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Vor dem Sturm (German Edition)

Vor dem Sturm (German Edition)

Titel: Vor dem Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesmyn Ward
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sich tief in die Werkzeugkiste hinten auf Daddys Pick-up, um Nägel herauszusuchen. Sein schluchzender Schluckauf hallt laut von der Metallbox wider. Er lässt die Nägel, die er auf der Ladefläche findet, fallen, und sie machen pling.
    »Was hast du damit gemacht?«, fragt Skeetah.
    »Ihn in meine oberste Schublade gelegt«, sage ich.
    Skeetah lacht. Seine Zähne sind milchweiß, sein Lächeln breit.
    »Wir sollten nach den Fingern suchen. Kostenloses Protein.« Er lacht. »Wir könnten sie China zu fressen geben.«
    »Sei still. Das ist echt fies«, sage ich.
    »Keine Ahnung, was mit ihm los ist.« Randall schüttelt den Kopf.
    Skeetah lacht, als er in den Schuppen geht, das Holz hinter sich herziehend; Minuten später hören wir ihn immer noch kichern und mit sich selbst reden. Als Big Henry vorfährt, um Skeetah abzuholen, schiebt Skeetah das Blech wieder vor die Schuppentürund lächelt in sein T-Shirt hinein. Big Henry parkt und kommt langsam herauf, ein Getränk in der Hand, und ich staune, dass es kein Bier ist. Ich nicke Big Henry zu, bleibe aber mit verschränkten Armen hinter Junior auf der Ladefläche stehen. Junior hat immer noch Schluckauf und lässt Schnodder in die Werkzeugkiste tropfen.
    »Was ist mit ihm?«, fragt Big Henry, und ich schaue zu ihm rüber und stelle fest, dass er mich ansieht, mich fragt. Er hat sich die verirrten Haare und den Ziegenbart abrasiert, sodass sein Gesicht ganz glatt ist und heller als der Rest von ihm. Es wirkt weich wegen dem Schweiß, der es zum Glänzen bringt. Ich betrachte Juniors schmalen, knochigen Rücken; er lässt einen weiteren Nagel fallen.
Pling
.
    »Komm«, sagt Skeetah lachend, und die beiden fahren weg.
    Vernagelt die Fenster
.
    Ich lasse Junior die Nägel in sein T-Shirt legen und sage ihm, er soll sich neben Randall und mich stellen, während wir versuchen, die passenden Bretter für die Fenster zu finden, sie ums Haus herumschleppen und dort abstellen, wo sie festgenagelt werden sollen. Randall hat den einzigen Hammer mit heilem Stiel, den wir finden konnten. Meine Aufgabe ist es, das Holz unten festzuhalten, jedenfalls so hoch, wie ich komme, während Randall die Nägel einschlägt. Junior atmet zuckend. Er versucht jedes Mal, seine Lippe zu verschlucken. Als wir die Bretter angenagelt haben, ist immer noch Glas zu sehen, ein Spalt oder eine Handbreit, ganz egal, wie oft wir die Holzstücke hin und her schieben. Randall konzentriert sich, schlägt sich aber trotzdem zweimal auf die Finger, hüpft eng im Kreis herum, als bediene er einen Bohrer, und flucht leise. Da unterbricht Junior sein Schluckauf-Atmen und fängt an zu kichern. Ich auch. Der Lehm ist durch den Regenmangel zu Staub geworden, und wenn Randall auf die Nägelklopft, vibriert das Brett, und der angetrocknete Dreck rieselt rot auf meinen Kopf herunter.
    Holt die Wasserflaschen rein
.
    Die Ballonflaschen, die Junior und ich unter dem Haus herausgefischt haben, stehen in kleinen Grüppchen in der Küche. Sie sehen aus wie zusammengekauerte Kaulquappenblasen, die sich gesellig aneinander drängen: im Innern trüb. Als Junior und ich sie hereinbrachten, waren sie staubig und undurchsichtig. Ich wasche für Junior und mich je ein Spültuch aus, und wir setzen uns auf den Küchenboden und putzen los. Wir befinden uns in einer Hurrikanfinsternis. Durch die Bretter vor den Fenstern ist es im Haus so dunkel, dass Juniors weißes T-Shirt der hellste Gegenstand ist. Wir sitzen in dem Viereck aus Licht, das durch die offene Tür hereinfällt, und reiben, bis die Tücher rosa sind. Das hier werden wir trinken. Das hier werden wir zum Kochen benutzen. Randall versucht, die Lücken zwischen den Brettern zu füllen, aber es gelingt ihm nicht. Es ist nicht genug Holz da. Durch die freiliegenden Glasstreifen fallen dünne, geschmeidige Lichtstrahlen, die das Hausinnere durchschneiden wie Stromleitungen. Daddy steht aus dem Bett auf, flucht, stößt gegen alles Mögliche und wankt ins Badezimmer. Er übergibt sich. Er schreit nach Wasser, und ich schicke Junior hin, um ihm welches zu bringen. Als ich pinkeln gehe, nehme ich die Taschenlampe mit, die ich in Daddys Werkzeugkiste gefunden habe, und stelle fest, dass Daddy die Toilette verfehlt hat und eine Spuckpfütze auf dem Badezimmerfußboden steht. Ich wische sie mit den Tüchern auf, die wir zum Saubermachen der Wasserbehälter benutzt haben; als wir die Tücher mit nach draußen nehmen, um sie unter dem Schlauch auszuspülen anstatt in der

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