Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)
„Ich bin’s.“ Sie tauschten ein paar freundliche Worte aus, dann erklärte sie: „Ich rufe dich an, weil ich dich um einen Gefallen bitten möchte. Hat Mutter dir erzählt, dass ich für eine Filmproduktion arbeite? Ja, das ist sehr interessant. Aber heute Morgen hat irgendein Idiot am Stromzähler herumgespielt, und deshalb ist das ganze Wolcott-Anwesen ohne Strom. Wir brauchen jemanden von City Light, der zu uns rauskommt und die Hauptleitung so lange abklemmt, bis unser Techniker den Stromzähler wieder angeschlossen hat. Meinst du, der Bürgermeister könnte helfen, die Angelegenheit zu beschleunigen? Du weißt ja, wie sehr diese Stadt von der Filmindustrie profitiert, und wir reden hier ja höchstens über einen Zeitaufwand von vielleicht zwanzig Minuten. Ja? Gut, ruf mich an. Hab dich lieb, Onkel.“ Die Erwiderung ihres Onkels, wie auch immer sie lautete, entlockte ihr ein Lächeln. Dann legte sie auf. „Er meldet sich, sobald er etwas weiß.“
Cade hatte schon in ein oder zwei Städten mit Bürokratie zu tun gehabt, deshalb machte er sich nicht allzu viel Hoffnung. Doch bereits fünf Minuten später klingelte Avas Telefon.
„Hallo“, sagte sie. „Das ging aber schnell.“ Während sie der Stimme am anderen Ende der Leitung lauschte, vertieften sich die Lachgrübchen in ihren Wangen. „Du bist der Beste! Danke, Onkel Robert. Falls du mal Hilfe dabei brauchst, etwas Tolles für Tante Jeanine zum Valentinstag zu finden, sag mir nur Bescheid.“ Sie lauschte noch einen Moment, dann murmelte sie: „Ja, ich hab dich auch lieb.“ Nachdem sie das Gespräch beendet hatte, wandte sie sich an Cade und Finn. „Jemand ist unterwegs.“
Cade starrte sie nur an. Konnte man sie nicht klonen? Denn eine wie sie konnte er bei allen seinen Produktionen gebrauchen.
Elf Minuten später klingelte ihr Telefon, und nachdem Ava sich gemeldet hatte, gab sie es an Finn weiter. „Das ist der Strommensch.“
Finn sprach eine Minute mit ihm, dann legte er auf. „Die Hauptstromleitung ist unterbrochen, also kann ich jetzt ran. Wollen Sie mitkommen und mir helfen?“, fragte er Cade.
Cade wollte, obwohl das hauptsächlich hieß, eine Taschenlampe zu halten. Mit wenigen geschickten Handgriffen baute Finn den Stromzähler wieder zusammen und rief anschließend den Mitarbeiter von City Light an, damit der den Strom wieder einschaltete.
Kaum hatte er das getan, sagte Finn: „Die Zählerscheibe dreht sich wieder. Sie können Ihre Filmaufnahmen fortsetzen.“
Zehn Minuten später verließ Finn das Haus mit einem Scheck in der Hosentasche, den Cade ihm von Beks hatte ausstellen lassen. Begeistert wandte Cade sich an seine Crew und die Schauspieler, die in der Küche saßen.
Mit breitem Grinsen erklärte er: „Na schön, Leute. Lasst uns wieder an die Arbeit gehen.“
Tony ging mit finsterer Miene den oberen Flur entlang. Er konnte es verdammt noch mal nicht glauben. Wie, zur Hölle, waren sie ausgerechnet an den einen Techniker in der Stadt geraten, der sofort herausfand, dass der Stromzähler kaputt war? Da hatte er ja völlig umsonst riskiert, gegrillt zu werden!
Als er Beks auf sich zukommen sah, zwang er sich zu einem Lächeln. „Hallo“, begrüßte er sie, sobald sie auf gleicher Höhe waren. „Gute Arbeit, dass Sie das alles wieder so schnell in Ordnung bekommen haben.“
„Das war Ava. Die ist echt erstaunlich.“
„Ava?“ Er musste einen Moment überlegen. „Das Küchenmädchen?“
Beks lachte. „Sie ist unsere Concierge. Die Frau kennt jedenin der Stadt.“
„Na, wie praktisch.“ Und wie unangenehm.
Beks erklärte strahlend: „Ja, nicht wahr? Sie ist einfach die Beste.“
„Ja, bestimmt“, pflichtete er ihr bei, obwohl er an den Worten fast erstickte. „Die Beste.“
„Hallo, Ava! Bleib mal stehen!“
Die eine Hand noch auf der Autotür, die sie gerade geöffnet hatte, schaute Ava über das Dach ihres BMW und sah Cade in der Auffahrt auf sie zukommen. Zu ihrem Ärger schlug ihr Herz schneller beim Anblick dieser unverschämt blauen Augen, dem zerwühlten Haar und den dunklen frischen Bartstoppeln an seinem Kinn und über seiner Oberlippe.
„Was gibt’s denn?“, fragte sie.
Er blieb auf der anderen Seite ihres Wagens stehen und fuhr sich durch die Haare. „Beks hat meinen Mietwagen genommen, um eine Besorgung für mich zu machen. Sie hat gerade angerufen, um mir mitzuteilen, dass sie auf der 520 im Stau steht. Ich habe ihr gesagt, sie soll den Wagen mit zu sich nehmen. Kannst du
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