Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Vor Jahr und Tag

Titel: Vor Jahr und Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
Vom Netzwerk:
Vietnam.« McPherson lehnte sich in dem unbequemen Stuhl zurück und kaute auf seiner Lippe herum, während er blicklos vor sich auf den Fußboden starrte. »Dann ist Dex also auch tot. Rick und Dex. Gleicher Tag, gleiches Kaliber.«
    »Das kann kein Zufall sein«, sagte Marc. »Sie kannten einander, starben am selben Tag, nicht weit voneinander entfernt, beide wurden mit demselben Kaliber getötet. Waren sie in Vietnam vielleicht auf dem gleichen Gebiet tätig? Und wer hätte ein Interesse am Tod beider Männer?«
    »Interessante Frage.« McPherson kaute weiter auf seiner Lippe herum. »Darauf wüßte ich selbst gern ’ne Antwort. Aber ja, sie haben dieselbe Arbeit gemacht, sozusagen. Und beide waren verdammt gut.«
    »Mr. Whitlaw hat auf der Straße gelebt, aber er war kein Penner; er war gesund, gut genährt und nahm weder Dro-gen noch Alkohol, also mußte er irgendwoher Geld haben, aber woher, hab ich bisher noch nicht herausbekommen. Ist Medina hier runtergekommen, um sich mit ihm zu treffen, und wenn ja, warum?«
    »Keiner weiß, was Rick hier zu tun hatte. Eine Privatangelegenheit, hat er behauptet.«
    »Dann haben wir immer noch nichts. Wir können ja die Kugeln vergleichen, um zu sehen, ob beide mit derselben Waffe erschossen wurden, aber falls es nichts gibt, das Sie uns verschweigen, sitzen wir immer noch auf dem trockenen.«
    »Ich wünschte, ich wüßte was«, sagte McPherson seufzend. »Irgendwas. Denn das Ganze stinkt.«
    Das Geräusch war fast unhörbar, nicht mehr als ein leises Rascheln. Karen hielt inne, den Kopf zur Seite geneigt, und wartete auf eine Wiederholung des seltsamen Geräuschs. Sie stand im Schlafzimmer und pflückte die gelben Blätter von einem Ficus auf dem Fenstersims.
    Da. Ein leises Rascheln, wie Stoff. Und diesmal aus einer anderen Richtung.
    Jemand war in ihrer Wohnung.
    Ihre Kopfhaut prickelte, und der Schreck fuhr ihr derart in die Glieder, daß ihr Herz einen Schlag lang aussetzte. Sie bewegte sich nicht, konnte sich nicht bewegen.
    Die Schlafzimmertür stand offen. Sie stand ein wenig abseits davon, konnte von der Tür aus also nicht direkt gesehen werden, aber wenn jemand ins Zimmer hereintrat, würde er sie sofort sehen, und sie stand mit dem Rücken zur Wand. Der einzige Ausweg aus dem Zimmer war durch diese Tür. Ihr Apartment lang im ersten Stock, also konnte sie nicht aus dem Fenster klettern. Und springen ging auch nicht, dafür war es zu hoch.
    Er kam zur Schlafzimmertür. Sie konnte ihn nicht sehen, bloß den schwachen Schatten, den er über den Fußboden warf. Wenn sie nicht genau hingesehen hätte, hätte sie nie etwas bemerkt. Karens Brust war wie abgeschnürt, so daß sie nur rasch und flach Atem holen konnte. Sie war wie erstarrt, konnte nicht mal schreien.
    Er kam nicht herein. Nachdem er einen Moment lang dort gestanden und in den Raum hineingesehen hatte, ging er weiter in Richtung Küche, wobei er viel mehr Geräusche machte als vorher, als ob es nun nicht mehr nötig wäre, sich leise zu verhalten.
    In ihren Ohren rauschte es, und das Schlafzimmer begann zu wanken. Karen zwang sich, tief Atem zu holen, den Sauerstoff in ihre zusammengepreßten Lungen zu drücken. Warum war er weitergegangen? Warum machte er jetzt so viel Krach?
    Sie starrte ihr sauber gemachtes Bett an, und langsam dämmerte es ihr: Er glaubte, die Wohnung wäre leer. Die Vorhänge standen offen, da sie noch nicht zu Bett gegangen war, und der Raum war hell und sonnig, weshalb sie auch kein Licht angeschaltet hatte. Aus demselben Grund brannte auch nirgends sonst im Apartment eine Lampe. Auch der Fernseher war nicht an. Sie hatte eine kleine Weile geschaut, aber da nichts Interessantes gelaufen war, hatte sie nach ein paar Minuten wieder abgeschaltet. Sie hatte kein Geräusch gemacht, als sie die trockenen Blätter vom Ficus pflückte; kein Wunder, daß dem Einbrecher ihre Wohnung leer vorkam.
    Sie hörte ihn in der Küche, wie er systematisch Schubladen auf- und wieder zumachte, wie er im Kühlschrank herumwühlte - Herrgott, hatte er etwa Hunger? Sie sollte Zusehen, so schnell wie möglich aus der Wohnung rauszukommen, das rieten alle Experten: Konfrontieren Sie einen
    Einbrecher nicht, schauen Sie zu, daß Sie rauskommen, und rufen Sie die Polizei, sobald Sie sich in Sicherheit gebracht haben.
    Vom Eßbereich der Küche aus hatte man einen guten Blick ins Wohnzimmer. Wenn er dort war, würde er sie sehen, wenn sie zur Tür schlich. Und wenn er nun eine Waffe hatte? Er konnte sie von

Weitere Kostenlose Bücher