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Vorhang

Vorhang

Titel: Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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ganz in der Nähe gewohnt. Das Gasthaus im Dorf beherbergt häufig Touristen. Freunde von Mrs Franklins Familie pflegten dort abzusteigen. Franklin hat selbst dort gewohnt. Auch Norton und Miss Cole können dort übernachtet haben und taten es wahrscheinlich auch.
    Nein, nein, mein Freund, ich bitte Sie: Lassen Sie diese ungeschickten Versuche, hinter ein Geheimnis zu kommen, das ich Ihnen nicht enthüllen will.«
    »Das ist doch völlig verrückt! Als ob ich ein Geheimnis nicht bewahren könnte! Weiß Gott, Poirot, ich habe es satt, mir dauernd diese Scherze über mein verräterisches Mienenspiel anzuhören. Ich finde sie gar nicht komisch.«
    »Sind Sie sicher, dass das der einzige Grund ist?«, fragte Poirot ruhig. »Können Sie sich nicht vorstellen, mein Freund, dass so ein Wissen gefährlich ist? Begreifen Sie nicht, dass ich um Ihre Sicherheit besorgt bin?«
    Ich starrte ihn mit offenem Mund an. Bis zu diesem Augenblick hatte ich so eine Möglichkeit nicht ein einziges Mal in Erwägung gezogen. Aber Poirot hatte natürlich recht. Wenn ein gerissener Mörder, der bereits mit fünf Verbrechen davongekommen war und sich für unverdächtig hielt, merkte, dass ihm jemand auf der Spur war, dann wurde es für seine Verfolger tatsächlich gefährlich.
    »Aber da – da sind Sie ja selbst in Gefahr, Poirot!«
    Poirot holte, soweit ihm sein verkrüppelter Zustand das gestattete, zu einer großen wegwerfenden Geste aus.
    »Daran bin ich gewöhnt; ich kann mich selbst schützen. Und habe ich nicht einen treuen Freund hier, der auch auf mich aufpasst? Meinen guten, zuverlässigen Hastings!«

6
     
    P oirot legte sich gewöhnliche früh schlafen und stand früh auf. Ich verließ ihn deshalb bald und ging noch einmal hinunter. Vorher wechselte ich noch ein paar Worte mit dem Diener Curtiss.
    Er schien mir ein phlegmatischer Mensch zu sein, der nur langsam begriff, ansonsten aber zuverlässig und vertrauenswürdig war. Seit Poirots Rückkehr aus Ägypten stand er in seinen Diensten. Die Gesundheit seines Herrn sei recht zufriedenstellend, berichtete er mir, allerdings sei sein Herz in den letzten Monaten sehr schwach geworden, und er habe zuweilen besorgniserregende Herzanfälle. Der Motor wurde eben immer schlechter.
    Nun ja, es war ein gutes Leben gewesen. Trotzdem erschütterte es mich zu beobachten, wie mein alter Freund tapfer Schritt für Schritt seinem letzten Stündchen entgegenging. Und selbst jetzt, in seinem verkrüppelten und geschwächten Zustand, trieb sein unbezähmbarer Wille ihn noch an, die Kunst auszuüben, in der er ein solcher Meister war.
    Betrübt ging ich hinunter. Ich konnte mir ein Leben ohne Poirot kaum vorstellen…
    Im Wohnzimmer hatte man gerade einen Rubber beendet, und ich wurde aufgefordert, einzuspringen. Ich willigte ein, weil ich mir von dem Spiel Ablenkung erhoffte. Boyd Carrington war der Spieler, der ausschied, und ich setzte mich zu Norton und Colonel Luttrell und seiner Frau.
    »Was meinen Sie, Mr Norton«, sagte Mrs Luttrell.
    »Wollen wir zwei gegen die beiden andern spielen? Unser Zusammenspiel eben war sehr erfolgreich.«
    Norton lächelte geschmeichelt, murmelte jedoch: »Man sollte vielleicht einmal wechseln, oder?«
    Mrs Luttrell willigte ein, allerdings ziemlich verärgert, wie mir schien.
    Norton und ich spielten gegen die Luttrells. Ich beobachtete, dass Mrs Luttrell darüber tatsächlich wütend war. Sie biss sich auf die Lippen, und ihre charmante Art und der irische Akzent waren ganz vergessen.
    Ich fand bald den Grund heraus. Ich hatte später noch öfter Gelegenheit, mit Colonel Luttrell zu spielen, wobei ich feststellte, dass er gar nicht so schlecht war. Man könnte ihn als einen mittelmäßigen Spieler bezeichnen, der zur Vergesslichkeit neigte. Dank dieser Vergesslichkeit machte er dann und wann einen richtig dicken Fehler. Doch beim Zusammenspiel mit seiner Frau unterlief ihm ein Fehler nach dem andern. Sie machte ihn offensichtlich nervös, und er spielte dreimal so schlecht wie sonst. Mrs Luttrell dagegen war eine ausgezeichnete Spielerin, allerdings keine angenehme Partnerin. Sie nutzte jeden erdenklichen Vorteil aus, ignorierte die Regeln, wenn ihr Gegner nicht achtgab, und pochte energisch auf sie, wenn es für sie günstig war. Außerdem war sie äußerst geschickt darin, mit raschen Seitenblicken in fremde Karten zu sehen. Mit anderen Worten, sie spielte, um zu gewinnen.
    Und ich begriff jetzt auch, was Poirot mit seiner Bemerkung gemeint hatte, sie habe

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