Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)

sein. Ich finde sogar, er hat sich ziemlich prächtig entwickelt.“ Sie studierte Avas Miene. „Die eigentliche Frage istdoch, was dich dazu bewogen hat, deine Meinung zu ändern.“
    „Na ja, Lust spielte dabei wohl auch eine Rolle.“
    Poppy zwinkerte ihr zu. „Ich nehme an, er hat sich seit damals verbessert?“
    Allein die Erinnerung an ihre gemeinsame Zeit löste ein warmes, sinnliches Gefühl tief in ihrem Innern aus. „Und wie. Aber es ist nicht nur das. Es sind viele Dinge, die ich entdeckt habe – bei ihm und an mir selbst.“
    „Welche?“
    „Zum Beispiel habe ich etwas über seine damalige Einstellung erfahren, als er die Wette angenommen hat.“ Ava erzählte ihnen, wie Cade erfahren hatte, dass sein Vater nicht sein leiblicher Vater war, und diese Tatsache dazu führte, dass er sich noch enger an seine Freunde hielt. „Nicht, dass diese Clique ihm allzu viel Trost spenden konnte“, fuhr sie fort und berichtete weiter, was sie am gestrigen Abend erfahren hatte. „Habt ihr das gewusst?“
    „Ich habe von Vanderkamps Familie gehört“, meinte Poppy. „Aber das mit Dunns Schwester wusste ich nicht.“
    „Das Gleiche gilt für mich“, sagte Jane. „Aber woher sollten wir das auch wissen? Ich war auf der Schule die Stipendiatin, und alle wussten, dass Poppys Eltern Hippies waren und ihre Großmutter das Schulgeld bezahlte. Wir waren in solchen gesellschaftlichen Kreisen nicht so etabliert wie du und kannten Vanderkamp nur wegen der Rolle, die er bei der Wette gespielt hatte.“
    „Warum habt ihr mir gegenüber nie ein Wort darüber verloren?“
    „Du warst die meiste Zeit in jenem Sommer fort, und als du wieder zurückkamst, ging es dir deutlich besser als vor deiner Reise nach Paris, auf die deine Mutter dich geschickt hat. Also debattierten wir darüber, ob es gut für dich wäre, es zu erfahren. Schließlich mussten wir berücksichtigen, dass dieses Wissen auch alte Wunden aufreißen könnte. Es war Miss Agnes, die uns schließlich riet, keine schlafenden Hunde zu wecken.“
    Ava stützte einen Ellbogen auf die Couchlehne und den Kopf auf die Faust. „Das ist schon komisch. Diese verflixteWette wurde ein viel zu großer Teil meines Lebens. Jahrelang bestimmte sie mein Denken, und zwar jeden verdammten Tag. Sogar heute noch kommt es mir manchmal noch so vor, als würde ich das zulassen. Aber gestern Abend …“
    Sie seufzte und fuhr fort: „Damals, in jenem Sommer, war ich so sehr mit meinem eigenen Elend beschäftigt, dass es mir überhaupt nicht in den Sinn kam, mir über irgendwelche anderen Leute Gedanken zu machen – schon gar nicht über die Idioten aus Cades Clique. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass die sich alle eines unbeschwerten Daseins erfreuten. Aber wie sich zeigte, waren auch sie nicht gegen schlechte Zeiten gefeit. Das ist wohl niemand.“
    Ava überlegte kurz und erzählte dann weiter: „Vanderkamp hat sich gestern Abend aufrichtig bei mir entschuldigt. Als er auf einmal an unserem Tisch stand, rechnete ich damit, dass er noch genau der gleiche dämliche Armleuchter ist wie damals. Doch dann erfuhr ich von seinen Schicksalsschlägen, die ihn danach trafen. Er scheint sich in einen ganz anständigen Kerl verwandelt zu haben.“ Sie setzte sich wieder gerader. „Und es fällt mir nicht halb so schwer, das zuzugeben, wie ich gedacht hätte.“
    Poppy musterte sie nachdenklich. „Bist du in Gallari verliebt?“
    „Nein!“ Sofort bekam Ava vor Panik Herzklopfen. Um Himmels willen! Sich in Cade Gallari zu verlieben wäre eine Garantie für ein gebrochenes Herz. „Ich bin doch nicht blöd.“
    „Würde auch keiner behaupten“, entgegnete ihre Freundin verwundert. „Aber du gehst auch nicht gerade mit jedem ins Bett. Im Gegenteil, du warst immer sehr vorsichtig. Dass du also gleich mit Cade im Bett landest, legt doch die Vermutung nahe …“
    „Dass ich bloß meinen Spaß haben wollte und hatte. Punkt. Na schön, ich habe sogar mehr Spaß bekommen, als ich dachte. Trotzdem. Cade und ich? Das hätte keine Zukunft. Er lebt in Los Angeles, ich hier.“
    Hinter ihrer eigenen Logik lauerte erneut die Panik. Ava brachte ein kurzes Lächeln zustande. „Hier geht es um Sex undvielleicht um eine entstehende Freundschaft. Doch ich kann kategorisch ausschließen, dass es dabei um Liebe geht.“
    So fühlt sich die Liebe also an, dachte Cade und ließ hinterm Steuer seines Wagens die Schultern hängen. Er parkte vor Avas Wohnung und fragte sich, wo, um alles in der Welt,