Vorhofflimmern
sträubte,
rückte ich schließlich ein wenig von ihm ab.
„Wir sollten aufstehen. Mein Hintern ist schon ganz taub“,
meinte ich und lächelte verlegen.
Er lächelte sanft zurück. „Na, Gott sei Dank. Ich dachte
schon, ich wäre der einzige mit diesem Problem.“
Desiderio stand auf und streckte seinen Rücken. „Uff, ich war
auch schon mal jünger!“
Ich kicherte leise.
„Das ist nicht lustig, junge Dame. In vier Jahren wirst du
das auch noch merken.“ Grinsend reichte er mir eine Hand, um mir aufzuhelfen.
„Äh... Vielleicht gehst du einfach schon mal vor, ja?“,
schlug ich vor und deutete erklärend auf meine momentan ziemlich dürftige
Körperbedeckung.
„Oh. Ja. Natürlich. Tut mir leid.“ Schnell eilte er aus dem
Bad.
War der obercoole Desiderio wirklich gerade rot geworden?
Ächzend rappelte ich mich auf und zog den Bademantel an, so
wie es sich eigentlich gehörte. Meine Haare waren in der Zwischenzeit schon
halb trocken, darum verzichtete ich auf den Fön und machte mir einfach nur
einen Handtuchturban. Ich kramte noch kurz in meiner Erste-Hilfe-Schublade nach
Verbandsmaterial und tapste dann zu Desiderio ins Wohnzimmer.
„Kannst du mir bitte den Arm anständig verbinden?“, fragte
ich, obwohl es mir zuwider war. „Mit einer Hand schaffe ich das nicht so
richtig.“
„Sicher.“
Ich setzte mich neben ihn auf die Couch und streckte meinen
dürftig bandagierten Arm aus. Sofort befreite Desiderio ihn von der
klatschnassen Binde.
„Mensch, Lena! Das muss man nähen!“, rief er erschrocken, als
der Schnitt zum Vorschein kam.
„Quatsch“, entgegnete ich bestimmt. „Klammerpflaster reichen
vollkommen aus. Hier, ich hab sogar welche da.“
„Also meiner Meinung nach, sollte man die Wunde nähen“, widersprach
er sachlich. „Das ist quasi eine ärztliche Ansicht.“
„Nun, Herr Doktor. Aus Sicht einer erfahrenen
Krankenschwester befindet sich diese Wunde in einem grenzwertigen Bereich. Die
Wundränder klaffen kaum auseinander und außerdem befindet sich die Verletzung
in genügender Entfernung zu einem Gelenk. Also werden Klammerpflaster die Haut
ausreichend zusammenziehen können.“
Wir fochten kurz einen stummen Machtkampf aus, den Desiderio
nach einer Weile aufgab.
„Na schön“, seufzte er ergeben und betupfte den Schnitt mit
Jod. „Aber wehe, du beschwerst dich, wenn du eine Wundheilungsstörung bekommst.“
„Dann verklag ich dich auf Schmerzensgeld“, scherzte ich
grinsend.
Er schüttelte tadelnd den Kopf und fixierte die Wundränder
professionell mit besagten Klammerpflastern. Dann legte er mir einen sauberen
Kompressenverband an, den keine Krankenschwester der Welt besser hinbekommen
hätte. Ich war fast ein wenig beeindruckt.
Zum Abschluss hauchte er mir noch einen Kuss auf den Verband.
Gott, war das süß!
Peinlich berührt zog ich meinen Arm von ihm weg.
„Tut mir leid“, murmelte er sofort und rückte ein Stück von
mir ab.
„Ist schon gut“, sagte ich schnell. Verlegen suchte ich nach
den richtigen Worten. „Es ist nur alles so... schwierig für mich. Ich bin
nur... ach, ich weiß nicht.“
„Lena“, unterbrach er mich sachte. „Du musst mir rein gar
nichts erklären. Zumindest nicht jetzt. Wir werden über alles sprechen, wenn du
dich dazu bereit fühlst. Heute möchte ich einfach nur auf dich aufpassen und
für dich da sein, ohne dass du mir dafür etwas schuldig bist. Ist das für dich
in Ordnung?“
Ich nickte nur. Hätte ich noch Tränen übrig gehabt, dann
hätte ich jetzt vor Dankbarkeit geweint. Sein Verständnis und
Einfühlungsvermögen waren wirklich überwältigend. Es war, als säße ein völliger
anderer Desiderio vor mir, als ich ihn bisher wahrgenommen hatte.
„Willst du jetzt schlafen?“, fragte er und legte das
Verbandszeug auf den Couchtisch.
Erschöpft bejahte ich und stand auf. Ich haderte kurz mit mir
und meinen widerstrebenden Gefühlen, doch dann fragte ich leise: „Kommst du
mit?“
„Ja.“
Schweigend führte ich ihn in mein Schlafzimmer und schlüpfte
mitsamt Bademantel und Handtuchturban unter meine Bettdecke. Desiderio löschte
das Licht. Etwas raschelte leise und ich spürte, wie er sich vorsichtig neben
mich legte.
Eine ganze Weile lagen wir einfach so nebeneinander und
sprachen kein Wort.
„Desiderio?“, flüsterte ich schließlich in die Dunkelheit.
„Hm?“
„Kannst du mich noch einmal so festhalten, wie vorhin?“
Ich hatte lange gebraucht, bis ich die Worte endlich laut
aussprechen
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