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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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auf mich zu, aber ich wich zurück.
    »Was haben Sie vor?«, fragte ich ihn.
    »Entspannen Sie sich. Mann, Andi, Sie müssen mir vertrauen.«
    Ich erinnerte mich:
    Ich bin zwanzig Jahre alt und in einer Umkleidekabine bei Gap. Ein achtzehnjähriger Angestellter öffnet versehentlich meine Kabine für einen anderen Kunden und bekommt mich in BH und Slip zu sehen, wie ich mit einem Bein in einer zu engen Jeans der Größe 42 stecke. Ich schrecke zusammen und weiß nicht, welches Körperteil ich zuerst bedecken soll. Er entschuldigt sich prompt und unaufrichtig und schlägt die Tür zu. Ich fühle mich total gedemütigt. Als ich die zu enge Jeans zusammen mit anderen Sachen, die ich nicht kaufen will, zum Eingang der Umkleidekabinen bringe, reiche ich sie ihm, ohne ihm in die Augen zu sehen. Der flachsblonde Junge ruft mir hinterher, leise, aber so, dass ich es gerade noch hören kann: »Du wirst es überleben, du Schlampe. Der Anblick hat sich jedenfalls nicht gelohnt!«
    »Fick dich, Devin.« Ich war so aufgebracht, dass ich ihn einfach duzte. »Zieh du dich doch aus! Meinst du, das ist leicht? Ich kenne dich doch gar nicht.« Ich erinnerte mich, dass ich ihm das schon einmal gesagt hatte.
    Devin zuckte noch nicht einmal mit der Wimper, stattdessen tat er, wie ich ihm befohlen hatte, und zog Jeans und T-Shirt aus und stand in königsblauen Boxershorts vor mir. Sein Körper war wie in Stein gemeißelt. Die Haare auf seiner Brust waren dunkel und kurz, von seinem Brustbein bis zum Nabel verlief eine dunkle Linie. Er war gebräunt, seine Muskeln waren ausgeformt, ohne sich hervorzuwölben oder auch nur eine Spur prahlerisch zu wirken. Seine langen Beine sahen sehr kräftig aus. Ich sah mich einer Kopie von Michelangelos
David
gegenüber. Er stand vor mir, ohne sich im Geringsten zu genieren, und streckte die Arme aus, fast wie Christus. Mein Mund klappte auf wie der eines hechelnden Hundes.
    »Sieh mal, wie einfach das sein kann«, sagte er.
    Ich musste erst mal wieder zu Atem kommen, bevor ich etwas sagen konnte. »Natürlich ist es
leicht
für dich – sieh dich doch nur mal an! Wer würde so einen Körper nicht gerne vorzeigen?«
    »Andi, hast du mir nicht gerade erst erzählt, du hättest dich in deinen eigenen Körper verliebt?«
    »Ja, aber das ist schon wieder vorbei.«
    »Warum?«
    Ich antwortete nicht.
    Devin sah mich mitfühlend an, dann ließ er die restlichen Jalousien im Nebenzimmer herab, schaltete die Stereoanlage an und suchte eine CD raus. »Etta James hatten wir schon«, sagte er, mehr zu sich als zu mir. Er wählte schließlich eine lateinamerikanische CD aus. Doch das synkopierte Schlagzeug konnte mit dem Rhythmus meines Herzschlags nicht mithalten. Er kam wieder auf mich zu, seine nackten Füße klatschten leise auf den Dielen, und dann stand er vor mir, viel zu dicht. Ich lehnte mich leicht zurück. Er sah mir direkt in die Augen. Sein strahlender Blick überwältigte mich, meine Unsicherheitverschwand. Aus seiner sienafarbenen Iris übertrug sich eine Art entschiedener Sanftheit auf mich, als wolle er mich davor beschützen, vor Angst zu erstarren.
    »Es ist okay.« Er sprach leise. »Nur du und ich und die Musik. Niemand kann uns sehen, hier ist niemand. Tu einfach so, als seist du angezogen. Gefällt dir die Musik?«
    Ich nickte.
    »Gut«, sagte er. »Komm, wir tanzen.«
    Meine verschwitzten Fußsohlen klebten am Boden fest. Devin versuchte es noch einmal, geduldig, ohne mich zu überreden. »Du kannst einem Mann kein Vergnügen bereiten, wenn du selbst keines empfindest. Männer mögen Frauen, die ihre Körper lieben, die sich in ihrer Haut wohlfühlen.«
    »So einen Mann hab ich noch nie kennengelernt«, offenbarte ich ihm. »Nur solche, die Frauen mögen, deren Körper Barbie dazu gebracht hätten, sich ein paar ausgebeulte Sportklamotten anzuziehen.«
    »Dann warst du mit den falschen Männern zusammen«, erwiderte er. »Schließ die Augen. Stell dir vor, du wärst in deinem eigenen Schlafzimmer.« Er kam näher und flüsterte: »Niemand kann dich
beurteilen
, niemand wird es tun.«
    Woher wusste er das?
    Ich begann, mich im Takt der Musik zu wiegen, und als ich die Augen öffnete, sah ich ihn lächeln. Ich lächelte zurück und bewegte mich weiter. Er tanzte jetzt auch, und schon nach ein paar Minuten wirbelten wir zu den Beats des Bossa Nova herum. Wir beide – ein Callboy und eine Schreibprofessorin – tanzten am helllichten Tag in unserer Unterwäsche auf den Dielen eines Lofts in

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