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Vor Nackedeis wird gewarnt

Vor Nackedeis wird gewarnt

Titel: Vor Nackedeis wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Charles
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sonnenlos. Es war schon immer eine liebgewordene Angewohnheit für ihn gewesen, zumindest während des Sommers einmal in der Woche in der Pfarrei vorbeizuschauen. Dann wurde ein Tennismatch vereinbart; die drei Mädchen waren jederzeit gerne dazu bereit, mitzukommen und draußen im Klub ein Doppel zu spielen. Aber jetzt, wo er sich wirklich danach sehnte, Susan zu sehen, schien sie vom Erdboden verschluckt zu sein. Ann und Barbara waren da, und sie wollten gerne Bälle über das hängende Netz zwischen dem Apfelbaum und der Ulme schlagen. Aber die älteste Tochter des Pfarrers war nie zu Hause.
    Auch mied sie ihn nicht absichtlich. Es handelte sich lediglich um diese berühmten Zufälle. Einmal hatte er ihr mit klopfendem Herzen in der Hauptstraße nachgesehen, und der Auftrieb, den ihr Anblick ihm gab, hatte ihn dazu verführt, auf das Mädchen zuzurasen. Aber leider mußte er dann feststellen, daß es sich um die Serviererin der Milchbar gehandelt hatte. Sie war ein hübsches Mädchen, mit einer ansprechenden Figur und hübschen weißen Zähnen, aber sie war eben nicht Susan. Und Donald hatte einige Entschuldigungen vor sich hin gestottert und war mit hängendem Kopf davongeschlichen.
    Er ging durch den Garten auf die Eingangstür zu und steckte den Schlüssel in das Schloß. Richard war nicht zu Hause. Er hielt irgendwo eine Einführungsrede zu den bevorstehenden Wahlen, und das Haus erschien ihm sehr leer und traurig. Normalerweise brüstete sich Donald mit seinem sorglosen Junggesellenleben. Er konnte herumlungern, ohne sich mit einem verdammten Weibsbild herumschlagen zu müssen, das sich ständig mit ihm zankte. Aber heute... ein Tal des Jammers, der Tränen.
    Bedrückt ging er in die Küche und öffnete die Speisekammer. Sie war leer.
    Er schnüffelte ein wenig herum, ging in das Wohnzimmer zurück und war sicher, auch dort würde es kalt, unwirtlich und hassenswert sein.
    Er trat in das Zimmer und suchte in seiner Hosentasche nach einer Packung Zigaretten.
    Aber er hatte keine Zigaretten in der Tasche. Natürlich, wo sollten sie auch herkommen.
    Unbeherrscht schrie er: »Verdammt! Verdammt noch einmal! Wo sind diese' verdammten Dinger? Ich weiß genau, daß ich welche hatte.«
    Aus einem der Sessel hörte er eine Stimme: »Im Pfarrhaus. Du hast sie heute nachmittag versehentlich auf dem Tennisplatz liegen lassen.«
    Von dem Sessel aus betrachtete Susan ihn und streckte ihm hilfsbereit eine andere Packung entgegen: »Ich schnappte Babs, die eine Zigarette auf dem Örtchen rauchte«, fügte sie hinzu und strahlte ihn an.
    Die dunkle Nacht war zu Ende.
    Das Tal der Tränen wurde unsichtbar.
    Die Welt war plötzlich hell, fröhlich und voller Freude.
    »Tag, Häßliche«, sagte Donald Erasmus Havelock-Dobson und strahlte.

    Bernie begann, die verschiedenen, komplizierten Einzelteile seines neuesten, technischen Fimmels zu montieren, während Adele ihn mütterlich beobachtete. Das »Ding« - was immer es auch sein mochte - würde wahrscheinlich kaum funktionieren, aber er hatte einen Heidenspaß daran, es zu bauen, und darauf kam es schließlich an. Sie wünschte sich, zeichnen zu können. Sie würde die vielen Bewegungen und Ausdrücke eingefangen haben, die Bernie so herrlich charakterisierten. Der lebhaft forschende Verstand, die feinen Hände, der Ausdruck äußerster Konzentration in seinem Gesicht und die kleinen Schweißperlen auf seiner Stirn. Sie hätte so gern das Leuchten der Augen eingefangen und das Durcheinander von Teilen und Teilchen auf dem Tisch.
    Colette trat ein und setzte sich ans Fenster. Sie schlug eine Illustrierte auf und blätterte abwesend darin herum.
    Freitag abend, acht Uhr, und alles war in Ordnung.
    Oben in seinem Zimmer schlief Andy friedlich.
    Ja - alles war in Ordnung.

    Richard Widderby, groß, schlank, intellektuell und zielbewußt, eröffnete seinen Kampf um die Nachwahl in einem kleinen Dorfsaal in Benhill, fünf Meilen von Dymstable. Er selbst war der Meinung, unverdient erfolgreich zu sein. Nachdem der Vorsitzer ihn den angehenden Wählern vorgestellt hatte, und das mit einer flüsternden Stimme, die gerade noch die ersten zwei Reihen erreichte und die hinteren Reihen völlig im unklaren darüber ließ, ob Louis Armstrong oder Billy Graham auftreten würde, erhob sich Richard. Und ohne sein Manuskript auch nur eines einzigen Blickes zu würdigen, tat er dieser Versammlung seine Meinung zu allen Problemen kund.
    Er buchte einen stürmischen Applaus für sich und erlebte das

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