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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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anzurufen und um eine Verbindung mit der Abteilung Drogen zu bitten. Aber niemand war wirklich von meinen Fähigkeiten angetan, denn schließlich will die verstaatlichte Industrie doch beweisen, daß sie genauso wirkungsvoll arbeitet wie die Privatindustrie. Als die Konservativen die Wahl gewannen, meinte Bernie, dies sei alles meine Schuld. Wie kann man bloß Geld verdienen? Irgendwie muß das doch möglich sein. Die Welt ist doch Voller aufgeblasener Plutokraten, denen Zigarren, Motorboote und Mätressen gehören, während Bernie und ich uns nicht einmal ein Ruderboot leisten können.«
    Nachdenklich schaute Helen Adele an, um dann zu bemerken: »Ich weiß, wie Sie es schaffen können. Der Lehrerberuf Ihres Mannes könnte dabei nur von Nutzen sein.«
    »Nein, wirklich?« rief Adele. »Um was handelt es sich?«
    »Lachen Sie sich einen Studenten vom Festland an«, meinte Helen. »Die kommen zu uns ’rüber - nur für ein paar Monate, wissen Sie - um unsere Sprache zu lernen. Sie zahlen phantastische Preise. Bei meiner Schwägerin wohnte eine französische Studentin sechs Monate lang. Anschließend zog die Gute sich von den Einnahmen auf die Bermudas zurück.«
    Voller Zweifel fragte Adele: »Eine Französin? Sind die nicht...?«
    »Nein«, sagte Helen. »Die sind nicht. Sie können sich nicht vorstellen, wie bieder eine durchschnittliche Französin sein kann. Geradezu spießig. Diese Frau, die meine Schwägerin an Land zog, trug dicke Tweed-Sachen, Wollschlüpfer, kam direkt von einer Klosterschule und mußte direkt bemuttert werden. Französische Mädchen sind sehr anständig, das versichere ich Ihnen.«
    Aufgeregt rief Adele aus: »Menschenskind, warten Sie nur ab, bis ich Bernie davon erzählt habe. Wie kommt man an solche Goldgruben heran?« Gelassen meinte Helen: »Da gibt es solche Vermittlungsagenturen. Die Adressen kann ich Ihnen geben.«
    Als Bernie von der Schule heimkehrte, wurde er von einer begeisterten Adele schon auf der Haustreppe abgefangen. Adele sprudelte die neue Idee heraus. Er hörte schweigend zu, dann nickte er langsam. Er sagte: »Schreib dieser Agentur. Frag sie, ob sie ein anspruchsloses französisches Mädchen an der Hand haben, die sich mit deiner Kochkunst abfindet. Und das sechs Monate lang. Und die bereit ist, sich ständig von einem kleinen, unermüdlichen Sadisten namens Andy grausam angreifen zu lassen. Wenn so ein Mädchen existiert, nehme ich es mit Freuden bei uns auf.«
    Adele schrieb.
    Sie erklärte, ihr Mann sei Schullehrer und deshalb besonders befähigt, einer Studentin bei ihren Sprachstudien hinsichtlich der englischen Grammatik behilflich zu sein. Sie fügte noch hinzu, zu ihrer Familie gehöre ein sehr ordentlich erzogener, kleiner Junge im Alter von vier Jahren, der sich sehr über eine ältere Schwester freuen würde. Das Mädchen werde daher ein regelrechtes Mitglied einer englischen Familie sein.
    Bernie las den Brief.
    »Gott möge dir vergeben«, meinte er fromm. Die Agentur antwortete umgehend.
    Man entsandte zunächst einen Beauftragten, der an den Ausgüssen herumschnüffelte und den Notausgang inspizierte. Er äußerte sich über alles, was er sah, äußerst befriedigt. Nachdem er gegangen war, ließ Adele den kleinen Andy wieder aus dem Schuhschrank heraus, nahm ihm den Knebel aus dem Mund und lockerte die Fesseln an seinen Armen.
    Am ersten Juni erhielten sie dann ein Schreiben, das die Ankunft von Mlle. Colette Bicquet ankündigte. Die Französin würde am Donnerstag in Dover eintreffen, und vielleicht sei Mr. Charlton so nett, sie dort zu erwarten und zu ihrem neuen
    Heim zu begleiten. Träumerisch bemerkte Adele: »Wie mag das Mädchen wohl aussehen? Wie mag sie sein?«
    Und das war die Frage überhaupt.

    Es spricht für Donalds großes Vertrauen wie auch für seinen unerschütterlichen Glauben an die Menschheit, daß er sich sofort bereit erklärte, Bernie seinen kostspieligen Wagen zu leihen, als er von der Ankunft der Französin in Dover erfuhr.
    Der Wagen war nicht neu. Das war bereits viele Jahre her, aber hier handelte es sich um sein einziges Transportmittel, und es war sehr großzügig von ihm, Bernie dieses Gefährt unter den gegebenen Umständen zur Verfügung zu stellen. Dies zeugte von Donalds Kurzsichtigkeit; er glaubte, Bernie sei ein erwachsenes, verantwortungsbewußtes und reifes Mitglied der Gemeinde.
    Psychologie war nicht gerade Donalds Stärke.
    Ganz nebenbei sagte er: »Sie können Dorcas haben, wenn Sie wollen. Ich brauche das alte

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