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Vor dem Sturm (German Edition)

Vor dem Sturm (German Edition)

Titel: Vor dem Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jesmyn Ward
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Kopf wie ein Pferd, das die Zügel abwerfen will. »Ich bin der Einzige.«
    »Das stimmt nicht.«
    »O doch.«
    »Ich hab Junior mit euch allen aufwachsen sehn. Das is echt.«
    »Und Esch und Skeet?«
    »Die auch.«
    »Nein«, sagt Randall. »Das is nich dasselbe.« Luftblasen, so winzig wie die, die im Wasser aus den Mündern der Fische aufsteigen, steigen vom Boden des Topfes nach oben und sammeln sich in der Mitte, die von Dampf benebelt wird. »Ich muss noch was machen. Wir sehn uns später.«
    Randall geht in die Küche, und ich blicke vom Topf auf, als hätte ich nicht auf Zehenspitzen im schwachen blauen Licht der Gasflamme gestanden, als hätte ich nicht zugehört.
    »Das braucht ewig, bis es kocht. Kannst weggehen«, sagt Randall.Er schaut mich nicht an, als er das sagt; er ist groß und aufrecht. Er geht vorbei und macht die Tür zu seinem Zimmer zu. Ich höre sie einschnappen, und schon bin ich durch die Fliegengittertür und renne los, immer noch auf Zehenspitzen. Meine Füße berühren kaum den Boden. Da ist er, geht weg, wird unter den Bäumen kleiner; eine untergehende Sonne. Ich springe über den Graben auf die Straße.
    »Warte!«, rufe ich. Meine Stimme ist so hoch, wie ich sie noch nie gehört habe.
    Manny bleibt stehen, dreht sich um, und sein Gesicht gleicht einer Magnolienblüte im Wind, seine Augen sind ihr hellgelbes Herz. Kaum hab ich es gesehen, ist es schon wieder weg.
    »Was?«, sagt er, als ich ihn einhole. »Will Randall noch was?«
    Mannys Blick gleitet an mir vorbei zum Graben, zur Straße, nach oben zum Himmel, der die Farbe einer frisch geschrubbten Pfanne hat.
    »Nein«, sage ich. »Ich.«
    »Ich muss los.« Er dreht sich um, zeigt mir seinen Hinterkopf, sein Haar, seine Schultern. Kaum hab ich es gesehen, ist es schon wieder weg.
    »Ich bin schwanger.«
    Er bleibt im Profil stehen. Seine Nase ist wie ein Messer.
    »Und?«
    Sein Haar wächst so schnell, dass es sich schon wieder lockt. Schweißtropfen bedecken seinen Haaransatz.
    »Es ist deins.«
    »Was?«
    »Deins.«
    Manny schüttelt den Kopf. Das Messer schneidet. Der Schweiß rinnt über seine Narbe und wird auf den bröckelnden Asphalt geschleudert.
    »Hier is nix, was mir gehört«, sagt er. Manny schaut mich kurz an, als er das sagt. Schaut mich direkt an, zum zweiten Mal überhaupt. »Nichts.«
    Nichts. Aus irgendeinem Grund sehe ich Skeetah, als ich die Augen niederschlage, Skeetah, wie er neben China kniet, immer bei ihr kniet, sie krault und liebt und kennt. Skeetahs Gesicht, als er Rico gegenüberstand, als er zu China sagte,
Zeig es ihnen
.
    Ich stürze mich auf ihn wie China.
    Ich habe mit Skeetah und Randall aus Spaß gekämpft, als wir kleiner waren. Einmal habe ich Skeetah bei einem Ringkampf in den Bauch geboxt, und meine Arme fühlten sich an wie Nudeln, als hätte er keine Muskeln, die ich treffen konnte, und ich keine Muskeln, mit denen ich ihn schlagen konnte. Wenn Randall sich mit mir anlegte, haute ich ihm so in die Brust, dass er keine Luft mehr kriegte. Einmal auf der Mittelschule habe ich mich mit einem Mädchen im Umkleideraum geprügelt, weil sie sich über meine knospenden Brüste lustig gemacht hatte; sie spottete, ich müsste meiner Mama sagen, dass ich einen Sport-BH brauchte. Meine Mama war da schon vier Jahre tot. Dieses Mädchen zog an der Stelle, wo ein BH-Träger säße, an meinem T-Shirt, und ich wirbelte zu ihr herum und holte blind aus, wollte ihr das Gesicht einschlagen, trat nach ihren Schienbeinen, stieß ihr die Ellbogen in die Rippen, schlug sie mit meinem ganzen Körper. Sie war doppelt so stark wie ich, aber ich überraschte sie mit meinem Angriff, bevor sie mich wegstoßen konnte. Ich fiel über die Bank und zog mir an den Schränken eine Schnittwunde am Arm zu, aber das Mädchen hatte eine fette dunkellila Beule am Kopf und eine Lippe, die so rosa und schwammig aussah wie die Lippen eines eingelegten Schweinekopfs. Sie sagt immer noch jedes Mal Hallo zu mir, wenn wir uns auf dem Gang begegnen, drei Jahre nach dem Vorfall. Ich bin schnell.
    Ich ohrfeige ihn immer wieder, meine Hände sausen durch dieLuft wie ein schwarzer Wirbelwind. Sein Gesicht ist heiß und brennt wie kochendes Wasser.
    »He! He!«, schreit Manny. Er wehrt sich, so gut es geht, mit Ellbogen und Unterarmen, aber ich komme trotzdem durch. Ich schlage so hart zu, dass meine Hände wehtun.
    »Ich liebe dich!«
    »Esch!« Die Haut an seinem Hals ist rot, seine Narbe ganz weiß.
    »Ich habe dich geliebt!«
    Ich treffe

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