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Vor der Flagge des Vaterlands

Vor der Flagge des Vaterlands

Titel: Vor der Flagge des Vaterlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sehr unterschiedliche Nationalitäten der Inhaber
    schließen ließen.
    Es erschien auch schwierig, aus dem Typus, den Graf
    d’Artigas selbst vertrat, einen sicheren Schluß zu ziehen.
    Wies auch die Farbe seiner Haut, das tiefschwarze Haar, die
    Grazie seiner Haltung auf spanische Abstammung hin, so
    zeigte seine Gesamterscheinung doch nicht den Rassencha-
    rakter, der den Eingeborenen der iberischen Halbinsel ei-
    gen ist.
    Er war ein Mann von über mittlerer Größe, kräftigem
    Bau und höchstens 45 Jahre alt. Mit seinem ruhigen, fast
    hoheitsvollen Auftreten ähnelte er jenen Großen der Hin-
    dus, deren Blut mit dem vom malaiischen Archipel ge-
    mischt ist. War diese Persönlichkeit auch nicht von kalter
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    Natur, so bemühte sie sich doch, so zu erscheinen, zeigte
    gebieterische Bewegungen und bediente sich einer kurzen
    Ausdrucksweise. Was die Sprache des Mannes und seiner
    Leute anging, so bestand sie in einem jener eigentümlichen
    Idiome, die auf den Inseln des Indischen Ozeans und der
    benachbarten Meere vorherrschen. Brachten ihn seine See-
    reisen aber an die Küste der Alten oder der Neuen Welt,
    dann drückte er sich mit auffallender Leichtigkeit englisch
    aus, wobei nur ein ganz schwacher Anklang an seine fremde
    Abstammung zu hören war.
    Kein Mensch hätte sagen können, was die Vergangenheit
    von Graf d’Artigas war, auf welche Schlangenwege ihn sein
    höchst geheimnisvolles Leben geführt hatte, was er jetzt ei-
    gentlich war, woher sein sicherlich beträchtliches Vermö-
    gen, das ihm als vornehmen Herrn zu leben erlaubte, wohl
    stamme, wo er seinen dauernden Wohnsitz oder wenigstens
    seine Goélette ihren Heimathafen habe, und kein Mensch
    hätte auch gewagt, ihn danach zu fragen, da er sich als we-
    nig mitteilsam erwies. Er schien nicht der Mann zu sein, der
    sich durch ein Interview, selbst mit amerikanischen Repor-
    tern, ausforschen ließ.
    Was man von ihm wußte, beschränkte sich auf die Nach-
    richten der Zeitungen, wenn diese das Eintreffen der ›Ebba‹
    in dem oder jenem Hafen, besonders in einem der Ostküste
    der Vereinigten Staaten meldeten. Dahin kam die Goélette
    nämlich fast zu bestimmten Zeitpunkten, um sich mit allen
    Bedürfnissen für eine längere Seefahrt zu versorgen. Hier
    erwarb sie nicht nur Proviant – Mehl, Zwieback, Konser-
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    ven, getrocknetes und frisches Fleisch, lebende Rinder und
    Schafe –, sondern auch Kleidungsstücke, Werkzeuge, Lu-
    xus- und Bedarfsgegenstände aller Art für hohe Preise, die
    in Dollars, Guineen oder anderen Münzsorten verschiede-
    ner Herkunft bezahlt wurden.
    Hieraus ergibt sich, daß, wenn man vom Privatleben des
    Grafen d’Artigas auch gar nichts wußte, er doch in den ver-
    schiedenen Häfen Amerikas, von denen der Halbinsel Flo-
    rida bis zu denen Neu-Englands, recht gut bekannt war. Es
    erscheint daher gar nicht verwunderlich, daß der Direk-
    tor von Healthful House sich durch das Gesuch von Graf
    d’Artigas sehr geehrt fühlte und ihn ehrerbietigst empfing.
    Übrigens war es das erste Mal, daß die Goélette ›Ebba‹
    im Hafen von New Berne ankerte. Nach der Mündung der
    Neuze konnte sie offenbar nur eine Laune ihres Eigentü-
    mers geführt haben. Was hätte Graf d’Artigas sonst hier
    vorgehabt? . . . Sich zu verproviantieren? . . . Nein, denn im-
    grunde hätte er die Hilfsmittel, die ihm andere Häfen, wie
    Boston, New York, Dover, Savannah, Wilmington in North
    und Charleston in South Carolina boten, im Pamplico-
    Sund gewiß nicht vorgefunden. Seine Piaster und Bankno-
    ten hätte er im Becken der Neuze, auf dem unbedeutenden
    Markt von New Berne, auch kaum gegen Waren umtau-
    schen können. Dieser Hauptort der Grafschaft Craven zählt
    kaum 5- bis 6.000 Einwohner. Sein Handel beschränkt sich
    auf die Ausfuhr von Getreide, Schweinen, Möbeln und eini-
    ger Schiffsmunition. Außerdem hatte die Goélette vor we-
    nigen Wochen, bei einem 10tägigen Aufenthalt in Charles-
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    ton, volle Ladung für eine Reise aufgenommen, deren Ziel
    wie immer niemand kannte.
    Es stellte sich nun die Frage, ob die rätselhafte Persön-
    lichkeit nur mit der Absicht gekommen war, einmal Health-
    ful House zu besuchen. Das erschiene ja nicht überraschend,
    da diese Anstalt sich eines verbreiteten und wohlverdienten
    Rufs erfreute.
    Vielleicht bewog Graf d’Artigas auch die Laune dazu,
    einmal mit Thomas Roch zusammenzutreffen. Das allge-
    meine Bekanntwerden des französischen Erfinders hätte
    eine

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