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Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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genau das tat er auch. Ich
hielt Charlies Arm fest, bis wir bei meinem Wagen angelangt waren, ließ ihn
dann los und glitt hinter das Lenkrad. Ein blasser kleiner Bursche stand da,
sah mich an und rieb sich den Arm, als ob er bereits gebrochen wäre, und ich
verspürte plötzlich einen heftigen Widerwillen. Es war beinahe so gewesen, als
wenn man einem Kaninchen Angst einjagt. Das Ganze roch nicht nur nach Gewalt,
sondern zugleich auch nach jugendlicher Unreife. Aber trotzdem, argumentierte
mein Verstand, was, zum Teufel, hätte ich in Anbetracht eines Giganten wie John
anders tun sollen?
    »Ich weiß nach wie vor nicht,
wo Zoe Parnell ist«, sagte ich, während ich den Motor anließ. »Aber eins
verspreche ich Ihnen, Sie Hühnerhabicht — wenn Sie oder Ihr gezähmter Gladiator
sie auch nur mit einem Finger berühren, komme ich mit einer Pistole hierher
zurück.«
    Er stand da, rieb seinen Arm,
und seine blutunterlaufenen Augen starrten mich finster an. Dann fletschte er
kurz die Zähne, drehte sich um und ging auf das Haus zu. Einen Augenblick lang
hatte ich das unangenehme Gefühl, eben gesehen zu haben, wie sich ein bis aufs
Blut gereiztes Karnickel gegen seinen Jäger gewandt hatte.
    Ich lenkte den Wagen in
Richtung der erdgebundenen glitzernden Lichterpracht der Stadt der Engel zu, in
der sehnsüchtigen Hoffnung, unter all den Millionen von Menschen dort
wenigstens einen finden zu können, der geistig normal war. Nach einem mit Iwan
Alsop, Leonard Reid und Charlie Stern zugebrachten Tag war ich überzeugt, daß
die Welt mit Irren bevölkert und ich der letzte normale Lebende sei. Zwei
Martini und ein halbrohes Steak in einem Restaurant ließen mich ein bißchen
besser fühlen; und die Größe der Rechnung überzeugte mich davon, daß wenigstens
der Bursche, dem dieses Restaurant gehört, normal war — ein Wucherer, aber
normal.
    Gegen neun Uhr dreißig bog ich
mit dem Wagen in meine Zufahrt ein und ließ ihn unter dem Vordach stehen. Im
Haus brannten Lichter, und als ich die Tür öffnete, konnte ich Musik aus dem
Wohnzimmer dringen hören. Vielleicht war ich also eine gespaltene
Persönlichkeit, und das andere Ich war zu Hause geblieben und hatte Platten
gespielt. Jedoch klärte sich alles auf, als ich ins Wohnzimmer trat und die bourbonfarbene Blonde ausgestreckt auf der Couch liegen
sah, ein Glas in der Hand.
    »Ein Mordversuch hat dir wohl
nicht gereicht?« sagte ich. »Hast du dich jetzt für Einbruch als neuestes Hobby
entschieden?«
    »Die Haustür war offen«, sagte
sie gelassen, »deshalb bin ich einfach hineingegangen. Vor zwei Stunden.« Sie
verzog schmollend die vollen Lippen. »Nach gestern nacht hätte ich gedacht, ein
so unersättlicher Bursche wie du hätte eine Art eingebaute Antenne, die ihm
verriete, daß eine Blondine zu Hause auf der Couch auf ihn wartet.«
    »Meine eingebaute Antenne ist
durch Charlie Stern durcheinandergebracht worden«, sagte ich, während ich der
Bar zustrebte. »Klar war die Tür offen. John hat vermutlich einfach dagegen
geblasen.«
    »John?«
    »Sterns zahmer Riese. Charlie
hat ihn ausgeschickt, damit er sowohl hier als auch in deiner Wohnung nach dir
sucht.« Ich goß mir einen Drink ein, trug ihn zu einem Sessel und setzte mich.
    »Warum hat er nach mir
gesucht?« Ihre Stimme klang leicht interessiert, aber nicht mehr.
    »Um dir von John eine
Straflektion erteilen zu lassen. Dieselbe Lektion, die Freda bereits
verabreicht wurde. Genau ausgedrückt, eine Abreibung nach allen Regeln der
Wissenschaft. Viele Schmerzen, aber keine sichtbaren Zeichen von
Gewaltanwendung. Charlie ist wütend auf euch beide, weil ihr ihm die Polizei
auf den Hals gehetzt habt.«
    Sie setzte sich aufrecht hin;
und ich wurde mir plötzlich ihrer vollen Brüste bewußt, die sich gegen die
dünne Seidenbluse preßten. »Machst du Witze?«
    »Den Teufel mache ich Witze.«
Die Platte war zu Ende, und meine Stimme klang plötzlich laut. »Charlie ist
sowohl ein Psychopath als auch Richter aus eigener Vollmacht. Wahrscheinlich
kann er es deshalb nicht leiden, wenn das Gesetz gewöhnlicher Leute auf ihn
angewandt wird.«
    »Dieser Lieutenant Altchek«,
sagte sie, »besuchte mich heute am frühen Nachmittag und stellte tausend
Fragen. Nachdem er gegangen war hatte ich das Bedürfnis nach frischer Luft, und
so fuhr ich im Bus nach Santa Monica und legte mich an den Strand. Als es
dunkel wurde, hatte ich keine Lust, in meine miese Bude zurückzukehren, und so
kam ich statt dessen hierher.« Sie ließ

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