Vorhofflimmern
Gesichtszüge waren markant, aber ebenmäßig und
die angedeuteten Lachfältchen um seine dunklen Augen herum, waren wirklich zum Anbeißen.
Zudem war Frank einer der feinfühligsten und aufmerksamsten Menschen, die ich
kannte. Obwohl ich meine Sorgen meist für mich behalten wollte, konnte ich sie
gar nicht so gut verstecken, dass er mich nicht darauf ansprach. Und wenn er es
dann tat, überließ er mir stets selbst die Entscheidung, ob ich darüber reden
wollte oder nicht.
Er stand mit beiden Beinen im Leben und hatte stets klare
Ziele vor Augen, die er ohne Umwege zu erreichen versuchte. Als Manager eines
großen Hotels war er finanziell gut abgesichert und das zeigte er auch durch
einen gewissen Standard, der jedoch niemals abgehoben wirkte.
Im Gesamtpaket war er, kurz gesagt, der perfekte
Lebenspartner.
Je mehr ich darüber sinnierte, umso unverständlicher wurde
für mich Birgits Entscheidung ihn zu verlassen. Wieso gab man eine solche
Zukunft einfach so für eine Laune her?
Ich wusste es wirklich nicht. Ich wusste nur, dass Frank
nicht lange alleine bleiben würde und ich wünschte mir von ganzem Herzen, dass
er diesmal seine wahre Liebe finden würde.
Aber warum hatte ich bei ihm, wo er doch so perfekt war, noch
nie das drängende Gefühl, mich ihm an den Hals zu werfen?
Wahrscheinlich lag es daran, dass wir einfach schon so lange
befreundet waren.
Für mich würde Frank immer der liebe und aufgeschlossene
Junge bleiben, mit dem ich schon vor Jahren um die Häuser gezogen war.
„Mache ich etwas falsch?“
Seine Stimme holte mich zurück aus meinen Gedanken. Er sah
mich fragend an.
„Nein, nein.“ Ich schälte einen Farbroller aus seiner
Verpackung und grinste. „Weißt du, wenn wir beide mit dreißig noch Solo sind,
dann sollten wir heiraten.“
Frank hielt inne und runzelte die Stirn. „Ich rühre hier mit
einem Kochlöffel in einem Eimer und du denkst daran, mich zu heiraten?“
„Tja.“
„Ts“, meinte er kopfschüttelnd. „Da versteh mal einer die
Frauen. Den Trick muss ich mir unbedingt merken!“
„Na, dann viel Glück“, lachte ich.
Er stand auf und schleppte den Farbkübel zu mir. „Übrigens,
dein Plan gefällt mir. Wir wären bestimmt ein hübsches Brautpaar.“
„Auf jeden Fall“, bestätigte ich ernst. „Dir ist aber
hoffentlich klar, dass das Ganze nicht billig werden wird. Wenn ich einmal
heirate, dann so richtig pompös.“
„Kein Problem. Sollen wir uns heute Abend gleich ein paar
Hochzeitsbands anhören?“
„Hm, wer weiß, ob die in fünf Jahren noch existieren“, warf
ich ein. „Ich denke, wir konzentrieren uns vorerst auf deine Wohnung.“
„Auf unsere Wohnung, Schatzilein!“
Ich gluckste fröhlich. „Natürlich! Ach ja, und ich wollte dir
noch sagen, dass wir neue Vorhänge brauchen. Unsere alten sind nämlich
nicht grün, sondern Orange. Ja, das kann man schon mal verwechseln. Jedenfalls
passt Orange so gar nicht zu der neuen Wandfarbe.“
Kapitel 7
Am nächsten Tag dachte ich
eigentlich, dass ich Desiderios Antlitz überwunden hatte, doch ich wurde schon
bald eines Besseren belehrt.
Ich traf auf ihn, als ich gerade eilig in das Sprechzimmer
stürzte, um ein paar erledigte Patientenakten in die Ablage zu werfen. Er stand
vor dem großen Monitor an der Wand und betrachtete eingehend das Röntgenbild
eines Sprunggelenks. Dummerweise versperrte er mir somit genau meinen Weg.
Als ich ihn sah, blieb ich wie angewurzelt stehen. Mein Blick
zuckte automatisch zu seinem Hintern und überprüfte, ob er in seiner
Dienstkleidung genauso knackig anmutete, wie in verwaschenen Bluejeans.
Gott, das tat er!
Gleich darauf kam ich mir vor, wie ein totaler Vollidiot. Ich
straffte die Schultern und versuchte nicht so nervös auszusehen, wie ich mich
dummerweise fühlte.
Warum, zur Hölle, war ich eigentlich nervös?
Angespannt setzte ich so unauffällig wie möglich meinen Weg
fort. Souverän schritt ich auf ihn zu, brachte ein „Hallo“ hervor und drückte
mich an ihm vorbei zum Schreibtisch.
Ich wischte mir gedanklich erleichtert über die Stirn, weil
ich es geschafft hatte, mich so an ihm vorbei zu pressen, dass ich ihn nicht
berühren musste.
Puh!
Schnell stopfte ich die Akten in das dafür vorgesehene Fach
und machte mich eilig auf den Rückweg.
Verdammter Mist!
Desiderio war unterdessen einen kleinen Schritt
zurückgewichen, so dass ich nun gar nicht mehr an ihm vorbeikam, egal wie sehr
ich meinen Bauch einziehen würde.
Hatte er das mit Absicht
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