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Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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stehen
und ließ sich langsam, Zentimenter um Zentimeter,
darauf nieder. Ihr glattes schwarzes Haar war ohne jeden Glanz, und ihr
länglich-ovales Gesicht hatte etwas Hageres, verstärkt durch den trüben
Ausdruck in ihren graugrünen Augen, die alle Spottlust eingebüßt zu haben
schienen. Sie trug ein enganliegendes schwarzes Kleid aus Krepp, das von den
Schultern bis zu den Füßen reichte und wirkungsvoll die spärlichen Rundungen ihres
mageren Körpers verbarg. Insgesamt erweckte sie den Eindruck, als habe sie vor,
zu ihrer eigenen Beerdigung zu gehen.
    Sie blickte Stern an,
ignorierte mich kunstvoll und sagte schüchtern: »Ich habe Stimmen gehört.«
    »Es freut mich, daß es dir
wieder gut genug geht, um aufstehen zu können, Freda.« Seine Stimme klang
selbstzufrieden. »Mit Mr. Holman hier gibt es kleinere Schwierigkeiten. Er will
mir nicht sagen, wo die Parnell ist.«
    »Ja?« Sie schloß für ein paar
Sekunden die Augen und sah ihn dann nervös an. »Mein Adlerauge, könnte ich was
zu trinken haben?«
    »Warum nicht? Du hast doch wohl
deine Lektion gelernt, oder nicht?«
    »O doch!« Ihr Kopf nickte wie
ein Metronom. »Ich werde nie, nie mehr so was Dummes machen, das verspreche
ich.«
    »John, gießen Sie Miss Parkin
einen Drink ein.« Stern sah zu, wie der Riese zur Bar ging, eine halbleere
Flasche Vermouth und eine volle Flasche Gin
hervorholte, und lächelte mir dann wohlwollend zu. »Freda braucht dringend ein
bißchen Alkohol, Mr. Holman. Sie haben so lange Zeit, mir das, was ich wissen
will, zu erzählen, bis sie ihr Glas geleert hat. Sonst werde ich John anweisen,
Ihnen sofort Ihre Straflektion zu verabreichen.«
    Die Bar war ungefähr zehn Meter
von uns entfernt, und selbst einem menschlichen Gebirge, so überlegte ich,
konnten nicht plötzlich irgendwelche Flügel sprießen. Ich hatte also Zeit, mir
den bestmöglichen Ersatz für einen Baseballschläger zu besorgen. Ich stand
schnell auf, packte Stern vorn am Hemd und zerrte ihn aus dem Stuhl. Es
bedurfte keiner großen Anstrengung, ihm mit einem schmerzenden Halbnelson einen
Arm auf den Rücken zu drehen und dort festzuhalten. Er stieß einen
verzweifelten Schrei aus, und der Riese drehte sich schnell um, um zu sehen,
was los war.
    »Charlie-Boy«, sagte ich
vergnügt, »bis zu dem Zeitpunkt, an dem John hier bei uns ist, habe ich bereits
Ihren Arm gebrochen, und zwar unmittelbar unterhalb des Ellbogens, was einen
widerwärtigen komplizierten Bruch abgibt.«
    Stern schrie seine Befehle,
noch bevor ich fertiggesprochen hatte. Der Riese blieb, wo er war, und behielt
uns scharf im Auge. Freda saß auf der Couch und beobachtete uns ebenfalls mit
völlig teilnahmslosem Gesicht.
    »Ich möchte lediglich von hier
weg«, sagte ich. »Weisen Sie also Ihren Leibgardisten an, sich der Bar gegenüber
auf den Boden zu setzen, beide Hände auf dem Rücken.«
    »Tun Sie das!« fuhr Stern ihn
an.
    Der Riese ließ sich langsam auf
dem Boden nieder. Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, hielt er nicht
viel davon, aber wie kam er dazu, seinem Boss zu widersprechen.
    »Freda«, sagte ich, »wollen Sie
mitkommen?«
    »Nein«, sagte sie mit
ausdrucksloser Stimme. »Ich gehöre hierher zu Charlie.«
    Ich zuckte die Schultern. »Wenn
Sie sich Ihr eigenes Grab schaufeln wollen — bitte.«
    »Sie schaufeln sich
höchstwahrscheinlich das Ihre.« Ihre Stimme klang desinteressiert. »Selbst wenn
Sie von hier wegkommen, was ich bezweifle, wird Charlie Sie bald wieder
erwischen.«
    Da dies nicht der richtige
Zeitpunkt für gemütliches Geplauder war, schob ich Stern vor mir her auf die
Bar zu. Als wir den dasitzenden Riesen erreicht hatten, packte ich mit der
freien Hand die volle Ginflasche von der Bar und schmetterte sie auf Johns
Kopf. Mit einem Grunzlaut fiel sein Kopf vornüber, und ich schlug ein zweites
Mal zu, weil ich es für besser hielt, ganz sicher zu sein, anstatt für den Rest
meines Lebens verstümmelt zu werden. Die Flasche zerbrach nicht, was immerhin
gut war, und John sackte auf dem Boden zusammen wie ein mißglücktes Dornröschen.
    Charlie Stern wimmerte vor sich
hin, als ich ihn eilig auf die Diele hinausschob, und ich gab seinem Arm noch
einmal einen Extraruck, damit die Nervosität nicht nachließ.
    »Jetzt brauchen Sie bloß Ihren
Wachmann am Tor anzuweisen, aus dem Weg zu gehen, dann haben Sie noch zwei
heile Arme, sobald die Sache vorbei ist«, sagte ich.
    Es klappte reibungslos. Stern
befahl dem Wächter, sich aus dem Weg zu scheren, und

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