Vor Katzen wird gewarnt
sagte ich geistvoll. »Nichts ist dort Realität.«
Der Blick, den er mir zuwarf,
löste bei mindestens drei Magengeschwüren in meinem Inneren eine schmerzhafte
Aktivität aus. »Freda Parkin hat gesagt, Sie hätten die Wohnung durchsucht,
nachdem Sie die Leiche gefunden hatten.«
»Ich habe mich nur schnell
umgesehen«, gab ich zu. »Ich war neugierig, ob er irgendwo einen Abschiedsbrief
hinterlassen habe.«
»Haben Sie was gefunden?«
»Nein.« Er schien ob dieser
lapidaren Antwort unbefriedigt, und so fügte ich hinzu: »Was denn zum
Beispiel?«
»Geld«, sagte er in scharfem
Ton.
»Ich habe mich nur flüchtig
umgesehen und habe mir dazu höchstens fünf Minuten Zeit gelassen. Hätte ich
eigentlich Geld finden sollen?«
»Jemand hat jedenfalls welches
gefunden. Als Jordan die Wohnung mietete, zog er nach den Worten des
Hausverwalters ein Bündel Geldscheine heraus, als hätte er gerade zum
Geburtstag eine Bank geschenkt bekommen.«
»Ich dachte, die Wohnung
gehörte einem Freund, der für ein paar Wochen in den Osten reisen mußte und ihn
solange darin hausen ließ?«
Altchek schüttelte den Kopf.
»Er hat die Wohnung vor ein paar Tagen gemietet. Ein paar Strolche, angeblich
Schauspieler und seine Freunde, haben bestätigt, daß er mit einem dicken Bündel
Banknoten herumwedelte. Ich bin ein simpler Polyp, Holman, und halte mich so
lange an simple Motive wie Raubüberfall, bis sie sich als falsch erweisen.«
»Glauben Sie, daß es einer
dieser Schauspielerfreunde war?«
»Möglich ist es. Die ersten
beiden scheiden als Verdächtige aus, aber es gibt da noch ein paar mehr, die
überprüft werden müssen. Und ich möchte von Ihnen alle Informationen haben,
über die ich nicht verfüge.«
Ich hatte den Eindruck, als ob
es gut wäre, nun sofort mit etwas aufzuwarten, und es konnte sich ebensogut um etwas handeln, dessen Klärung in unserem
beiderseitigen Interesse lag. »Leonard Reid schickte Anderson, wenige Tage
bevor sich der junge Mann umbrachte, ein junges Kätzchen«, sagte ich. »Es hatte
eine weiße Schleife um den Hals, auf die eine Inschrift gedruckt war: Ein
nettes Geschenk für einen ungezogenen Jungen — in steter Liebe — Leonard. Es war als Spaß gemeint, schwört Reid, und er schwört zudem, niemals ein
anderes Kätzchen mit derselben Inschrift um den Hals an Jordan geschickt zu
haben. Ich frage mich, ob derjenige, der Andersons Leiche gefunden hat,
zugleich auch über die kleine Katze gestolpert ist?«
Der Lieutenant griff nach dem
Telefonhörer. Es dauerte ein paar Minuten; und ich rauchte eine Zigarette,
während ich wartete, bis er wieder auflegte. »Anderson hatte eine Putzfrau, die
zweimal in der Woche in seine Wohnung kam«, sagte Altchek. »Sie fand den Toten,
aber im offiziellen Bericht wurde nirgendwo eine junge Katze erwähnt.«
»Angenommen, Reid hat Clive
Jordan wirklich keine andere Katze geschickt?« sagte ich vorsichtig. »Dann muß derjenige,
der sie geschickt hat, gewußt haben, daß Anderson die erste Katze mit der
Inschrift um die Halsschleife erhalten hatte.«
»Und?« brummte er.
»Warum hat sich der Mörder eine
solche Mühe gegeben, wenn er nicht Reid in die Angelegenheit verwickeln wollte?
Das sieht nach einem wesentlich komplizierteren Tatbestand als einfachem
Raubüberfall aus.«
»Ich würde gern glauben, daß
Sie auch nichts anderes sind als alle übrigen, nämlich irgend so ein
Hollywood-Irrer«, sagte er verdrossen. »Aber vermutlich ist das ein Luxus, den
ich mir im Augenblick nicht leisten kann.«
»Wie steht es mit dem
Hyoszyamin?« fragte ich. »Haben Sie da irgendeine Spur gefunden?«
»Es gehört Jordan. Er hatte vor
zwei Jahren etwas, das man höflichkeitshalber als Nervenzusammenbruch bezeichnet,
und war ein paar Monate lang in einem Sanatorium. Mit Sicherheit hat ihm kein
Arzt das Mittel mit nach Haus gegeben, also hat er es wahrscheinlich
gestohlen.«
»Sie meinen, der Mörder hat ihm
etwas davon in seinen Drink gegossen, als er gerade nicht hinblickte, oder so
etwas Ähnliches?«
»Wer weiß?« Altchek zuckte
gereizt die Schultern. »Vielleicht hatte er sich schon selber eine Dosis
verabreicht, bevor der Mörder kam. Aber wie dem auch war, Sie sind hier,
um mir Informationen zu geben, Holman.«
»Ich wollte, ich könnte Ihnen
welche geben«, sagte ich aufrichtig. »Aber ich weiß nicht mehr als Sie,
Lieutenant.«
»Sehen Sie bloß zu, daß Sie den
nächsten Telefonhörer ergreifen und mich anrufen, sobald Sie irgend etwas
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