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Vorhang

Vorhang

Titel: Vorhang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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verschwinden sollten. Wir kämen ohne sie viel besser zurecht.«
    Er erhob sich und ging fröhlich pfeifend davon.
    Ich sah ihm verblüfft nach. Poirots leises Kichern riss mich aus meinen Gedanken.
    »Sie sehen aus, mein Freund, wie jemand, der gerade auf ein Schlangennest gestoßen ist. Hoffen wir, dass unser Freund, der Doktor, seine Ansichten nicht in die Tat umsetzt.«
    »Ja«, sagte ich. »Aber wenn er es tut?«
     
    Nach einigem Zögern beschloss ich, mit Judith über Allerton zu sprechen. Ich wollte herausbekommen, wie sie zu ihm stand. Ich wusste, dass sie ein vernünftiges Mädchen war, das sehr wohl auf sich selbst aufpassen konnte, und ich konnte mir nicht vorstellen, dass sie tatsächlich auf die billige Tour eines Mannes wie Allerton hereinfallen würde. Vermutlich schnitt ich dieses Thema nur deshalb an, weil ich ganz sichergehen wollte.
    Leider erreichte ich nicht das, was ich mir erhofft hatte… Ich muss zugeben, dass ich es ziemlich ungeschickt anfing. Nichts bringt junge Leute mehr auf als elterliche Ratschläge. Ich bemühte mich um einen leichten und unverfänglichen Ton. Wahrscheinlich gelang mir das nicht.
    Judith ging sofort hoch.
    »Was soll das?«, fragte sie. »Ist das eine väterliche Warnung vor dem großen bösen Wolf?«
    »Nein, nein, Judith, natürlich nicht.«
    »Ich nehme an, du magst Major Allerton nicht?«
    »Offen gestanden – nein. Und du vermutlich auch nicht.«
    »Warum denn nicht?«
    »Nun – äh – er ist nicht dein Typ, oder?«
    »Wer, glaubst du, ist wohl mein Typ, Vater?«
    Judith hatte mich schon immer leicht aus dem Konzept bringen können. Ich wurde unsicher. Sie schaute mich mit spöttischem Lächeln an.
    »Du magst ihn natürlich nicht«, sagte sie. »Ich schon. Ich finde ihn sehr amüsant.«
    »Hm, amüsant – vielleicht.« Mir wurde das Thema unbehaglich.
    »Er ist sehr attraktiv«, meinte Judith betont. »Das würde jede Frau finden. Männer verstehen so was nicht.«
    »Offenbar.« Ich fuhr ziemlich plump fort: »Du warst gestern Abend noch sehr spät mit ihm draußen – «
    Ich konnte meinen Satz nicht beenden. Der Sturm brach los.
    »Das ist doch wirklich idiotisch von dir, Vater! Begreifst du nicht, dass ich in meinem Alter selbst auf mich aufpassen kann? Du hast kein Recht zu bestimmen, was ich tue oder wen ich mir als Freund aussuche. Das ist das Grässliche an Vätern und Müttern, dass sie sich immer auf so dumme Weise in das Leben ihrer Kinder einmischen. Ich mag dich sehr gern, aber ich bin eine erwachsene Frau, und mein Leben gehört mir!«
    Ihre Worte verletzten mich so sehr, dass ich verstummte. Judith entfernte sich mit raschen Schritten.
    Ich blieb mit dem unbehaglichen Gefühl zurück, dass mein Eingreifen eher Schaden als Nutzen bewirkt hatte.
    Aus meinen Gedanken wurde ich durch die Stimme von Mrs Franklins Pflegerin gerissen, die mir schelmisch zurief: »Ich gäbe was dafür zu erfahren, was in Ihrem Kopf vorgeht, Captain Hastings.«
    Erfreut über die Ablenkung, wandte ich mich um.
    Schwester Craven war wirklich eine sehr gut aussehende junge Frau. Sie war vielleicht ein wenig kokett, aber alles in allem eine angenehme und intelligente Person.
    Sie kam gerade aus dem unteren Teil des Gartens, wo sie ihre Patientin an einem sonnigen Fleckchen in der Nähe des Labors zurückgelassen hatte.
    »Interessiert sich Mrs Franklin für die Arbeit ihres Mannes?«, fragte ich.
    Schwester Craven schüttelte verächtlich den Kopf. »Das ist für sie viel zu kompliziert. Wissen Sie, Captain Hastings, sie ist keine sehr kluge Frau.«
    »Da haben Sie vermutlich recht.«
    »Dr. Franklins Arbeit kann nur von jemand gewürdigt werden, der von Medizin etwas versteht. Er ist wirklich ein sehr gescheiter Mann. Brillant! Er tut mir richtig leid.«
    »Er tut Ihnen leid?«
    »Ja. Ich habe es schon so häufig erlebt – ich meine, dass jemand die falsche Frau heiratet.«
    »Sie finden, dass sie die falsche Frau für ihn ist?«
    »Sie etwa nicht? Die beiden haben doch nichts gemeinsam.«
    »Er scheint sehr an ihr zu hängen. Er erfüllt ihr jeden Wunsch und so.«
    Schwester Craven lachte höhnisch. »Dafür sorgt sie schon!«
    »Sie meinen, dass sie aus ihrer Krankheit – Kapital schlägt?«, fragte ich zweifelnd.
    »Sie weiß genau, wie sie ihren Willen durchsetzen kann. Was immer die Dame wünscht, geschieht. Manche Frauen sind so gerissen! Wenn ihnen etwas nicht passt, lehnen sie sich einfach zurück, schließen die Augen und sehen krank und leidend aus, oder sie

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