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Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition)

Titel: Vorgetäuscht: Liebesroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Lorello
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der West Side. Meine Ängste waren verflogen, ich fühlte mich frei und leicht. Als die Musik langsamer wurde, streckte Devin die Hand nach mir aus. »Willst du?«, fragte er. Als ich mich seiner Umarmung überließ und mich an ihn drückte, kamen die Ängste zurück.
    »Ich hab so was schon eine ganze Weile nicht mehr gemacht«, beichtete ich.
Nicht seit Andrew und ich bei der Hochzeit unserer Freundin Marcy vor zwei Jahren miteinander getanzt haben. Damals hat er mich eng umschlungen gehalten und mir heiß ins Ohr gehaucht, mir in die Augen gesehen und gesagt, dass er mich liebt. Und dass wir das nächste Mal auf unserer eigenen Hochzeit tanzen würden
 …
    »Ich meine natürlich, eng mit einem Typ getanzt, nicht mitten am Tag in meiner Unterwäsche herumgehüpft.«
    Er bemerkte: »Von jetzt an wirst du eine ganze Menge Sachen machen, die du noch nie gemacht hast.«
    Zur Hölle, ja.
    Wir tanzten ein paarmal unbeholfen durch den Raum, dann gaben wir uns dem Rhythmus hin. Devin hielt meine Hand, als sei sie aus Porzellan, die andere Hand hielt er ebenso behutsam auf meinem Rücken. Seine Haut war überraschend weich, und sein Geruch war überwältigend – kein fabrizierter Duft konnte je so gut riechen. Falls jemand es einmal versuchen sollte: »Giorgio Armani stellt vor:
Devin
 …« Mir lief es kalt von den Füßen hinten die Beine hoch und dann die Wirbelsäule entlang bis in den Nacken. Mutig beschloss ich, ihm in die Augen zu sehen – Gott, sein Blick war so freundlich, so unvoreingenommen, so
ehrlich
. Aus den Schauern wurde ein Kitzeln, und ich vergaß vollkommen, dass wir beide ausgezogen waren.
    Ich wollte ihn küssen.
    Die Musik hörte auf, und ich spürte, dass er meinen Impuls bemerkt hatte. Er ließ mich los und trat einen Schritt zurück.
    »Du wirst die Typen mit einem Stock vertreiben müssen«, sagte er.
    Ich sagte nichts, ich stand ganz still.
    »Jetzt kannst du dich wieder anziehen.«
    Er zog an einer Jalousie. Heller Sonnenschein blendete mich und beendete meine Benommenheit. Ich zog meinen Jeansrock an, dann die weiche rote Bluse. Auch er zog sich an.
    »Weißt du«, sagte er. »Du hast wirklich einen schönen Körper. Du solltest mehr damit angeben. Und Rot steht dir richtig gut.«
    Diesmal glaubte ich ihm.
    Meine Hausaufgaben: meinen Körper vorzeigen. Seine bestanden darin, ein Tagebuch zu schreiben, drei Absätze aus seiner Abhandlung zu redigieren und einen Artikel zu lesen (
Ich schließe die Augen beim Sprechen: Ein Argument, das Publikum auszublenden
, von Peter Elbow, den ich den Paul McCartney der Rhetorik nannte). Außerdem sollte er die Memoiren von Annie Dillard und Stephen King lesen. Am selben Abend kaufte ich mir Anziehsachen in der Roosevelt Field Mall: zwei tief ausgeschnittene T-Shirts mit Spitzenärmeln (zwei für zehn Dollar im Sonderangebot), ein rotes und ein lavendelblaues, und einen kurzen Leinenrock, der meinen Bauch flacher wirken ließ, aber meinen Hüftschwung zur Geltung brachte. Ich kaufte auch ein Paar Sandalen im Espadrille-Stil mit fünf Zentimeter hohen Absätzen (auch im Sonderangebot). An einer Auslage bei Gap erblickte ich auf dem Weg nach draußen einen Jugendlichen mit roten Haaren, der das Hemdenfalten kurz unterbrach und zu mir herübersah. Ich stolzierte beschwingt zu meinem Auto.

Kapitel sieben

DRITTE WOCHE UNSERER VEREINBARUNG
    Bei meinem dritten Besuch zog ich die Sandalen aus und rollte mich bei Devin auf der Couch zusammen, als wohnte ich dort. Ich war selbst überrascht, dass ich mich dort so wohlfühlte und mir alles vertraut vorkam. Devin schien es nichts auszumachen.
    »Also«, begann ich, »erzähl mir von deinem Wochenende.«
    Er sah mich argwöhnisch an. »Willst du dir nicht meine Abhandlung ansehen? Ich habe mehr als drei Absatze redigiert.«
    »Dazu kommen wir noch«, sagte ich. »Erzähl mir erst mal von deinem Wochenende. Oder noch besser, lies mir vor, was du darüber geschrieben hast.«
    Er öffnete seinen Laptop und las mir einzelne Passagen aus seinem Tagebuch vor, im Wesentlichen ging es um seine Verabredungen. Er beschrieb die Frauen – er beschrieb sie sehr anschaulich – und wohin er mit ihnen gegangen war.
    »Okay. Bitte schreib das jetzt so um, als würdest du einen Brief an deine Mutter schreiben.«
    Jetzt sah er mich mit großen Augen und offenem Mund an. Er starrte ein paar Sekunden auf den Bildschirm, fing ein paarmal an, haute fieberhaft auf die Entfernen-Taste ein und kam immer wieder ins Stocken. In der

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