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Vor Vampiren wird gewarnt

Vor Vampiren wird gewarnt

Titel: Vor Vampiren wird gewarnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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wie sein Sohn das alles aufnahm. Ich wusste nicht, wie oft der kleine Junge schon ohne seinen Vater übernachtet hatte. Den Gedanken nach, die ich von Hunter auffing, nicht allzu oft.
    »Und das Badezimmer ist gleich die nächste Tür neben deinem Zimmer, siehst du?« Ich öffnete sie. Ihm blieb der Mund offen stehen, als er in das altmodische Badezimmer hineinsah.
    »Ich weiß, es sieht ein bisschen anders aus als das bei dir zu Hause«, beantwortete ich seine Gedanken. »Dies ist ein altes Haus, Hunter.« Eine Badewanne mit Klauenfüßen und schwarz-weiße Fliesen sah man heutzutage nicht mehr in den gemieteten Häusern und Wohnungen, in denen Remy und Hunter nach Katrina gewohnt hatten.
    »Und was ist oben?«, fragte Hunter.
    »Nun, dort oben wohnt ein Cousin von mir. Aber der ist im Moment nicht zu Hause, und er kommt erst so spät abends zurück, dass du ihn vielleicht gar nicht sehen wirst. Er heißt Claude.«
    Darf ich raufgehen und gucken?
    Vielleicht gehen wir morgen mal zusammen hinauf. Dann zeige ich dir die Zimmer, in die du hineingehen darfst, und die Zimmer, die Claude benutzt.
    Als ich aufblickte, bemerkte ich, dass Remy von Hunter zu mir sah und nicht recht wusste, ob er nun erleichtert oder beunruhigt darüber sein sollte, dass ich mit seinem Sohn auf eine Weise reden konnte, die ihm unmöglich war.
    »Remy, es ist okay«, sagte ich. »Ich bin auch erwachsen geworden, und mit der Zeit wurde es leichter. Anfangs ist es schwierig, aber Hunter ist doch ein kluger Junge mit einem gesunden Körper. Sein kleines Problem macht ihn nur nicht... ganz so eindimensional wie andere Kinder.«
    »So betrachtet klingt es ganz gut.« Doch Remy war nach wie vor besorgt.
    »Möchten Sie etwas trinken?« Ich wusste nicht so recht, was ich mit Remy jetzt anfangen sollte. Hunter hatte mich stumm gefragt, ob er seine Taschen auspacken dürfe, und ich hatte es ihm - auf dieselbe Weise - erlaubt. Einen kleinen Rucksack voller Spielsachen hatte er inzwischen schon auf dem Boden seines Zimmer ausgekippt.
    »Nein, danke. Ich muss weiter.«
    Es war mir unangenehm, dass ich Remy auf dieselbe Weise erschreckt hatte wie sein Sohn andere Leute. Remy mochte ja vielleicht meine Hilfe brauchen, und ich konnte in seinen Gedanken auch lesen, dass er mich für eine ziemlich hübsche Frau hielt. Doch genauso konnte ich dort lesen, dass ich ihm unheimlich war.
    »Ist die Aufbahrung in Red Ditch?« Das war die Stadt, in der Remy und Hunter wohnten. Sie lag etwa eineinviertel Autostunden entfernt südöstlich von Bon Temps.
    »Nein, in Homer. Ihr Haus liegt also fast auf dem Weg. Wenn es irgendwelche Probleme geben sollte, rufen Sie mich auf dem Handy an, dann hole ich ihn auf dem Weg nach Hause ab. Sonst bleibe ich über Nacht in Homer, geh morgen früh um zehn auf die Beerdigung, bleib danach noch zum Lunch im Haus meiner Cousine und hole Hunter dann am Nachmittag ab, wenn Ihnen das passt.«
    »Wir kommen schon zurecht«, erwiderte ich, was allerdings die reine Angeberei war. Ich hatte mich nicht mehr um Kinder gekümmert, seit ich damals auf die Kleinen von Arlene aufgepasst hatte. Doch über sie wollte ich nicht nachdenken. Freundschaften, die bitter enden, sind immer traurig. Ihre Kinder hassten mich inzwischen vermutlich. »Ich habe Videos, die wir anschauen können, und ein oder zwei Puzzles, und sogar einige Malbücher.«
    »Wo?«, fragte Hunter und sah sich um, als wäre er in einem Toys»R«Us.
    »Du sagst jetzt erst mal tschüss zu deinem Daddy, und dann werden wir danach suchen«, erwiderte ich.
    »Tschüss, Dad«, sagte Hunter und winkte Remy flüchtig zu.
    Remy war verblüfft. »Willst du mich gar nicht umarmen, Großer?«
    Hunter streckte die Arme aus, und Remy nahm ihn hoch und wirbelte ihn herum.
    Hunter kicherte, und ich sah Remy über die Schulter des Kindes lächeln. »Mein Junge«, sagte er. »Sei lieb zu Tante Sookie. Und vergiss deine guten Manieren nicht. Morgen Nachmittag hole ich dich ab.« Dann ließ er seinen Sohn wieder herunter.
    »Okay«, erwidert Hunter ziemlich sachlich.
    Remy hatte einen großen Aufstand erwartet, da der Junge noch nie so lange von ihm getrennt gewesen war. Er warf mir einen Blick zu, dann schüttelte er lachend den Kopf. Er lachte über sich selbst, eine gute Reaktion, wie ich fand.
    Wie lange würde Hunter das alles wohl so ruhig hinnehmen, fragte ich mich. Hunter sah mich an. »Ich find's gut hier«, sagte er, und ich erkannte, dass er meine Gedanken las und sie auf seine eigene Weise

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