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Vorhofflimmern

Vorhofflimmern

Titel: Vorhofflimmern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Danninger
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ich ein körperliches Desaster. Ein
Polytrauma.
    Dieser beschissene Drecksack!
    In der heutigen Zeit musste freilich niemand mehr unnötige
Schmerzen erleiden, darum warf ich mir mit grimmigem Blick eine
Ibuprofen-Tablette ein.
    Nach einer kleinen Katzenwäsche schlurfte ich in die Küche,
um mir einen Kaffee zu machen. Mit einem Kaffee würde die Welt gewiss gleich
viel besser aussehen. Verwundert näherte ich mich der orangen Bäckertüte, die
auf dem Küchentresen lag. Daneben wartete eine handgeschriebene Nachricht:
     
    Guten Morgen,
    Ich hatte das
Gefühl, dass es wohl besser ist, wenn du alleine aufwachst und du erst einmal in
Ruhe über alles nachdenken kannst. Glaub mir, es ist mir sehr schwer gefallen,
zu gehen. Wenn du mich brauchst, werde ich sofort da sein. Hab keine Scheu,
kleine Kriegerin! Jeder Mensch braucht ab und zu die Unterstützung eines
Freundes.
    Desiderio
     
    Darunter standen fein säuberlich
seine Handynummer, die Festnetznummer, E-Mail-Adresse und sogar seine
Wohnanschrift. Ich musste lachen und spähte in die Papiertüte, aus der es
himmlische duftete.
    Hmm... Schokohörnchen!
    Entzückt holte ich eilig mein Telefon und speicherte
Desiderios Nummer ab. Ich öffnete das SMS Programm und starrte eine Weile auf
das leere Display.
    Was sollte ich ihm schreiben?
    Das erste was mir einfiel war: Danke.
    Weil mir das doch ein bisschen wenig erschien, tippte ich
noch dazu: Ich liebe Schokohörnchen!
    Ich drückte auf Senden und dachte mir gleichzeitig, dass ich
da gerade absoluten Schrott geschrieben hatte. Er hatte mir das Leben gerettet
und ich versteifte mich auf das Gebäck? Was war ich denn für ein Depp?
    Noch während ich mich über mich selbst ärgerte, kam seine
Antwort: Ich weiß.
    Mehr nicht?
    Ich schloss die SMS und öffnete sie wieder, doch dabei kamen
auch nicht mehr Buchstaben zum Vorschein.
    Verrückter Kerl.
    Ich schüttelte den Kopf und lächelte vor mich hin. Dann legte
ich mein Handy zur Seite und richtete beinahe feierlich mein kleines Frühstück
an. Da es sich nur um einen Teller und eine Tasse Kaffee handelte, saß ich
schon eine Minute später an meinem Esstisch und biss genüsslich in das
schokoladige Croissant. Die Schmerzen in meiner Wange hemmten das
Geschmackserlebnis um einiges, doch ich versuchte das Beste daraus zu machen.
    Ein kratziges Geräusch an meiner Wohnungstür kündete Unheil
an.
    Vera.
    Ich hatte ihr vor langer Zeit den Zweitschlüssel zu meiner
Wohnung für Notfälle überlassen, doch ihrer Meinung nach war jeder ihrer
Besuche dringend notwendig. Normalerweise hatte ich kein Problem damit, dass
sie einfach in meine Ruheoase platzte, so konnte ich mir wenigstens den
lästigen Gang zur Haustür sparen, aber heute wäre ich meiner Freundin doch eher
aus dem Weg gegangen.
    „Lena? Huhu! Pennst du noch?“, trällerte sie aus dem Flur
heraus. Ich hörte, wie sie ihre Schuhe in die Ecke pfefferte und ihren Schlüsselbund
auf die Kommode warf.
    „Küche!“, rief ich zurück, weil es ja jetzt doch keinen Sinn
mehr machte, meine Anwesenheit zu leugnen.
    Vor sich hin schnatternd bog Vera um die Ecke. „Ich dachte
mir, ich komm einfach schnell vorbei, weil ich gerade sowieso unterwegs war.
Hab meiner Tante endlich ihre Kuchenform zurückgebracht – nach über einem
halben Jahr! Puh, ich bin stolz auf mich. Und du? Geht´s dir...“ Sie stockte,
als sie mein lädiertes Gesicht sah. „Heilige Scheiße! Was ist das? Und sag
jetzt ja nicht irgendetwas von wegen Treppe hinuntergefallen!“
    Ich setzte zu einer Erklärung an, doch Vera unterbrach mich
gleich wieder.
    „Wer war das?“, bellte sie. „War das der Itaker? Ich dreh
durch! Das hätte ich dem nie zugetraut! Dieser Wixer! Wo ist er? Aus dem mach
ich Antipasti!“
    Mit irrem Blick sah sie sich um, als könnte er sich in meiner
winzigen Küche vor ihm verstecken. Veras ganze 1,60m vibrierten vor Zorn.
    „Cool bleiben, Rumpelstilzchen“, mahnte ich, doch meine
Freundin haute nur mit der Faust auf den Tisch.
    „Aus dem mach ich Bolognese!“, rief sie.
    „Hey“, beschwerte ich mich, weil sie mit ihrem Anfall meinen
Kaffee umgeschüttet hatte. „Das war nicht Desiderio!“
    „Nicht?“, schnaufte Vera.
    „Nein. Ganz im Gegenteil.“ Ich schnappte mir einen Lappen und
wischte die Kaffeelache auf. „Und jetzt setzt dich erst einmal. Keiner macht
hier aus irgendwem italienisches Essen, okay? Du machst mich ganz kirre und das
kann ich jetzt so gar nicht gebrauchen!“
    Sofort ließ sich Vera auf einen

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