Vorhofflimmern
schade“, fiel er mir ins Wort. „Im
September gibt nämlich Pink in München ein Konzert und ich suche dafür noch
nach einer Begleitung.“
Wieder erfasste mich Sprachlosigkeit.
Hatte er mich gerade gefragt, ob ich ihn auf DAS Konzert
begleiten würde?
Er schien meine Gedanken zu lesen, denn nach einer Weile
fügte er noch hinzu: „Diese Einladung habe ich gerade ernst gemeint.“
Ich ging im Geiste die verschiedenen Möglichkeiten durch, die
ich nun hatte:
1. Nein
sagen.
2. Ja
sagen, Interesse vorgaukeln, nach dem Konzert Interesse wieder verlieren.
3. Ja
sagen, mit ihm Sex haben, das Konzert genießen, eventuell wieder Sex haben.
4. Nein
sagen und trotzdem mit ihm Sex haben.
Es dauerte einen Augenblick, bis ich aus meiner geistigen
Umnachtung zurückfand und ich mich schließlich für die einzig richtige Antwort
entschied.
Wenn auch ein wenig zu spät, als dass es sehr überzeugend
klang, sagte ich laut: „Nein.“
Desiderio neigte anerkennend seinen Kopf. „Wow, du bist
wirklich stur.“
Moment mal...
„War das etwa gerade ein Test?“, zischte ich wütend.
„Keineswegs. Ich würde mich ehrlich freuen, wenn du mich zu
dem Konzert begleiten würdest.“
Ich brachte ein Brummen hervor, das allgemeine Skepsis
ausdrückte. Desiderio seufzte schwer.
„Naja, bis September hast du ja noch genügend Zeit es dir zu
überlegen...“
„Pfff, vergiss das mal schnell wieder! Frag lieber eine
Andere, ob sie mit dir hingehen möchte. Es gibt da bestimmt mehr als eine
Handvoll, die sofort zusagen würden!“
Er stieß sich locker von dem Schrank ab und legte sein
schiefes Lächeln auf.
„Eben“, sagte er, „darum habe ich noch genügend Zeit, um auf
deine Entscheidung zu warten. Eine Notfallbegleitung finde ich am Tag zuvor
auch noch.“
Ich rollte mit den Augen. „Du bist wirklich wahnsinnig von
dir selbst überzeugt, was?“
„Nun, das liegt wohl irgendwie in meinen Genen“, erklärte er.
„Südländer sind ja bekannt für ihr großes Ego. Ich bin nämlich Italiener, weißt
du.“
Er sagte das, als ob er mir mit seiner Herkunft imponieren
wollte.
Tja, die Italiano-Masche zog aber bei mir nicht!
„Das war mir schon klar, dass DiCastello ein italienischer
Familienname ist“, meinte ich unbeeindruckt.
„Kannst du denn italienisch?“
„Ist zwar schon lange her, aber ich hatte tatsächlich
italienisch in der Schule. Für die Touristenausführung reicht meine
Sprachkenntnis allemal.“
„Interessant!“ Desiderio hob einen Zeigefinger. „Aber noch
interessanter ist, dass du dir meinen Namen also doch merken kannst.“
Mist, verdammter!
Ich mahlte angesäuert mit meinem Kiefer und knackte mit den
Fingerknöcheln.
Er amüsierte sich köstlich über meinen Anblick. „Manchmal
kannst du ganz schön gefährlich aussehen“, sagte er schmunzelnd.
Dann ging er an mir vorbei und ich konnte mich gerade noch
beherrschen, ihn nicht an zu knurren wie ein wilder Hund.
Blöder Idiot!
„Er hat dich wirklich zu dem Konzert
eingeladen?“, wiederholte Vera mit großen Augen.
Wir saßen auf ihrer Terrasse unter einem riesigen
Sonnenschirm. Nach meiner Frühschicht war ich sofort zu ihr gefahren, um sie in
die verzwickte Sache mit dem Konzertkartendieb einzuweihen. Was ich mir davon
eigentlich erhofft hatte, wusste ich selbst nicht so genau. Wahrscheinlich
wollte ich nur mit jemandem darüber sprechen und mein Leid klagen. Dass Vera
dafür die falsche Person war, hätte mir klar sein müssen.
Sie hatte meinem Bericht mit wachsender Begeisterung gelauscht
und sogar über Desiderios Anmachsprüche gelacht. Irgendwie konnte sie so gar
nicht nachvollziehen, warum ich stocksauer war und ich ärgerte mich inzwischen
grün und blau, dass ich ihr überhaupt von der Sache erzählt hatte.
„Ja“, meinte ich zu ihrer Frage und trommelte verbissen mit
meinen Fingern auf den Tisch. „Unglaublich, oder?“
„Also ich finde eher unglaublich, dass du Nein gesagt hast.“
„Bitte? Ich bin doch nicht käuflich! Der Kerl will mich doch
bloß in sein Bett kriegen!“
Vera lehnte sich zurück und strich nachdenklich über die Stuhllehnen.
„Meinst du nicht, dass das ein sehr großer Einsatz war, nur für eine
Bettgeschichte?“
„Was meinst du damit?“
„Hast du vielleicht schon einmal daran gedacht, dass er mit
dir ausgehen möchte, weil er dich interessant findet?“, gab sie vorsichtig zu
bedenken. „Oder dich am Ende sogar irgendwie mag?
Ich
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