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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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nach vorne, stieß sanft den Schirm von sich und nickte.
    »Ja, Gouverneur«, sagte er.
    »Ach, natürlich, Sie sind ja Engländer, nicht wahr?« murmelte Bernie. Leicht verlegen führte er die beiden zu dem Wagen.
    Colette stand auf dem Bürgersteig und starrte auf Donalds heißgeliebten Wagen.
    »Zut alors«, rief sie aus.
    »Was ist los? Haben Sie noch nie ein Auto gesehen?« fragte Bernie.
    »Non«, winkte sie ab, »aber er sieht serr ähnlich!«
    Colette verstand mehr Englisch, als sie sprechen konnte.
    Bernie räusperte sich und öffnete mit Schwung die Wagentür.
    Mit einem kleinen Stoßgebet zum heiligen Christophorus ließ Colette sich auf dem vorderen Sitz nieder. Bernie schlug die Tür hinter ihr zu und kroch auf den Fahrersitz. Er schaltete die Zündung ein, startete, ließ die Kupplung sausen, und mit 50 Stundenkilometern rasten sie nach Dover hinein.
    Dorcas reagierte heldenhaft, nahm linke und rechte Kurven in schneller Reihenfolge und machte sich durch ein lautes Quietschen der Bremsen und Reifen bemerkbar. Bernie fuhr nicht etwa rücksichtslos. Die Ecken und Kurven nahm er zwar sehr eng, aber nie, ohne vorher auf die Bremsen zu treten. Begleitet wurde diese Fahrt von dem Gestank heißen Gummis und den Verwünschungen anderer Verkehrsteilnehmer, die zu warnen Bernie grundsätzlich versäumte.
    » Je pense«, sagte er zu Colette, »Dymstable vousaimez - äh -wird Ihnen sicher gefallen. Ein reizendes, kleines Städtchen.«
    Er wandte sich Colette zu und strahlte.
    Colette war verschwunden.
    Ihr Sitz war leer.
    Die Wagentür auf ihrer Seite schwang wild hin und her, eine Art düsteren Hinweises auf ein schreckliches Ereignis.
    »O mein Gott«, stöhnte Bernie und stellte sich auf die Bremse. Sein aufgeregtes Gesicht erschien in der Wagentüre und starrte die Straße hinunter. Dann setzte der Wagen sanft und langsam zurück, bis er bei der hübschen jungen Dame stoppte. Colette saß auf dem Bürgersteig, ihr Kleid bis zu den Hüften hochgezogen und mit einem Finger auf ihrem linken Knie klopfend.
    Bernie schaute Colette an.
    »Warum sind Sie ausgestiegen?« fragte er. »BisD ymstable sind es noch mindestens 20 Meilen.«
    »Mon dieu«, schrie Colette, »so ein’ wilde Gegend!«

    »Meine Vaterr ist eine grosssse Geschäftsmann à Paris«, erzählte Colette den aufmerksam lauschenden Charltons. Mißtrauisch schaute sie auf ihren Suppenteller und fügte hinzu: »Er machen viel Geld nach der Krieg!«
    »Wie nett«, meinte Adele. »Aber wie?«
    Colette meinte kurz und bündig: »Schwarzer Markt und so.«
    Adele führte vorsichtig einen Löffel Suppe zum Mund und versuchte, weiterhin freundlich mit ihren bebenden Lippen zu lächeln.
    »Ach, wirklich?« meinte sie.
    Andy tauchte ein Stückchen Brot in seine dampfende Suppe und warf es dann über den Tisch hinweg auf Colette. Ein Zeichen dafür, daß er inzwischen wußte, daß sie als Mitglied in die Familie aufgenommen worden war.
    Das Stückchen Brot traf Colette an ihrem linken Ohr.
    »Merde«, schrie sie und schmiß es direkt und genau zurück.
    Es traf den erstaunten Andy mitten im Gesicht. Er schnappte nach Luft. Sein Mund öffnete sich zu einem überraschten Oooh, und er blinzelte Colette an, deren dunkle Augen wütend funkelten. An eine derartig brutale Behandlung war er einfach nicht gewöhnt. Er wußte nicht, wie er sich verhalten sollte. Ruhige Zurechtweisungen von seiten seiner Mutter, wie zum Beispiel: »du böser Junge«, wie auch das Gebrüll seines Vaters akzeptierte er. Aber daß seine mit Suppe getränkten Brotstückchen mit großem Schwung und tödlicher Treffsicherheit zurückgeflogen kamen, das war für ihn etwas völlig Neues.
    Er schloß seinen Mund, blinzelte zweimal, schaute noch einmal in Colettes dunkle Augen, und zum erstenmal in seinem kurzen Leben begann er ruhig und vernünftig seine Suppe zu essen.
    »Guter Gott«, meinte Adele zu Bernie. »Ich dachte, der Himmel würde einstürzen.« Dann wandte sie sich Colette zu und fragte voller Bewunderung: »Wie haben Sie das bloß geschafft?«
    Colette sah finster drein. Voller Würde sagte sie: »In Frankreich georschen Kinderrrr irre Elterrn, nischt warr? In Anglande isst das genau umgekehrt, ist es nischt?«
    Bernie lachte kehlig. Er sagte: »Da haben Sie aber ein Thema angeschnitten.«
    Aufmunternd bat Adele: »Erzählen Sie uns doch von Ihrer Familie.«
    »Meine Mutterr, sie lebt in St. Rocque, bei Marseille«, begann Colette.
    Adele fragte: »Lebt sie nicht mit Ihrem Vater in

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