Vorhofflimmern
zwei von drei
Eimern Platz haben wollten. „Mist! Na gut, den einen muss ich wohl zwischen die
Beine nehmen. Hilft nix... Haben wir jetzt alles drin?“
„Ich denke schon.“
„Gott sei Dank!“
„Ich bring den kurz zurück“, sagte Frank und deutete auf den
Einkaufswagen. „Bin gleich wieder da.“
Während er davon rollte, bedachte ich das unpraktische Heck
noch mit einem unschönen Schimpfwort. Den Audi interessierte das natürlich
herzlich wenig. Eigentlich mochte ich schnelle Autos mit viel PS, aber es gab Situationen
im Leben, da war ein verrosteter Kombi, wie ich ihn fuhr, einfach unschlagbar.
Ich hievte den übrig gebliebenen Farbeimer hoch und wollte
ihn gerade zur Beifahrerseite tragen, als mein Blick auf einen geparkten
schwarzen Wagen fiel, der zwei Reihen weiter stand.
Eigentlich war es mehr die Person, die auf dieses Fahrzeug zuging,
die meinen Blick wie magisch anzog und mich dazu brachte gaffend innezuhalten.
Dr. Desiderio DiCastello.
Natürlich gaffte ich nicht nur, weil er es war, sondern weil
ich mich augenblicklich in einer Softdrink-Werbung wieder fand.
Desiderio war gekleidet in abgetragene Jeans und ein weißes
Unterhemd. Die meisten Männer würden in einem solchen Aufzug eher schmuddelig
wirken, er hingegen glänzte darin mit purem Sexappeal.
Er hatte einen großen Sack unbekannten Inhalts geschultert.
Dieser musste ziemlich schwer sein, so deutlich wie seine Oberarmmuskeln
hervortraten. Ich konnte sogar aus dieser Entfernung die gestählten Rundungen
erkennen.
Lieber Himmel!
Inzwischen war er bei seinem Auto angelangt und lud den Sack
in den Kofferraum. Ich schluckte schwer, als Desiderio sich aufrichtete und
sich langsam mit einer Hand den Schweiß der Anstrengung von der Stirn wischte.
Er hatte mir den Rücken zugewandt und ich starrte wie verzaubert auf seine
wohlgeformten Schultern. Langsam wanderte mein Blick seine Wirbelsäule entlang
nach unten, um schließlich bei seinem Hintern hängen zu bleiben.
Wahrlich der Inbegriff eines Knackarschs!
„Kennst du den?“, wehte Franks Stimme heran, wie aus weiter
Ferne.
Blitzartig drehte ich mich zu ihm. „Was?“
Gott, wie peinlich.
„Ob du den Typen da drüben kennst“, wiederholte er langsam.
„Nein!“ Er sah mich so skeptisch an, dass ich meine Aussage
sogleich korrigierte: „Achso, du meinst den da? Äh... Ja, das ist nur
unser neuer Assistenzarzt.“ Mit hochrotem Kopf wuchtete ich den Farbeimer in
den Fußraum vor dem Beifahrersitz und achtete penibel darauf, nicht mehr in
Desiderios Richtung zu blicken.
„Ach?“ Frank betrachtete den neuen Doktor kurz mit
zusammengekniffenen Augen. „Ganz nett.“
Na, wenn das mal keine Untertreibung war...
Allerdings konnte ich seinen abschätzigen Ton relativ gut
verstehen. Von Desiderios Äußeren würde sich sogar Mr. Universum persönlich
bedrängt fühlen. Ich überhörte also seine Bemerkung und kletterte schnell auf
meinen Sitz.
„Fahren wir jetzt?“, fragte ich ungeduldig und vermied es
tunlichst Frank anzusehen, als er einstieg.
Ich hörte den Motor aufheulten, spürte den Wagen losfahren
und sah trotzdem nur dieses bestimmte Bild von diesem Fleisch gewordenen
feuchten Traum vor mir. In diesem Moment war mir klar, dass ich den Anblick
Desiderios auf diesem Parkplatz noch in hundert Jahren nicht vergessen würde.
Obwohl ich mich, in Franks Wohnung
angekommen, sofort voller Tatendrang an die Arbeit machte, schlichen meine
Gedanken immer wieder zu Desiderio. Das verwunderte und verärgerte mich
gleichermaßen.
Was war so faszinierend an dem Kerl, dass er mich nicht mehr
loslassen wollte?
Natürlich ließen sich Frauen gerne mal von hübschen
Anblicken, wie eben jenem vorhin, verzaubern, aber für gewöhnlich erfreute man
sich kurz daran und wandte sich anschließend wieder den wichtigen Dingen im
Leben zu. So hatte ich das zumindest in den letzten Jahren gehandhabt.
Also, was war es, das Desiderio so besonders machte?
Charme, unwiderstehliches Aussehen... Gut und recht, aber er
war, weiß Gott, nicht der einzige Mann mit diesen Eigenschaften, der mir bisher
über den Weg gelaufen war.
Tatsächlich kniete ein eben solches Exemplar der Männerwelt
gerade vor mir und rührte konzentriert in einem Eimer mit hellbrauner Farbe.
Nachdenklich betrachtete ich Frank und fragte mich, warum
mein Gehirn bei seinem Anblick nicht vollkommen verrücktspielte.
Er war sportlich und muskulös, was man durch sein enges Shirt
deutlich erkennen konnte. Seine
Weitere Kostenlose Bücher