Vorhofflimmern
Musst
du jetzt die ganze Zeit drauf herumreiten?“
„Nein.“ Sie lachte dreckig. „Du bist es, die darauf
herumreiten sollte!“
Gott im Himmel!
„Krass, neben dir komme ich mir manchmal fast prüde vor“,
meinte ich entsetzt.
Sie winkte ab. „Quatsch. Obwohl mir das wirklich nicht
einleuchtet“, sie senkte die Stimme, „dass du die ganze Nacht neben dem liegen konntest, ohne dich auf ihn zu stürzen.“ Vera zeigte bedeutungsschwer
einen Abstand von mindestens dreißig Zentimeter zwischen ihren Händen auf.
„Ja, sag mal, geht´s noch?“ Ich schlug schnell nach ihren
Händen. Dann biss ich mir auf die Unterlippe und neigte mich zu ihr. „So groß
ist er doch nicht wirklich?“, fragte ich leise.
„Was? Du hast ihn gar nicht gesehen?“, wisperte sie
überrascht.
Ich schüttelte den Kopf. „Also?“
Vera legte mir vertrauensvoll eine Hand auf die Schulter und
flüsterte mir ins Ohr: „Er ist … beeindruckend.“
„Meine Güte!“, hauchte ich.
„Oh ja, dasselbe wirst du sagen, wenn du ihn das erste Mal
vor dir hast“, meinte Vera mit ernstem Gesicht.
Wir kicherten albern und erinnerten uns gleichzeitig an
Sebastians Anwesenheit. Unsere Köpfe schnellten ertappt zur Couch herum. Er
klappte seufzend seine Bedienungsanleitung zu und stand auf.
„Ich geh in die Garage“, sagte er und gab seiner Verlobten
einen Kuss auf den Hinterkopf. „Nicht dass ich noch Albträume bekomme.“
Vera nahm seinen Spruch gelassen. „An dich kommt keiner ran,
Baby!“, rief sie ihm noch hinterher.
Ich ließ meine Stirn stöhnend auf die Küchenplatte nieder.
„Oooh, zu viele Informationen!“
„Jetzt tu nicht so jungfräulich“, lachte sie fröhlich. „Aber
Schluss jetzt mit den Penisgrößen und zurück zum Anfangsthema: Ihr habt also
gekuschelt? Was bedeutet das? Wie geht es jetzt weiter? Seid ihr zusammen?“
„Keine Ahnung!“, rief ich und warf verzweifelt die Arme in
die Luft. „Deswegen bin ich ja hier! Ich glaube schon, dass wir zusammen sind.
Auf jeden Fall waren wir uns wohl einig, dass es keine einmalige Sache war.
Glaube ich.“
„Glaubst du? Habt ihr denn nicht darüber gesprochen?“
„Doch schon, irgendwie, aber du weißt doch, dass ich nicht
gerade gut darin bin, über solche Dinge zu reden. Darum bin ich selber nicht
ganz schlau daraus geworden.“
„Okay, was hat er denn gesagt?“
Ich wurde rot und grinste in mich hinein. „Viele schöne
Dinge.“
„Aha“, meinte Vera, „und was war deiner Meinung nach die
Botschaft dieser vielen schönen Dinge?“
„Dass er mit mir zusammen sein will?“, vermutete ich hilflos.
„Na, und wo ist jetzt das Problem? Er will mit dir zusammen
sein, du mit ihm, ihr werdet heiraten, Kinder kriegen und gemeinsam in Rente
gehen. Ist doch alles wunderbar!“
„Halt! Das geht mir aber schon ein wenig zu schnell!“
Sie tätschelte beruhigend meine Hand. „Süße, ich habe keinen
dazu gehörigen Zeitrahmen genannt. Die Geschwindigkeit der Abläufe müsst ihr
natürlich selbst bestimmen, aber im Prinzip steht eurem gemeinsamen Glück doch
nichts mehr im Wege, oder? Also, sei nicht so ein Frosch und freue dich
einfach! Ich für meinen Teil freue mich sehr für dich. Und Sebastian übrigens
auch.“
Dankbar lächelte ich sie an. Dann erinnerte ich mich an die
gestrige Sache zwischen Frank und Desiderio.
„Frank scheint nicht sehr erfreut über die Sache zu sein“, merkte
ich nachdenklich an.
„Denkst du?“
Veras hohe Tonlage ließ mich aufhorchen. Ich runzelte die
Stirn. Sie fühlte sich unter meinem Blick deutlich unwohl und rutschte ein
wenig nervös auf ihrem Hocker herum.
„Was weißt du darüber?“, fragte ich forsch.
„Jaaa, also direkt wissen tu ich nichts“, druckste sie herum.
Erst als ich drohend meinen Löffel auf sie richtete, räusperte sie sich
vernehmlich. „Na schön. Es ist zwar nur eine Vermutung, aber es gab in letzter
Zeit ein paar verschiedene Situationen, bei denen ich mich dann schon gefragt
habe… also mir ist aufgefallen, dass er… Ihr habt doch so viel Zeit miteinander
verbracht, darum…“
„Vera! Spuck´s endlich aus!“
„Okay.“ Sie atmete tief durch und sah mich ernst an. „Lena,
ich glaube Frank hat sich in dich verliebt.“
Ich schnappte nach Luft. „Blödsinn!“
„Ich fürchte, das ist kein Blödsinn. Ist dir wirklich nie
aufgefallen, dass er dich manchmal so komisch ansieht? Also mir schon. Außerdem
war er krank vor Sorge, als das mit deinem Überfall war. Ich meine, wir
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