hand ist und dem Bier und der Medizin.« Er wippt. »Ich hab’s gesehn, wie er sich verletzt hat. Ich hab ihn gefunden!« Wird lauter. »Ich krieg Sachen mit!«
    »Was hast du gefunden?«
    »Seinen Ring!«
    »Junior!«
    »Hier!«, schreit Junior. Seine kleinen, karamellgelben Milchzähne sind nicht zu sehen, ich sehe nur seine feuchte rosige Kehle, und er wird wieder zum Kleinkind, das immer den Mund offen hat, immer nach der Brustwarze suchte, nach unseren Fingern griff, nach der Decke, seinem Schnuller, den Pfoten seiner verlorenen Hunde, und daran saugte. Ganz kurz ist er wieder Baby Junior, und dann nicht mehr; dann ist er eine Miniaturausgabe von Skeetah, und die Hand, mit der er nicht Daddys Atem überprüft hat, gleitet in seine Tasche und holt etwas heraus, etwas kleines Rotbraunes in der Größe eines Quarters, und wirft es durchs Zimmer. »Er hat ihm sowieso nichts mehr genützt!« Er atmet, als wäre er gerannt, und dann hoppelt er den Flur hinunter wie eine Spinne. Beinah hätte ich ihn an der Treppe erwischt.
    »Randall!«, brülle ich, »halt Junior fest.«
    Randall hechtet aus dem Wagen und wird zu einer langen schwarzen Linie, die sich um die Hausecke zieht, hinter der Junior verschwunden ist, und dann höre ich ihn unter dem Hausklopfen. Junior hat sich so flach hingelegt, dass ich ihn nicht sehen kann.
    »Junior«, brüllt Randall, »komm da raus!«
    Junior bleibt still.
    »Sonst komm ich runter und hol dich!«, sagt Randall mit zusammengebissenen Zähnen, und anscheinend ist er schon losgekrochen, denn Junior ist auf meiner Seite des Hauses aufgetaucht und versucht wegzurennen. Seine Augen sind weiß und rollen wie bei einem Kaninchen, aber ich schnappe ihn mir, und er tritt und tritt, und ich bin beinahe erstaunt, dass er kein Fell hat.
    »Was hat er gemacht?« Randall kommt um die Ecke, vorne ganz rot beschmiert von der Erde.
    »Er hatte Daddys Ehering.«
    »Was?« Randall runzelt die Stirn.
    »Er hatte Daddys Ehering. Er hat ihn an dem Finger gefunden und abgenommen. Er war in seiner Hosentasche.« Mit jedem Wort entgleiten Randall seine Gesichtszüge weiter, bis es wie eine zersprungene Glasscheibe aussieht, voller Furchen, und ich weiß, das kommt daher, dass er nicht glauben kann, was ich sage.
    »Mann, was zum Teufel ist los mit dir?«, schreit Randall. Er zerrt Junior von mir weg, und seine andere Hand trifft hart auf Juniors dünnen Hintern. »Was ist los mit dir?«, brüllt Randall, und seine Stimme überschlägt sich. Er schlägt noch einmal zu. »Junior!«
    Junior rennt im Kreis auf der Flucht vor Randalls Hand, sodass die beiden sich drehen, aber Randall ist schneller und stärker, und seine Hand trifft wieder und wieder.
    »Das. Ist. Echt. Übel. Du. Bist. Echt. Krank!« Randall schlägt zwei Mal zu, und seine Hand ist steif wie ein Brett. »Wieso hast du das getan?«
    »Sie hat ihn ihm geschenkt!«, heult Junior. Seine Stimmeklingt wie eine Sirene. »Und er konnte ihn sowieso nicht mehr gebrauchen!« Er schluchzt. »Ich wollte ihn haben!« Er heult. »Sie!«
    Skeetah lacht, als wir ihm erzählen, was Junior getan hat.
    »Er ist echt wild.«
    »Er ist böse.«
    »Habt ihr ihn wenigstens gefunden? Er ist bestimmt oben und will ihn irgendwo bunkern.«
    »Ich hab ihn gefunden«, sage ich. Er lag auf meinem Bett, und ich habe ihn mit einer Handvoll Toilettenpapier genommen und im Waschbecken gewaschen. Das Gold war alt und stumpf, ganz blass, fast silbern, und nichts daran sah aus, als hätte er je Mamas Haut berührt. »Er war voller Blut.« Ich musste mich übergeben, nachdem ich ihn gewaschen hatte.
    Junior hat Schluckauf und beugt

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