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Vorhang

Vorhang

Titel: Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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förmlich umgebracht werden.«
    »So darfst du nicht reden, Judith! Wer hat dir solche Ideen in den Kopf gesetzt?«
    »Niemand.«
    »Dann darf ich dir sagen, dass das gefährlicher Unsinn ist!«
    »Na gut. Lassen wir das Thema.« Sie schwieg. »Eigentlich bin ich gekommen, um dir eine Nachricht von Mrs Franklin zu bringen. Sie möchte dich gern sehen, falls es dir nichts ausmacht, zu ihr hinaufzugehen.«
    »Mit Vergnügen. Es tut mir leid, dass sie zu krank war, um am Essen teilzunehmen.«
    »Ihr fehlt nichts«, meinte Judith gefühllos. »Sie macht nur gern Theater.«
    Die Jungen haben kein Mitgefühl.

5
     
    M rs Franklin war eine Frau um die dreißig und kam in ihrem Aussehen dem nahe, was ich als Madonnentyp bezeichnen würde: große braune Augen, das Haar in der Mitte gescheitelt und ein sanftes, ovales Gesicht. Sie war sehr schlank, und ihre Haut besaß eine durchsichtige Blässe. Sie lag, von Kissen gestützt, auf einem Sofa und trug ein hauchzartes Negligé in Weiß und Hellblau.
    Franklin und Boyd Carrington tranken bei ihr Kaffee. Mrs Franklin streckte mir die Hand entgegen und lächelte.
    »Ich freue mich, dass Sie gekommen sind, Captain Hastings. Vor allem für Judith. Das Kind hat wirklich zu schwer gearbeitet.«
    »Dafür sieht sie aber recht wohl aus«, antwortete ich, während ich ihre zerbrechliche kleine Hand nahm.
    Barbara Franklin seufzte. »Ja, sie hat es gut. Wie ich sie beneide! Ich glaube nicht, dass sie sich vorstellen kann, was es bedeutet, krank zu sein. Was meinen Sie dazu, Schwester? Ach, darf ich bekannt machen? Das ist Schwester Craven, die so schrecklich gut zu mir ist. Ich weiß nicht, was ich ohne sie anfangen würde. Sie pflegt mich wie ein Baby.«
    Schwester Craven war eine große, gut aussehende junge Frau mit feinem Teint und hübschem kastanienbraunen Haar. Mir fielen ihre Hände auf, die langgliedrig und weiß waren und sich von den robusten Händen so vieler Krankenschwestern sehr unterschieden. Sie war eher ein schweigsames Mädchen, das manchmal nicht antwortete. Auch jetzt neigte sie nur den Kopf.
    »Alles, was recht ist«, fuhr Mrs Franklin fort, »John hat Ihrer armen Tochter viel zu viel Arbeit zugemutet. Er ist ein richtiger Sklaventreiber. Ein Sklaventreiber bist du, nicht wahr, John?«
    Ihr Mann stand am Fenster und blickte hinaus. Er pfiff vor sich hin und klingelte mit dem Wechselgeld in seiner Tasche. Die Frage seiner Frau ließ ihn zusammenfahren.
    »Was ist, Barbara?«
    »Ich sagte, dass du die arme Judith Hastings schamlos ausbeutest. Aber jetzt ist Captain Hastings hier, und er und ich werden uns zusammentun und dafür sorgen, dass sich das ändert.«
    Dr. Franklin hatte wenig Sinn für Neckereien. Er drehte sich mit besorgtem Gesicht zu Judith um und murmelte: »Sie müssen mir sagen, wenn ich es übertreibe.«
    »Sie macht nur Spaß«, sagte Judith. »Aber da wir gerade von Arbeit reden – ich wollte Sie nach dem Färbemittel für das zweite Präparat fragen, wissen Sie, das, welches – «
    Er fiel ihr eifrig ins Wort. »Ja, ja! Hören Sie, wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann lassen Sie uns ins Labor hinübergehen. Ich möchte ganz sicher sein, dass – «
    Angeregt diskutierend verließen sie den Raum.
    Barbara Franklin lehnte sich in ihre Kissen zurück. Sie seufzte. Schwester Craven sagte plötzlich ziemlich unfreundlich: »Ich glaube, der Sklaventreiber ist eher Miss Hastings.«
    Mrs Franklin seufzte wieder. »Ich fühle mich so unzulänglich«, murmelte sie. »Ich weiß, dass ich mich für Johns Arbeit mehr interessieren sollte, aber ich kann es einfach nicht. Vielleicht stimmt etwas nicht mit mir, aber – «
    »Unsinn, Babs«, wurde sie von Boyd Carrington unterbrochen, der am Kamin lehnte. »Du bist völlig in Ordnung. Mach dir keine Gedanken!«
    »O Bill, mein Lieber, ich mach mir aber Gedanken! Ich bin so unzufrieden mit mir. Ich kann nichts dafür – mir kommt das alles so schmutzig vor. Die Meerschweinchen und die Ratten und das alles. Brrr!« Sie schüttelte sich. »Ich weiß, das ist dumm, aber so bin ich nun einmal. Schon der Gedanke daran macht mich ganz krank. Ich möchte nur die schönen Dinge sehen – Vögel und Blumen und spielende Kinder. Du kennst mich, Bill!«
    Er trat an ihr Lager und nahm ihre Hand, die sie ihm bittend entgegenstreckte. Als er auf sie hinunterblickte, veränderte sich der Ausdruck seines Gesichts – es wurde sanft wie das einer Frau. Die Veränderung beeindruckte mich, denn Boyd Carrington war ein ausgesprochen

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