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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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dass sie Mom zurückhaben wollen.«
    Bevor Sams Mutter niedergeschossen wurde, war sie die Empfangsdame und Sekretärin einer Grundschule gewesen. Nicht jeder kam damit zurecht, dass in seinem Büro eine Frau arbeitete, die sich in ein Tier verwandeln konnte, auch wenn Sams Mutter noch dieselbe Frau war wie zuvor. Diese Einstellung machte mich immer wieder sprachlos.
    Die Kellnerin brachte unsere Teller und einen Korb mit Brötchen. Ich seufzte vor lauter Vorfreude. Das war doch sehr viel schöner, als für mich allein zu kochen.
    »Gibt's irgendwas Neues über Craigs Hochzeit?«, fragte ich, als ich mich mal einen Moment von meinem panierten Steak abwenden konnte.
    »Die Paarberatung haben sie abgeschlossen«, erwiderte Sam achselzuckend. »Jetzt wollen ihre Eltern, dass sie eine Gen-Beratung machen, was immer das auch ist.«
    »Das ist doch verrückt.«
    »Manche Leute glauben eben, dass alles, was irgendwie anders ist, schlecht ist«, sagte Sam, während er sich ein zweites Brötchen mit Butter bestrich. »Und dabei kann Craig sich nicht mal verwandeln.« Nur Sam als der Erstgeborene eines vollblütigen Gestaltwandlerpaares spürte den Ruf des Vollmonds.
    »Das tut mir wirklich leid.« Ich schüttelte den Kopf. »Die Situation muss für jeden in deiner Familie ziemlich schwierig sein.«
    Er nickte. »Meine Schwester Mindy kommt schon recht gut damit klar. Als ich sie das letzte Mal besucht habe, ließ sie mich sogar mit den Kindern spielen, und ich habe vor, zum Feiertag am 4. Juli wieder nach Texas zu fahren. In ihrer Stadt gibt's immer ein großes Feuerwerk, und die ganze Familie kommt. Sie meinte, das würde mir sicher auch gefallen.«
    Ich lächelte. Sie wussten gar nicht, was für ein Glück sie hatten, dachte ich, jemanden wie Sam in der Familie zu haben. »Deine Schwester scheint ja ziemlich klug zu sein«, sagte ich und schob mir ein großes Stück Steak mit Soße in den Mund. Herrlich.
    Sam lachte. »Hör mal, da wir gerade von Familie reden«, begann er. »Willst du mir nicht mal erzählen, wie es dir wirklich geht? Du hast mir von deinem Urgroßvater erzählt und was passiert ist. Wie verheilen denn deine Wunden? Es soll nicht so klingen, als wollte ich über jede Einzelheit deines Lebens Bescheid wissen. Aber du weißt ja, dass ich mir Sorgen mache.«
    Zuerst zögerte ich ein wenig. Aber es erschien mir völlig richtig, mit Sam darüber zu reden, und so gab ich ihm eine Kurzfassung der letzten Wochen. »Und JB hat mir mit ein paar physiotherapeutischen Übungen geholfen«, fügte ich hinzu.
    »Du läufst schon wieder, als wäre nie etwas gewesen, außer wenn du müde bist.« Sam war ein guter Beobachter.
    »Einige Stellen tun immer noch weh, am linken Oberschenkel, dort, wo das Fleisch ... ach, lassen wir das lieber.« Ein, zwei Minuten lang sah ich auf meine Serviette hinab. »Es ist wieder nachgewachsen. Fast alles. Nur so eine Art Grübchen sieht man noch. Und ich habe einige Narben, aber die sind nicht schlimm. Eric scheint es jedenfalls nichts auszumachen.« Er hatte schließlich auch die ein oder andere Narbe aus seinem Leben als Mensch, auch wenn man sie auf seiner bleichen Haut fast nicht wahrnahm.
    »Kommst du denn auch, äh, psychisch damit zurecht?«
    »Manchmal habe ich Albträume«, gab ich zu, »und auch noch so panische Momente. Aber reden wir nicht mehr davon.« Ich warf ihm mein strahlendstes Lächeln zu. »Sieh dir uns beide an, nach all den Jahren, Sam. Ich wohne mit einem Elfen zusammen und habe einen Vampir als Freund, und du triffst dich mit einer Werwölfin, die Schädel aufbricht. Hätten wir je geglaubt, dass wir so etwas mal sagen würden, als ich an meinem ersten Arbeitstag ins Merlotte's spazierte?«
    Sam lehnte sich vor und legte kurz seine Hand auf meine, und in genau diesem Augenblick kam Pinkie höchstpersönlich an unseren Tisch und fragte, wie uns das Essen geschmeckt habe. Ich zeigte auf meinen fast leeren Teller und sagte lächelnd zu ihr: »Ich glaube, das kann man sehen.« Pinkie erwiderte mein Lächeln. Sie war eine beleibte Frau, der ihr eigenes Essen offensichtlich auch sehr gut schmeckte. Dann kamen neue Gäste herein, und sie ging zu ihnen, um ihnen ihren Tisch zu zeigen.
    Sam zog seine Hand zurück und griff wieder nach seiner Gabel. »Ich wünschte...«, begann er, sprach dann aber nicht weiter, sondern fuhr sich mit der Linken durch sein rotgoldenes Haar. Er hatte es so kurz schneiden lassen, dass es viel gebändigter gewirkt hatte als üblich, bis er es

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