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Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ich. »Ich gieße uns
was zu trinken ein. Ich habe wenigstens zwei Minuten lang keinen Bourbon mehr
gehabt und beginne, ein tiefes Bedürfnis zu verspüren.« Ich ging zur Bar
hinüber und stellte ein frisches Glas neben mein leeres. »Was wollen Sie
trinken?«
    »Ein Drink ist nicht nötig, Mr.
Holman.«
    Der stählerne Unterton in ihrer
Stimme ließ mich herumfahren, und ich sah die schwarze Handtasche jetzt offen
auf der Couch liegen. Zoe Parnell hielt eine Achtunddreißiger in der Rechten
und zielte damit geradewegs auf meine Brust. Was mich noch mehr deprimierte,
war die Tatsache, daß der Lauf nicht um einen einzigen Millimeter schwankte.
    »Sie haben ihn umgebracht«,
sagte sie tonlos.
    »Sie sind verrückt!« brachte
ich mit erstickter Stimme hervor.
    »Oh, Sie haben das sehr
raffiniert angestellt!« sagte sie verächtlich. »Erst haben Sie mich gefragt, wo
Sie Clive finden könnten — als ob Sie das nicht längst gewußt hätten! Und dann
gingen Sie hinterher geradewegs zur Bongo Bar, um sich ein Alibi zu
verschaffen. Als dann Freda Parkin erklärte, sie wolle Sie zu Clive Jordan
bringen, blieb Ihnen keine andere Wahl, als mit ihr dorthin zu fahren. Nicht
wahr? Nur war das Ganze eine gewaltige Zeitverschwendung, Mr. Holman, denn ich
werde Leonard Reid umbringen — diesen Irren, der den ganzen Plan ausgeheckt
hat.« Die Waffe in ihrer Hand hob sich eine Spur. »Aber zuerst werde ich seinen
gedungenen Meuchelmörder umbringen!«
     
     
     

FÜNFTES KAPITEL
     
    I ch diskutiere selten mit einer
Frau, denn bestenfalls kommt ein Remis dabei heraus. Und ich diskutiere niemals
mit einer Frau, wenn sie mit einer Pistole auf mich zielt, denn das könnte sie
ungeduldig machen. Wenn eine Frau ungeduldig wird, zuckt sie manchmal ein
bißchen, und ein Zucken konnte bei dieser Dame hier tödlich sein.
    »Ich bin weder Reids gedungener
Meuchelmörder, noch habe ich Jordan umgebracht, aber«, fuhr ich mit, wie ich
hoffte, beruhigender Stimme fort, »darüber wollen wir nicht streiten. Ich sehe,
Sie sind entschlossen, mich umzubringen, also erhebe ich Anspruch auf die
übliche letzte Bitte.«
    »Ich mache keinen Spaß, Holman.«
Sie kniff die Augen eine Spur zusammen. »Versuchen Sie nicht, sich hier
herauszuschwindeln, denn das wird Ihnen nicht gelingen.«
    »Die übliche letzte Bitte«,
wiederholte ich. »Ich möchte noch etwas trinken, bevor Sie mich erschießen.«
    Sie überlegte zwei Sekunden und
zuckte dann die Schultern. »Na gut, aber machen Sie schnell.«
    »Danke.« Ich nahm das Glas von
der Bar, und ich trank einen großen Schluck. Es war reiner Bourbon, und der
einsame Eiswürfel schwamm an der Oberfläche. »Da ist noch eine Kleinigkeit«,
sagte ich in entschuldigendem Ton. »Würden Sie sich bitte um das Kätzchen
kümmern, wenn ich nicht mehr da bin?«
    »Kätzchen?«
    »Dort auf dem Teppich neben der
Couch.«
    Ihr Blick glitt unwillkürlich
zu dem Kätzchen hinüber, und im gleichen Augenblick schleuderte ich ihr den
Inhalt meines Glases ins Gesicht. Sie schrie vor Schmerz auf, als ihr der
konzentrierte Alkohol in die Augen drang, und gleich darauf knallte die
Pistole. Die Kugel zerschmetterte die Bourbonflasche ,
die sich in gerader Linie zu dem Punkt befand, an dem sich eigentlich mein Kopf
hätte befinden sollen. Aber ich warf mich bereits im Hechtsprung auf Zoe. Meine
Arme umschlangen ihre Hüften; meine Schulter prallte gegen ihren Magen, und wir
stürzten beide schwerfällig zu Boden. Die Waffe flog aus ihrer Hand, und ich
hörte, wie sie — hoffentlich weit weg von uns — auf den Boden fiel.
    Danach zu urteilen, wie Zoe
Parnell kämpfte, fragte ich mich, ob die Marineinfanterie wohl neuerdings eine
Nahkampfschule für Schriftstellerinnen eingerichtet habe. Sie fuhr mir mit den
Nägeln ins Gesicht, versuchte ihr Knie zwischen meine Beine zu rammen, und als
das alles nichts nützte, grub sie ihre Zähne in meine Kehle. Es war kaum der
richtige Zeitpunkt, den Gentleman zu spielen, jedenfalls nicht, wenn ich nicht
fürs ganze Leben verstümmelt werden wollte. Es gelang mir schließlich, mich
rittlings auf ihre Taille zu setzen, den Seidenschal herunterzureißen, zwei
Handvoll bourbonfarbener Haare zu packen und ihren
Kopf mehrfach gegen den Boden zu schlagen. Nach dem vierten Aufprall begann sie
zu schielen und anscheinend alles Interesse am Kampf zu verlieren. Ich knallte
ihren Kopf noch einmal sicherheitshalber auf und stand mühsam auf. Sie lag da,
als warte sie darauf, ausgezählt zu werden. Ich

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