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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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ein geschlagener Hund kroch ich in eine Ecke des
Badezimmers und lehnte mich gegen die eiskalten Fliesen. Schluchzend wickelte
ich meine Arme um die Knie und faltete mich so klein wie möglich zusammen. Die
Kälte der Fliesen tat gut. Sie kühlte meinen geschundenen Körper und machte ihn
wieder taub.
    Die Tür zum Badezimmer öffnete sich mit einem leisen
Geräusch.
    Desiderio. Ich hatte in meinem Elend ganz vergessen, dass er
da war. Und jetzt kauerte ich splitterfasernackt in einer Ecke und flennte vor
mich hin…
    „Geh weg“, schluchzte ich und vergrub mein Gesicht in meiner
Armbeuge. „Bitte, geh weg.“
    Ich fühlte, wie er mich mit einem warmen Stoff zudeckte. Mein
Bademantel. Ohne aufzublicken hüllte ich mich darin ein, als könnte ich mich so
vor ihm verstecken.
    „Geh weg“, flüsterte ich wieder.
    Er ignorierte es und setzte sich stattdessen neben mich auf
den Boden. Ich wollte nicht, dass er mich so sah.
    „Lass mich“, wimmerte ich. „Bitte, geh jetzt.“
    „Nein“, sagte Desiderio ruhig und legte vorsichtig einen Arm
um mich. „Ich werde jetzt nicht gehen. Ich werde für dich da sein.“
    Überwältigt schluchzte ich auf und ließ mich gegen ihn
fallen. Er empfing mich mit einer sanften Umarmung und hielt mich einfach nur
fest. Ein ungeahntes Gefühl von Geborgenheit umgab mich und öffnete in mir die
Schleusen zu meiner Verzweiflung. Wie eine Flut strömten die ganzen Ängste und
die Panik des schrecklichen Erlebnisses aus mir heraus. Während ich heulte und
mein ganzer Körper von Krämpfen geschüttelt wurde, strich mir Desiderio immer
wieder zärtlich über den Rücken. Obwohl ich mehr oder weniger nackt war, fühlte
ich mich bei ihm absolut sicher. In diesem Moment wusste ich mit kompletter
Gewissheit, dass er mir nie im Leben etwas antun würde. Bei diesem Gedanken
heulte ich noch mehr und klammerte mich wie eine Ertrinkende an ihn.
    Langsam versiegten meine Tränen und die krampfartigen
Schluchzer wurden leiser. Desiderio flüsterte unentwegt beruhigende Worte in
mein Haar und wiegte mich dabei sanft in seinen Armen, wie ein kleines Kind.
Mit geschlossenen Augen ließ ich mich von ihm halten und genoss einfach nur die
wärmende Sicherheit, mit der er mich umgab.
    „Es tut mir so leid“, brachte ich schließlich mit belegter
Stimme hervor.
    „Was tut dir leid?“, fragte er verblüfft.
    „Na, das. Das alles hier“, erklärte ich, als wäre das nicht
sowieso klar. „Dass du deine Nacht hier auf dem Boden mit mir verbringen musst
und ach, ja, dass du beinahe getötet worden bist.“
    Er lachte leise, wodurch sein Brustkorb leicht vibrierte. „Du
bist wirklich erstaunlich, kleine Kriegerin.“ Zärtlich küsste er mich auf den
Haaransatz. „Du brauchst dich für gar nichts zu entschuldigen. Wenn, dann bin
ich Schuld an dem ganzen Schlamassel.“
    „Du?“ Ich sah verwundert zu ihm auf.
    „Wenn ich nicht wieder so ein Idiot gewesen wäre, dann wärst
du nicht weggelaufen.“
    Ich schüttelte energisch den Kopf. „Nein, ich wäre sowieso
nach Hause gegangen.“
    „Hm, dann hätte ich einfach schneller sein müssen“, sagte er
und klang dabei ziemlich verbittert.
    „Warum warst du überhaupt da?“, wollte ich wissen. „Ich
meine, nicht dass ich darüber nicht froh wäre, aber... du weißt schon. Was
wolltest du dort?“
    „Ich habe dich gesucht, weil ich noch einmal mit dir reden
wollte. Vera hat mir verraten wo du wohnst, darum bin ich dir gefolgt. In dem
Moment, als ich deine Schuhe liegen sah, hast du geschrien, deshalb habe ich
dich auf dem Parkplatz gefunden.“ Er hielt inne und strich mit den
Fingerspitzen ganz leicht über meine geschwollene Wange. Ich zuckte trotz der vorsichtigen
Berührung kurz zusammen. „Dieses Dreckschwein. Wenn ich doch nur ein paar
Minuten früher...“
    „Hör auf“, unterbrach ich ihn und kuschelte mich wieder an
seine Brust, als wäre dies das Selbstverständlichste auf der Welt. „Ich bin
froh, dass du überhaupt da warst. Nicht auszudenken, was sonst mit mir passiert
wäre.“
    Bei dem Gedanken überlief mich ein ängstlicher Schauer.
Desiderio spürte ihn ebenfalls und zog mich noch näher zu sich heran. 
    Trotz der körperlichen Nähe und meiner zusätzlichen Nacktheit
lag in unserer Umarmung keineswegs etwas Sexuelles. Die Intimität, die zwischen
uns entstanden war, basierte auf einer ganz anderen Ebene. Auf Vertrauen. Und
dieses Gefühl der Vertrautheit verwirrte mich zusehends.
    Obwohl sich jede Faser meines Körpers dagegen

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