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Vor Katzen wird gewarnt

Vor Katzen wird gewarnt

Titel: Vor Katzen wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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haben.« Er ließ mir ein winziges eiskaltes Lächeln zukommen. »Okay,
hier soll nicht weiter mit Ketten gerasselt werden, aber ich kann jederzeit die
Schlinge um Ihren Hals zuziehen. Vergessen Sie das nicht!«
    Ich verließ das Büro, ein
nervöses Gefühl in meinem seinem sezierenden Blick ausgesetzten Nacken.
Irgendwie erinnerte mich Lieutenant Altchek an Iwan den Schrecklichen; ein
wirklich netter Bursche, solange er kriegte, was er haben wollte; der aber
haufenweise Köpfe rollen ließ, wenn er nicht kriegte, was er haben wollte. Um
mein Selbstbewußtsein wieder herzustellen, nahm ich in einem schicken
Restaurant einen frühen Lunch und zwei Martini zu mir und fuhr dann zu Leonard
Reid hinaus.
    Rapiekins , der sich auf der vorderen
Veranda sonnte, rümpfte verächtlich die Nase, als ich an ihm vorüberging.
Danach zu urteilen, wie er auf den Rücken rollte und befriedigt die Augen
schloß, war anzunehmen, daß er soeben wieder aus dem Gebüsch zurückgekehrt war.
Ich drückte viermal auf den Klingelknopf, bevor ein gähnender Leonard Reid die
Tür öffnete, sich dabei heftig die Augen reibend.
    »Sie haben mich in meinem
Schönheitsschlaf gestört, mein Lieber«, sagte er vorwurfsvoll. »Ich habe auf
meiner einsamen Couch gelegen, nasse Teeblätter auf den Augen und was sonst
noch dazu gehört. Ich empfinde es als meine Pflicht, frisch und munter zu der
Totenfeier heute abend in dem gemütlichen kleinen Bordell des lieben Iwan
aufzukreuzen.«
    »Ich habe mit Lieutenant
Altchek gesprochen«, sagte ich. »Oder genauer ausgedrückt, Lieutenant Altchek
hat mit mir gesprochen. Er läßt mich wie eine Marionette an Schnüren tanzen.
Ein Schnitt mit seiner Schere, und ich lande im Nichts — oder noch
wahrscheinlicher im Gefängnis. Und dafür sind Sie völlig verantwortlich.«
    »Ich bin verwirrt.« Er preßte
den einen Handrücken gegen die Stirn, schloß die Augen und verharrte in dieser
Pose, als gäbe er eine Probevorstellung für die Titelrolle in einer
Neuverfilmung von Camille.
    »Ihr Reißverschluß ist offen!« zischte ich, und das erschreckte ihn ausreichend, um die Pose
aufzugeben und sich zu überzeugen, daß ich log. »Sie können mir einen Drink
einschenken, hinterhältiger Leonard«, sagte ich, »während wir die eigentliche
und letzte Wahrheit aus Ihrem Lügennest herausgraben.«
    »Grausame Worte«, murmelte er,
während er mir voraus ins Wohnzimmer ging. »Sind Sie — natürlich nur potentiell
— vielleicht einer der unseren, Rick? Ich versuche nur dahinterzukommen, warum
Sie mich so sehr hassen?«
    »Es ist das Reidsche Syndrom«, knurrte ich. »Sie lieben es, gehaßt zu werden; Sie hassen es sogar,
respektiert zu werden. Sie sind ein Irrer, der in eine Zwangsjacke gesteckt und
in den Pazifischen Ozean versenkt gehört, wo er am tiefsten ist. — Ich mochte
einen Bourbon auf Eis haben.«
    Er goß die Drinks ein, gab mir
mein Glas, kehrte zu der mit Leopardenfell bezogenen Couch zurück und setzte
sich. »Ihre bösartige Gehässigkeit macht mich ganz schwach«, sagte er kläglich.
»Gleich werde ich in Tränen ausbrechen.«
    »Der Faktor X«, sagte ich. »Das
große Geheimnis, das Sie für sich behalten haben, erinnern Sie sich?«
    »Ich erinnere mich allerdings,
daß Sie gestern nachmittag irgendwelchen Quatsch
gebrabbelt haben«, gab er zu. »Großzügigerweise habe ich das auf die Hitze,
wenn nicht gar die Schwüle geschoben. Offen gestanden, mein Lieber, sollten Sie
nicht soviel in der Sonne liegen. Das beeinträchtigt Ihre Gehirnfunktionen.
Aber vielleicht kann es sich natürlich auch um etwas rein Physiologisches
handeln, wie zum Beispiel um eine papierdünne Schädeldecke?«
    » Wieviel Geld haben Sie Jordan mitgegeben, als er von hier wegging?« sagte ich in
scharfem Ton.
    »Was?« Die schiefergrauen Augen
unter den schweren Lidern waren plötzlich wachsam.
    »Sie waren schon durch Anderson
belastet«, sagte ich. »Und Sie wollten nicht, daß Jordan irgendwelchen
häßlichen Klatsch über Sie verbreitete, vor allem nicht, solange es
unentschieden war, wer die Rolle in dem biblischen Epos bekommen würde. Deshalb
gaben Sie ihm Geld, damit er den Mund hielt; und erst hinterher fiel Ihnen ein,
was für eine verdammte Dummheit Sie damit begangen hatten. Dadurch, daß Sie ihn
bezahlten, waren Sie für Erpressungsakte direkt prädestiniert. Sie engagierten
mich also unter dem Vorwand, ich solle ihn daran hindern, die unwahren und
bösartigen Gerüchte über Sie zu verbreiten; aber in

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