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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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getan?
    Obwohl er immer noch das Röntgenbild betrachtete, glaubte ich
den Anflug eines schelmischen Grinsens in seinem Mundwinkel zu entdecken.
    Einfach unglaublich!
    Ich riss mich zusammen. „Darf ich bitte mal durch?“, fragte
ich und klang dabei sogar ganz höflich.
    „Gleich“, sagte er nur, ohne dabei herzusehen.
    Waaaas?
    Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und atmete einmal tief
durch.
    „Ich hab´s eilig“, erklärte ich gepresst.
    „Kleinen Moment noch.“
    Alles klar, der Kerl wollte mich eindeutig aus der Reserve
locken. Leider hatte er dies bereits geschafft. Herzlichen Glückwunsch.
    Genervt verschränkte ich meine Arme vor der Brust.
„Weber-B-Fraktur, leicht disloziert. Sollte operativ versorgt werden. Was
gibt’s denn da so lange zu glotzen, Dr. DiCastidi?“
    Natürlich kannte ich seinen Namen. Er hatte sich bereits am
ersten Tag in mein Hirn gebrannt wie ein Laserstrahl, doch es war zumindest ein
Versuch ihn ebenfalls ein wenig zu ärgern. Wenn auch ein ziemlich kläglicher.
    Langsam drehte sich Desiderio zu mir und besaß sogar noch die
Frechheit mir zu zuzwinkern.
    „Perfekte Diagnostik und Therapievorschlag, und das alles im
Vorbeigehen. Respekt“, meinte er fröhlich. „Und es heißt: DiCastello.“
    Wollte er mich verarschen?
    „Bei so einem deutlichen Befund gehört da nicht wirklich viel
dazu“, brummte ich. „Darf ich jetzt durch?“
    „Hast du es wirklich eilig, oder willst du nur von mir weg?“,
fragte er.
    Ich biss mir verärgert auf die Innenseite meiner Wange.
„Beides.“
    Desiderio lächelte schief, indem er nur einen seiner Mundwinkel
nach oben zog. Irgendetwas an diesem Lächeln entfachte in mir den Drang, ihm
sofort die Klamotten vom Leib zu reißen.
    Verdammt, Lena! Geht´s noch?
    „Hast du eigentlich schon eine Entscheidung getroffen?“,
wollte er dann wissen.
    „Du meinst, ob ich dich einfach zur Seite schubsen soll, oder
ob ich dich lieber aus dem Weg prügle?“, meinte ich mit finsterem Blick.
„Momentan tendiere ich zu letzterem.“
    Er riss in gespieltem Entsetzen die Augen auf. „Warum bist du
nur so aggressiv?“
    „Weiß nicht. Warum bist du so nervig?“
    Desiderio lachte. „Okay, du hast gewonnen.“
    Gewonnen? Spielten wir denn hier ein Spiel, oder was?
    Mit einer eleganten Bewegung trat er beiseite und wies mir
mit einem Arm den Weg.
    Als ich mit vorgerecktem Kinn und geröteten Wangen vorbei
schritt, fügte er noch an: „Zumindest für heute.“
    Ich reagierte mit einem abfälligen Knurren und hastete aus
dem Sprechzimmer.
    Was sollte das heißen, für heute ? War das eine
Drohung?
    Anscheinend konnte ich mich darauf einstellen, dass sich
solche Szenen wie gerade eben, noch wiederholen würden. Er hatte eindeutig
seinen Spaß daran, mich aus der Fassung zu bringen und ich musste lernen mich
gegen ihn zu immunisieren. Wie ich das anstellen sollte, wusste ich nicht, aber
diesem dahergelaufenen Schnösel würde ich schon noch beibringen, wie man einen
Korb akzeptierte.
    Mögen die Spiele beginnen!
     
    Die nächsten paar Tage kam es zu
keiner weiteren unliebsamen Begegnung. Desiderio wurde weiterhin die meiste
Zeit über in den OP eingeteilt und war deshalb kaum in der Notaufnahme
anzutreffen. Ich fand´s gut so und hoffte, dass es noch lange so bleiben würde.
    Unser letztes Treffen schwebte mir noch detailliert vor Augen
und ich hatte mir bereits einen Plan zugelegt, wie ich weiterhin gegen seine nervenaufreibenden
Angriffe vorgehen sollte. Naja, eigentlich war es nicht wirklich ein Plan, eher
hatte ich mir geschworen mich auf keinen Fall wieder von ihm nervös machen zu
lassen und dieses fiese Lächeln nicht mehr an mich ran zulassen.
    Dass dies alles leichter gesagt, als getan war, musste ich
leider schon bald feststellen.
    Ich bereitete gerade nichtsahnend eine kleine Wundversorgung
an der Hand vor. Der Patient (Aus Datenschutzgründen nenne ich ihn Meier) hatte
versucht ein Vogelhäuschen zu bauen und sein einziger Erfolg bestand darin,
sich dabei in den Handrücken zu sägen. Für einen Mann nahm er es erstaunlich
gelassen. Er war nur einmal kurz zusammengezuckt, als ich die Betäubungsspritze
erwähnte, die für die Naht nötig war.
    Eben jene Betäubungsspritze zog ich gerade auf, als ein freundliches
„Guten Tag!“ durch das Behandlungszimmer wehte.
    Na toll.
    OA Heimer hatte zwar gesagt, dass er einen Assistenten
schicken würde, aber dass es sich dabei um diesen Assistenten handeln
würde, hatte er leider nicht

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