Vor Schmetterlingen wird gewarnt (German Edition)

hätte das gedacht, wenn man unsere Vorgeschichte bedenkt.“
    Sein Gesicht entspannte sich. Er stieß sich vom Türrahmen ab und kam mit seinem typisch lässigen Gang auf sie zu. „Ich liebe es, wenn du lachst. Dabei entstehen diese süßen Grübchen auf deinen Wangen … da … und da.“ Er tippte mit seinen beiden Zeigefingern darauf.
    Es war eine rein platonische Geste, und doch durchflutete sie ein warmes Gefühl. Sie trat einen Schritt auf ihn zu.
    Cades hellblaue Augen verdunkelten sich zu einem ausdrucksvollenMitternachtsblau.
    „Hier steckst du!“ Die Hände auf den Türrahmen gestützt, lehnte sich Beks in das Zimmer hinein. Ihre Zöpfe – heute waren blaue Strähnen darin – hüpften noch, nachdem sie stehen geblieben war. In einem klaren Fall von Tunnelblick konzentrierte sie sich allein auf Ava. „Bist du schon an diese Kronleuchterkerzen gekommen, nach denen ich dich neulich gefragt habe?“
    „Ja. In der Vorratskammer stehen vier Kartons. Aber ich dachte, die Nachtaufnahmen sollten erst …“
    Ava stellte fest, dass sie mit dem leeren Türrahmen sprach, denn Beks war ebenso schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht war. Nur das dumpfe Klappern ihrer Stiefel im Flur erinnerte daran, dass sie hier gewesen war.
    „ … übermorgen stattfinden“, beendete Ava ihren Satz und sah stirnrunzelnd zu Cade.
    „Das ist die andere Sache, über die ich mit dir sprechen wollte“, sagte er. „Wir mussten den Drehplan für die Nachtaufnahmen ändern, deshalb wollte ich dich fragen, ob du in den nächsten Tagen später anfangen und dafür abends länger bleiben könntest.“
    „Klar, das passt mir sogar ganz gut. Es gab in den letzten Tagen reichlich Anfragen bei Spencer’s Specialties, und so werde ich Zeit haben, mich um diese Aufträge zu kümmern.“
    „Hervorragend.“
    „Du meinst sicher meine geniale Fähigkeit, flexibel auf deinen Zeitplan zu reagieren“, neckte sie ihn. „Aber ich bin wirklich froh, dass mein Geschäft langsam besser läuft. Doch was hat das alles mit den Kronleuchterkerzen und dem geänderten Drehplan zu tun?“
    „Heather, die Agnes spielt, besucht die U-Dub-Schauspielschule. Ich weiß nicht, ob du das wusstest. Jedenfalls hat sie die Hauptrolle in der neuen Produktion ihres Dramakurses bekommen, und Montagabend beginnen die Proben. Deshalb müssen wir einige Dinge ändern.“
    Ava schmolz dahin. Dies war einer der Gründe, weshalb sie Cade so sehr mochte. Großartiger Sex war natürlich das eine.Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Na schön, es war sogar besser als großartig. Doch wie viele Regisseure in seiner Position würden ihren Drehplan ändern, damit eine unbekannte Schauspielerin in einem Theaterstück an ihrer Schauspielschule mitwirken konnte? Am liebsten hätte sie seinen Kopf festgehalten und ihm einen dicken Kuss gegeben.
    Stattdessen richtete sie sich auf und platzte zu ihrer eigenen Überraschung mit den Worten heraus: „Meine Familie wird Samstagmorgen zurück sein, weil abends die Geburtstagsparty meines Vaters stattfindet. Wenn deine Nachtaufnahmen bis dahin beendet sind, würdest du mich dann begleiten?“ Sie hielt inne. Na schön, vielleicht war sie gerade ein bisschen übers Ziel hinausgeschossen. Denn wo war das plötzlich hergekommen?
    Aber sie verdrängte ihre Zweifel und sah Cade fragend an. Denn es kam ihr einfach richtig vor.
    Er machte einen Schritt auf sie zu und war ihr auf einmal so nah, dass sie den Kopf ein wenig in den Nacken legen musste. „Gern“, sagte er. „Das würde ich viel lieber als …“
    Er verstummte, rollte mit den Schultern und wich wieder einen Schritt zurück. „Tut mir leid. Dies ist weder der richtige Ort noch der geeignete Zeitpunkt. Außerdem habe ich noch Arbeit zu erledigen. Und wenn ich rechtzeitig für unsere Verabredung heute Abend fertig werden will, sollte ich lieber in die Gänge kommen.“
    Er schüttelte amüsiert über sich selbst den Kopf. „Wow. ‚Unsere Verabredung‘. Ich hätte nicht für möglich gehalten, dass ich diese beiden Worte in Bezug auf uns mal aussprechen würde.“
    Verdammtes Arschloch, nun beweg dich schon! Na los!
    Tony versuchte seine Frustration im Zaum zu halten, indem er im Kopf Multiplikationsaufgaben löste, während er beobachtete, wie die Filmcrew elend bummelnd einer nach dem anderen die Villa verließ. Doch allmählich fiel es ihm immer schwerer, sich zusammenzureißen. Mehr denn je. Hatte er in Gedanken gerade den einen derben Fluch unterdrückt,