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Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)

Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition)

Titel: Vor Liebe wird gewarnt! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Marthens , Helke Böttger
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als sich die Fahrstuhltür öffnete und zwei Personen heraustraten.
    Wieso hatte der Bluthund nicht gesagt, dass Tim und seine Frau schon vor der Tür standen?
    Ich sah mich nach einem möglichen Fluchtweg um, doch es gab keinen. Ich war der einzige Mensch im Flur, der Notausgang gefühlte endlos lange Meilen entfernt. Und außerdem stand ich für die beiden gut sichtbar mitten im Weg.
    Wie befürchtet steuerte Tim zielsicher auf mich zu und lächelte unsicher.
    Ich hielt die Luft an, als er mich ansprach. »Entschuldigung, wir haben eine Verabredung mit Max Vandenberg. Sind wir hier richtig bei ›Er sagt, sie sagt‹?«
    Ich nickte. »Ja, er ist in diesem Büro«, entgegnete ich so locker und unbeteiligt wie möglich und deutete auf die Tür zu Daniels Refugium, während mein Herz raste.
    »Danke«, sagte er.
    Er sah noch besser aus als auf den Fotos und im Fernsehen. Um ehrlich zu sein, er sah umwerfend aus. Die kleinen Fältchen an den Augen verliehen ihm so viel Reife und Männlichkeit, dass ich wieder spürte, wie es sich anfühlte, hoffnungslos in ihn verliebt zu sein.
    Und er erkannte mich nicht.
    Ich war mir in diesem Moment nicht sicher, ob ich endlos erleichtert oder endlos enttäuscht darüber sein sollte. Mein Herz stolperte sich durch ein Wirrwarr von Gefühlen, die alle gleichzeitig um meine Aufmerksamt buhlten, so dass ich mich entschied, mich einfach von ihm abzuwenden und in meinem Büro zu verschwinden.
    Doch Tims Stimme ließ mich innehalten.
    »Kennen wir uns von irgendwo her?«, fragte er, noch unsicherer als vorher.
    »Das höre ich oft«, sagte ich leichthin und drehte mich noch einmal kurz zu ihm um, während ich rückwärts weiterging. »Ich habe ein Allerweltsgesicht.«
    Seine Augen musterten mich genauer.
    Ich bildete mir ein, das Leuchten des Erkennens in seinen Augen zu sehen, doch er sagte nichts. Schnell drehte ich mich wieder um, wurde jedoch das Gefühl nicht los, dass er mir hinterhersah. Dann hörte ich, wie er an Daniels Tür klopfte.
    Ich bog in mein Büro ein und knallte die Tür zu.
    Kaum fühlte ich mich auf sicherem Grund und Boden angekommen, wäre ich am liebsten kollabiert. Mein Atem rasselte wie bei einem Asthmatiker.
    Er hatte mich nicht erkannt!
    Die Enttäuschung legte sich schwer wie ein Felsbrocken auf mein Herz. Hatte ich mich wirklich so verändert? Oder hatte ich mich früher so in ihm getäuscht?
    Ich japste nach Luft und wankte mit unsicheren Beinen zu meinem Schreibtisch, wo ich mich erst setzte und dann zur Ordnung rief. Die ganze Geschichte lag fünfzehn Jahre zurück. Wir waren damals Kinder gewesen. Da konnte es schon mal sein, dass sich Gefühle änderten. Und der Mann war inzwischen verheiratet, wenn auch seine Ehe einen dubiosen Beigeschmack hatte. Er musste nicht sofort die Erinnerung an mich parat haben. Immerhin hatte ich eine viel längere Vorlaufzeit gehabt. Für ihn kam ich soeben aus der Vergangenheit gesprungen wie Kasperle aus der Kiste.
    Langsam beruhigte ich mich wieder und kam zum wesentlichen Punkt der ganzen Angelegenheit. Es war gut, dass er mich nicht erkannt hatte. Damit blieb mein Geheimnis gewahrt.
    Ich weiß nicht mehr, wie lange ich an dem Tisch saß, über Tim und mich grübelte und dabei die Umgebung anstarrte, ohne etwas zu sehen. Eine halbe Stunde? Eine Stunde? Zwei Stunden?
    Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meiner Versunkenheit.
    Ich sah zum Fenster, ob es sich für eine Flucht eignete, doch den Gedanken verwarf ich wieder, da ich mir nicht irgendetwas Wichtiges brechen wollte. Ich kam nicht weg. Ich musste dem Schicksal ins Auge sehen. Falls es überhaupt das Schicksal war, das an meine Tür pochte. Jetzt schon zum zweiten Mal.
    »Ja?«, krächzte ich.
    Die Tür öffnete sich. Es war das Schicksal. Es hatte jedoch den Namen Tim Schoenemann angenommen.
    »Entschuldigung, ich will nicht stören«, sagte er. »Es ist nur…«
    Ich versuchte ein nichtssagendes Lächeln. »Kann ich helfen?«
    »Emma?«, fragte er plötzlich. »Emma Abendroth?«
    Verdammt. Er hatte mich also doch erkannt. Mein Herz begann einen Sturmlauf. Ich runzelte angestrengt die Stirn, als würde ich in meinem Gedächtnis nach einer Erinnerung an ihn kramen.
    »Tim?«, fragte ich schließlich, als ich das Gefühl hatte, genug gekramt zu haben.
    Ein breites Grinsen ließ sein Gesicht erstrahlen, und er kam auf mich zu. »Das gibt es ja nicht! Du arbeitest hier?«
    Ich nickte und stand auf. »Ja, ich arbeite hier.« Großartige Antwort. Nicht zu viel verraten

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