Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)
und doch mitteilsam.
»Das ist super, ich freue mich sehr für dich.«
Wir standen uns gegenüber, nicht sicher, wie wir uns verhalten sollten. Sollten wir uns in die Arme fallen? Uns die Hand schütteln?
Wir taten nichts dergleichen.
»Und wie geht es dir?«, fragte ich und versuchte dabei, ein interessiertes Lächeln aufzusetzen. Ich konnte nur hoffen, dass er mein Herz nicht klopfen hörte.
»Ich bin in der Show, wie du sicherlich weißt. Also in der Beziehung nicht so gut.« Er wurde ernst. »Aber ansonsten ist alles prima.«
Er drehte sich zum Gang um, wo ich Amanda bemerkte, die unsicher dastand und so tat, als würde sie die Bilder an der Wand bewundern.
»Schön, Tim, sehr schön«, erwiderte ich nur. »Das klingt doch gut.« Diese Antwort war genauso großartig. Aber mir fehlten einfach die Worte. Ich fühlte mich wie von einem Lastwagen überrollt.
Er stand unschlüssig im Raum. »Hast du vielleicht Lust, einen Kaffee mit mir zu trinken?«, fragte er. »Ich würde gerne hören, was du die ganzen Jahre über getrieben hast.«
Mein Herz machte einen Extra-Schlenker bei diesen Worten, doch ich nickte nur lässig. »Klar, warum nicht!?«
»Heute?«
Ich nickte abermals. »Ich habe gegen fünf Schluss.«
Er strahlte mich an. »Emma Abendroth, es ist wirklich schön, dich wiederzusehen.« Dann nannte er mir den Namen des Cafés, in dem wir uns treffen wollten. Dann ging er zur Tür. Nachdem er sich noch einmal zu mir umgedreht hatte, ließ er sie hinter sich ins Schloss fallen.
Ich taumelte sofort zurück in meinen Stuhl. Meine Beine waren dabei, einfach so nachzugeben. Ich wusste nicht, ob er zuvor schon mit meinem Chef über mich gesprochen hatte, aber ich hoffte nicht. Und ich wünschte, dass er auch weiterhin die Klappe hielt. Ich musste ihn heute unbedingt treffen, damit ich ihm sagen konnte, dass er auf keinen Fall verraten durfte, was damals passiert war.
***
Das Café lag an einem See, versteckt zwischen Schilf und Bäumen. Ein Bootssteg ragte wie ein Finger auf den See hinaus. Es war zwar noch relativ kühl, dennoch wagten es einige Mutige, durch das graue Nass zu rudern. Dummerweise veranstalteten auf der Terrasse des Cafés mehrere Kinderchöre gerade einen Wettstreit um das schönste Frühlingslied, so dass ich kaum ein Wort verstand, als Tim hinter mir auftauchte und mich begrüßte.
»Wollen wir?«, fragte er.
Ich hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, mir zu überlegen, wie unsere Verabredung verlaufen würde, und jede Version hatte ein anderes Ende gefunden. In der einen gingen wir völlig zerstritten auseinander, in einer anderen lagen wir uns glücklich in den Armen. In einer dritten erwürgte er mich, in einer vierten erwürgte ich ihn. Eine fünfte offenbarte grausame Details aus seinem Leben, eine sechste stellte ihn als Helden und Millionenerben dar. Und nun stand er hier, und alle Versionen waren vergessen, weil mein Herz schlug, als lägen keine fünfzehn Jahre zwischen unserer letzten Begegnung.
»Du willst rudern?«, fragte ich skeptisch. Für einen Augenblick zuckte ich zusammen, denn falls Version Nummer drei eintreten sollte, gab es auf dem See praktisch keinen Fluchtweg für mich. Doch schon einen Moment später nickte ich. Ein Kinderchor sang gerade etwas vom Frühling, der sich im Walde versteckt hielt, so dass niemand ihn mehr sah, bis ihn ein Vöglein aufweckte. Die Sonne blitzte schräg durch die Bäume hindurch und glitzerte im Wasser. Es sah romantisch aus. Und ihr wisst, ich bin eine hoffnungslose Romantikerin.
Wir mieteten ein Boot und fuhren hinaus. Wir sprachen lange nicht. Er sah mich nur immer wieder an, während ich versuchte, interessiert die Landschaft zu studieren. Irgendwann hielt er die Ruder still und ließ das Boot treiben. Es war so ruhig auf dem See. In der Ferne schmetterte ein Chor das Lied vom Kuckuck. Das Wasser plätscherte sanft an die Bootsplanken, ein paar Enten schwammen friedlich um uns herum.
»Ich habe oft an dich gedacht«, sagte Tim schließlich. »Was aus dir geworden ist und was du so treibst. Dass du beim Fernsehen arbeitest, darauf wäre ich nicht gekommen.«
»Das hätte ich früher auch nie gedacht«, erwiderte ich mit einem Schmunzeln.
»Wie ist das gekommen? Eine schicksalhafte Begegnung? Oder hast du sofort die Kurve gekriegt, nachdem ich weg war?«
Ich überlegte einen Moment, bevor ich ihm antwortete. Ich beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen. »Ich habe die Kurve lange nicht gekriegt, Tim. Als ich
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