Vorhofflimmern
ihr nach und bis ich endlich eine der
Toilettenkabinen erreichte, musste ich schließlich sogar wirklich pinkeln.
Als ich wieder zurückkam, war von
Desiderio weit und breit nichts mehr zu sehen. Von meinen Freunden leider auch
nicht.
Na toll.
Allerdings war ich auch einfach davongerannt, also warum
sollte dann jemand auf mich warten?
Ich ergatterte mir mit vollem Körpereinsatz noch eine Cola,
um einem sofortigen Vollrausch ein wenig entgegen zu wirken und machte mich auf
die Suche nach den anderen. Langsam schlenderte ich durch die großen Räume und
sah mich dabei aufmerksam um. Wobei – Schlendern konnte man das eigentlich
nicht bezeichnen, denn eine entspannte Gangart durch eine derartige
Menschenmenge war absolut unmöglich. Im Endeffekt quetschte ich mich zwischen
schwitzenden Leibern hindurch und sah sozusagen vor lauter Bäumen den Wald
nicht mehr.
Durch Zufall stieß ich schließlich auf eine Arbeitskollegin
aus der Röntgenabteilung. Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir prallten mit den
Schultern aneinander und erkannten uns erst, als wir uns gerade gegenseitig
anzicken wollten.
„Pass doch... Oh, Hi Eva! Dich hab ich ja schon ewig nicht
mehr gesehen!“, freute ich mich.
„Lena! Ja, ich hatte Urlaub“, erklärte sie. „Alter, jetzt
hätt ich dir fast eine gewischt. Die Drängelei geht mir schon voll auf die
Eier.“
Eva war gebürtige Polin und obwohl sie um fast zehn Jahre
älter war als ich, sprach sie stets in einer Art Gossendeutsch in dem ziemlich
häufig Ausdrücke wie „Alter“ oder „Ich schwöre“ vorkamen. Zudem war sie eine
jener Frauen, die während dem Reden kaum atmen mussten und dementsprechend viel
in einem Stück hervor sprudeln konnte.
Ich mochte Eva und ihre eigentümliche Art. Zumindest wenn ich
ihr maximal eine Stunde ausgesetzt war. Danach brauchten ich und meine Ohren
immer eine kleine Erholungspause.
„Ja, meiner Meinung nach sind mindestens dreihundert Leute zu
viel hier, heute Abend“, pflichtete ich ihr bei. „Und? War der Urlaub schön?
Warst du weg?“
Sie nickte und verzog dabei das Gesicht. „Wir waren drei
Wochen beim Schwiegermonster. Drei Wochen! Kannst du dir das vorstellen? Ey,
eigentlich bräuchte ich jetzt nochmal drei Wochen Urlaub.“
„Oh je, war´s denn so schlimm?“
„Ich schwöre!“
Dann holte sie einmal tief Luft und schon ging´s los. In nur
einem rekordverdächtigen Atemzug erzählte sie mir alle Details ihres
Familienurlaubs bei ihren Schwiegereltern. Wirklich alle Details. Da
Evas Schamgrenze erschreckend weit oben lag, erfuhr ich sogar wann und wie oft
sie in den Ferien mit ihrem Mann Sex gehabt hatte. Mittlerweile kannte ich
meine Kollegin schon gut genug, um davon nicht allzu schockiert zu sein. Ich
überhörte einfach die pikanten Einzelheiten und konzentrierte mich auf die
weniger persönlichen Erzählungen.
Bis sie mit ihrer Schilderung fertig war, hatte ich meine
Cola gemütlich leer getrunken. Ich stellte die Flasche auf dem nächstbesten
Stehtisch ab.
„Hört sich wirklich nicht gerade entspannend an, dein
Urlaub“, meinte ich mitfühlend, während Eva wieder zu atmen begann.
„Absolut nicht. Was gibt’s Neues im Krankenhaus? Hab ich
irgendetwas verpasst?“
Ich überlegte kurz. „Hm, eigentlich nicht. Wir hatten wieder
einen Kerl mit einem verschollenen Dildo im Hintern, aber ansonsten... Nein,
nichts ungewöhnliches.“
„Schon wieder einer?“ Eva lachte dreckig. „Meine Fresse, dass
die Männer immer so gierig sind, was? Wenn ich mir was in den Arsch stecke,
muss ich halt ein bisschen aufpassen, oder so was Spezielles für Anal benutzen,
oder weiß der Geier! Da gibt’s doch so Zeugs, das extra so Griffe dran hat, damit´s
nicht rein rutscht.“
„Also damit kenne ich mich jetzt nicht so aus“, gackerte ich.
„Mann, ich doch auch nicht! Der Schwule aus der Endoskopie
hat mir das mal erklärt.“
„Schon klar.“
„Ey, glaubst du, dass ich auf so was stehe, oder was? Nee,
jedem das Seine, aber ich will das nicht!“, entrüstete sie sich.
Weil Eva sich so herrlich aufregte, zuckte ich nur mit den
Schultern und grinste dämlich. „Ja, jedem das Seine...“
Sie verdrehte genervt die Augen. Dann zog etwas hinter mir
ihre Aufmerksamkeit auf sich.
„Hey“, sagte sie und stieß mich aufgeregt an. „Das ist doch
dieser Castello, oder?“
„DiCastello“, korrigierte ich automatisch und drehte mich
möglichst unauffällig um.
Obwohl Desiderio mir halb den Rücken zugewandt hatte,
erkannte
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